Kommentar – Der deutsche Obi-Erbe und Familienvater Karl-Erivan Haub ist ein sportlicher Mann: Schlank, gutaussehend, drahtig. Was die Öffentlichkeit aber eher nicht wusste ist, wie stark Sport sein Leben prägte, durchaus auch Risikosport.

Fakt ist: Seit Tagen ist er verschollen am eisigen unwirtlichen Riesenberg Matterhorn in der Schweiz. Dort soll Haub, 58, Samstagmorgen die Bergstation gegen 8.30 Uhr betreten haben, um mit der Klein-Matterhorn-Bahn auf circa 3000 Metern Höhe zu fahren. Oben angekommen sieht man ihn auch noch auf Videos, doch seitdem gibt es keine Lebenszeichen mehr. 

Der zuständige Schweizer Staatsanwalt, Dominic Lehner, erklärt, man könne nach wie vor weder ein Verbrechen ausschließen, noch einen Unfall.

Die Suchtrupps in der Schweiz sind seit Tagen bemüht, den eher unscheinbaren Großunternehmer in dem unwirtlichen Gebiet zu finden. Doch das Wetter macht derzeit einen Fund des deutschen Multi-Milliardärs Karl-Erivan Haub, der mit ganzem Namen Karl-Erivan W. Haub heißt, unmöglich. Es schneit und finster dunkle Wolken ziehen über das Gebirgsmassiv.

Gut möglich, schreiben Schweizer Medien, dass der Haub-Erbe, der noch zwei Brüder hat – Christian W.E. Haub und Georg Haub -, in einen Gletscher gefallen sei. Da habe man zwar theoretisch eine Überlebenschance, doch nur, wenn man sich nicht verletzt habe und mit dem Eis nicht langfristig in Kontakt komme. Sonst sei eine Erfrierung nach wenigen Tagen unumgänglich.

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Auch wenn es schwer fällt über einen so tragisch Vermissten nun kritisches zu schreiben: Doch man kann Karl-Erivan Haub auch Leichtsinn vorwerfen. Wie kann man als Milliardär überhaupt alleine in ein solches Gebiet gehen?

Warum hatte er nicht ein, zwei oder drei weitere Leute, Sicherheitsleute oder wenigstens erfahrene Schweizer oder deutsche Bergleute, bei sich gehabt in einem solch gefährlichen verschneiten Gebirge?

Zudem schreiben Medien, Haub hätte sein Handy bei sich gehabt, doch hier gebe es auf dem Matterhorn, das ein bisschen klingt, wie Marter, also Qual, oft Funklöcher.

Wir wissen nicht, was für ein Handy der Leistungs-Sportler Haub hatte. Aber bislang ist nirgends die Rede davon, dass er ein Satellitenhandy dabei gehabt hätte, das ma eigentlich in solche Gebiete mitnimmt. Zudem gibt es Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät).

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„Im Sendebetrieb sendet das Gerät periodisch in Abständen von mindestens 200 ms ein schwaches Funksignal mit 70 ms Dauer auf einer Trägerfrequenz von 457 kHz, ältere Geräte arbeiten auch noch auf der ELF-Frequenz von 2275 Hz. Die Geräte müssen Temperaturen von −30 °C bis +70 °C im Betrieb und über eine Dauer von mehr als 10 Stunden standhalten“, führt Wikipedia aus.

Und planetsnow.de schreibt:

„LVS-Gerät muss mit: Ohne LVS-Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät), Schaufel und Sonde haben Freerider im Gelände nichts verloren. Da gelten keine Ausnahmen! Nur mit Hilfe dieser Mindestausstattung ist man in der Lage, sofort bei einer Verschüttungssuche zu helfen oder selbst gefunden zu werden. Denn selbst bei einer zügigen Alarmierung der Bergwacht vergeht in der Regel zu viel Zeit. Bereits nach 10 bis 15 Minuten sinken die Überlebenschancen unter dem Schnee rapide.“

Zudem steht eigentlich in allen Skiführerin: In gefährlichen Gebieten solle man nur in Gruppen skifahren oder wandern. Nicht alleine.

Karl-Erivan Haub ist ein Mann. Und ein Milliardär. Und wie so viele Männer, scheint auch er das Abenteuergen in sich zu haben, das suggeriert, als einsamer Mann sei Abenteuer noch abenteuerlustiger.

Das mag stimmen, aber es ist eben auch sehr gefährlich und leichtsinnig. Man tut im Notfall ja nicht nur sich etwas an, sondern auch seinen Freunden, der Familie, der Frau, den Kindern.

