Medikamente werden teurer, aber auch immer besser.
Medikamente werden teurer, aber auch immer besser.

In den USA ist 2014 der höchste Anstieg für Medikamenten-Ausgaben seit 2001 zu verzeichnen. Mit 373,9 Milliarden US-Dollar für Medikamente wurde in den USA so viel für die Gesundheit ausgegeben, wie nie zuvor in der Geschichte des multikulturellen Landes. Alleine die Ausgaben für verschreibungspflichtige Medikamente sind in den Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 2014 um 13,1 Prozent gestiegen.

Murray Aitken, Geschäftsführer des amerikanischen „IMS Institute for Healthcare Informatics“ schätzt, dass der Medikamenten-Anstieg 2014 sogar der höchste sei, den man jemals in der US-Pharmageschichte verzeichnet habe. Das „IMS Institute for Healthcare Informatics“ ist darauf spezialisiert, Daten rund um verschreibungspflichtige Medikamente zu erheben.

Wichtiger Impulsgeber für die steigenden Pharma-Ausgaben sind neue hoch effiziente Medikamente, welche die amerikanische Zulassungsbehörde, die U.S. Food and Drug Administration, genehmigte. Doch haben innovative hoch effektive Pharmaprodukte auch ihren Preis – in der Entwicklung und später entsprechend beim Kauf durch Patienten beispielsweise in den Apotheken. Begleichen müssen die Mehrausgaben für Medikamente in Höhe von 43 Milliarden Dollar die seit Jahrzehnten im Geld schwimmenden amerikanischen Krankenkassen.

Ein Großteil der Ausgaben-Zunahme für Medikamente ist in den USA der Behandlungen von Hepatitis C zuzuschreiben, aber auch Krebs, Diabetes oder Multiple Sklerose. In den USA leiden weit über 3 Millionen Menschen an Hepatitis C – einer bis vor wenigen Jahren als unheilbar geltenden Virus-Infektionskrankheit der Leber. Seit gut einem Jahr gibt es aber vom kalifornischen Biotechnologie-Unternehmen Gilead Sciences Inc. eine neue Tabletten-Therapie. Sie schafft es erstmals von Hepatitis-C befallene Patienten innerhalb von nur zwölf Wochen mit einer Effektivität von über 86% komplett zu heilen. An einer solchen Therapie forschten weltweit Zehntausende Wissenschaftler in den vergangenen 60 Jahren.

Top-Medikamente haben ihren Preis – eine Tablette kostet bis 1000 Dollar

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Doch haben revolutionäre neue Pharmaprodukte ihren Preis, welche auch die hohen Forschungs-Ausgaben wieder einspielen sollen: Rund 1000 Dollar kostet nur eine Hepatitis-C Tablette von Gilead Science. Die 12-wöchtige Therapie schlägt mit rund 120.000 Dollar in den USA und einem ähnlich hohen Betrag in der Europäischen Union (EU) zu Buche. Doch auch wenn dieses hoch anmutet, so gilt: Hepatitis C führte bis vor wenigen Jahren zu lebenslangen Behandlungen in Krankenhäusern und bei Ärzten, oft zu einer teuren Leber-Transplantation mit lebenslangen schmerzhaften Begleiterscheinungen.

Auch wenn konservative Politiker rund um die Republikaner den Anstieg der Gesundheitshausgaben in den USA versuchen der neuen sozialen Krankenversicherungs-Pflicht, Obamacare, zuzuschreiben, besagen die nun veröffentlichten Zahlen eine andere Sprache. So fallen zwar 11,7 Millionen Amerikaner unter die neue gesetzlich vorgeschriebenen Krankenversicherung, den Care Act. Aber diese neuen Krankenversicherten sind nicht der Motor für den deutlichen Ausgabenanstieg im Gesundheitssystem der USA.

Wichtiger sind Ausgaben für neue Hochleistungs-Medikamente der Top-Klasse, wozu beispielsweise das Hepatitis-C-Medikament gehört, aber auch bessere medizinische Behandlungen von Krebs, Autoimmunerkrankungen wie Rheumatoide Arthritis oder anderer Viruserkrankungen wie HIV (auch hier gibt es jetzt eine hoch effiziente 1-Pillen-Therapie pro Tag – ebenfalls von Gilead Science).

Alleine das neue Top-Medikament gegen Hepatitis C wurde für über 12 Milliarden Dollar Kranken verschrieben

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Alleine das neue Hepatitis C-Medikament  von Gilead Sciences Inc., Harvoni, kostete die Krankenversicherungen in den USA geschätzte 12,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014.

So wie neue Medikamente den Wert von Pharma-Unternehmen steigern, verlieren typische Nachmacher-Unternehmen in der Branche an Wert. In den USA gingen 2014 die Umsatzerlöse durch sogenannte Generika-Medikamente von 19,6 Milliarden Dollar im Jahr 2013 auf 11,9 Milliarden im Jahr 2014 zurück.

Trotz der hohen zusätzlichen Ausgaben im Gesundheitssektor sind viele Ärzte wie Krankenkassen zufrieden. Denn auch für sie ist es ein Erfolg, wenn sich Behandlungen von Patienten, welche sich früher über Jahre oder Jahrzehnte erstreckten, nun teils auf Wochen beschränken lassen.

Doch auch das mag zu einem Anstieg der Gesundheitsausgaben in den USA geführt haben: Pharma-Konzerne geben gerne Ärzten und Krankenkassen Rabatte, wenn diese effektivere Medikamente verschreiben, welche häufig eben auch die teureren sind.

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