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Es erinnert ein bisschen an die irrwitzige Flugtour des jungen Unister-Unternehmers Thomas Wagner aus Leipzig. Er kam im Sommer 2016 unter großer medialer Anteilnahme nach einem kriminellen Kredit-Tauschgeschäft, wo er in Venedig von einem gebrochen deutsch sprechenden vermuteten Sinti oder Roma um 1,5 Millionen Euro betrogen wurde (einem angeblichen „Levi Vass“), ums Leben.

Denn auf dem Rückflug aus Venedig, wohin man Wagner gelockt hatte, stürzte er unter dubiosen Umständen in den Alpen in Slowenien in bergigerem Gebiet ab: Aus circa 3000 bis 5000 Metern Höhe in einer ungeeigneten sechssitzigen gecharterten Piper 32.

Das klapprige Flugzeug hatten obendrein seine dubios-kriminellen Kreditvermittler gechartert. Da es in den USA zugelassen war, durften deutsche Flugabsturz-Experten rechtlich noch nicht einmal in Slowenien zum Absturzort.

Auch beim Absturz des Wagner-Privatflugzeugs war Leichtgläubigkeit und Leichtsinn Schuld an dem Dilemma, aber auch ein krimineller Zirkel, der Wagner in die Falle gelockt hatte. Danach gingen Unister-Firmen (ab-in-den-urlaub.de, fluege,de) Stück für Stück Konkurs. Unister wurde so letztlich zerschlagen und ging filetiert an mehrere neue Inhaber. In der Spitze hatte das Unternehmen, welches 2002 als studentisches Startup gegründet worden war, über 2000 Mitarbeiter und galt über Jahre als Vorzeigeunternehmen.

Unser Mitgefühl gilt den Freunden und der Familie von Karl-Erivan Haub, dessen Überlebenschancen im eisigen Gebirge wohl nach fast einer Woche des Verschollenseins gen Null sinken dürften. Nur gut, dass die ganze Tragöde sein Vater Erivan Haub nicht miterleben muss.

Erivan Haub starb erst vor wenigen Wochen am 6. März 2018 auf seiner Ranch in Pinedale, Wyoming, USA, wo er mit seiner Frau Helga Haub Zeit verbrachte. Helga Haub war im Januar 2018 mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden. 

Sie muss nun in wenigen Wochen nicht nur den Tod ihres Ehemanns verkraften, sondern möglicherweise auch den Verlust eines ihrer drei Söhne. Doch noch besteht ein winziges bisschen Hoffnung, dass man Haub doch noch lebendig finden möge.

Update: Erst vor vier Wochen, Mitte März 2018, hatte der vermisste Karl-Erivan Haub selbst eine bewegende Rede auf den Tod seines 85-jährigen Vaters und Familien- sowie Firmenpatriarchen Erivan Haub gehalten. Dass der Sohn selbst wenige Wochen später offensichtlich dem Tod würde in die Augen sehen, war damals für niemanden zu erahnen. Das macht das ganze aber nur noch viel tragischer. 

Tengelmann Porträt

Tengelmann selber schreibt über die Tengelmann Gruppe das Folgende:

„Modern strukturiert und international ausgerichtet gehört die Unternehmensgruppe Tengelmann zu den weltweit bedeutendsten Handelsunternehmen. Heute gehören zur Unternehmensgruppe Tengelmann 73 Beteiligungen, die einen Umsatz von circa 30 Milliarden Euro erwirtschaften und mehr als 215.000 Mitarbeiter beschäftigen.

Dazu gehören u. a. die Bau- und Heimwerkermärkte OBI, der Textil- und Nonfood-Discounter KiK, die Tengelmann E-Commerce GmbH, Emil Capital Partners sowie die Trei Real Estate GmbH. Darüber hinaus ist das Unternehmen an Netto Marken-Discount und am 1-Euro-Discounter TEDi beteiligt. Verschiedene kleinere Produktionsbetriebe und Dienstleistungsgesellschaften runden das Portfolio der Unternehmensgruppe Tengelmann ab.

Standort der Holding ist Mülheim an der Ruhr, wo das traditionsreiche Familienunternehmen 1867 gegründet wurde. Für die operative Führung der Unternehmensgruppe sind heute in fünfter Generation Karl-Erivan W. Haub und Christian W. E. Haub (Geschäftsführende und persönlich haftende Gesellschafter) verantwortlich.

Ökologisches und gesellschaftspolitisches Engagement haben für die Unternehmensgruppe Tengelmann einen hohen Stellenwert. Für ihr seit Jahrzehnten energisch vorangetriebenes Umweltschutzprogramm unter dem firmeneigenen Umweltzeichen Frosch & Schildkröte hat sie bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Mit der 2007 gestarteten Tengelmann Klimainitiative wird dieses Engagement konsequent weitergeführt.“

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Von Tim

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