Steuerbetrug durch Steuerberater ist in Japan ein zunehmendes Problem.
Steuerbetrug durch Steuerberater ist in Japan ein zunehmendes Problem.

In Japan wurden 2014 so viele Steuerberater wie noch nie zuvor wegen Steuerbetrugs – oft in Form der Beihilfe zur Steuerhinterziehung – angeklagt. Dabei wurden die Disziplinarmaßnahmen gegen Steuerberater im Vergleich zu vor zehn Jahren verdreifacht.

In Japan kämpfen sowohl Staatsanwaltschaften als auch Berufsinnungen mit dem Problem der immer weiter um sich greifenden Involvierung von Steuerberatern in Steuerbetrugs-Vorwürfe. Die japanischen Strafverfolgungsbehörden sagen, die meisten Fälle beträfen Versuche, über Steuerflucht ins Ausland den japanischen Staat um Steuern zu bringen.

2014 habe man, erklärte die japanische Nationale Steueragentur, rund drei Mal so viele Disziplinarmaßnahmen gegen Steuerberater ausgesprochen, wie 10 Jahre zuvor.

Insgesamt stehen den japanischen Finanzaufsichten drei Formen der Disziplinarmaßnahmen gegen Steuerberater, beziehungsweise Steuerberatungsbüros zur Verfügung: Die härtesten darunter ist das komplette Geschäftsverbot mit der „Entsorgung der Geschäftsstelle“. Möglich ist aber auch ein vorübergehendes Verbot des Geschäftsbetriebes – beispielsweise eine zweimonatige Beratungssperre.

Die oberste Steuerbehörde Japans nennt zaghaft als einen der Gründe möglicherweise „nicht ausreichend qualifiziertes Personal“, zu „junges Alter der Steuerberater“, als auch den „Preiswettbewerb im Internet“. In Japan gibt es rund 70.000 Steuerberater. Dies sind gut 6000 mehr, also noch vor zehn Jahren.

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Mit der höheren Anzahl an Steuerberatungs-Büros in Japan verschärft sich der Wettbewerb durch Billigangebote

Vor allem im Bereich der Kundenakquisition gebe es unter Japans Steuerberatern einen zunehmend starken Wettbewerb, sagte die Finanzbehörde weiter. Dies könne dazu führen, dass nicht die besten und seriösesten Steuerberater den Zuschlag erhielten, sondern die günstigsten. Billig bedeute aber manchmal, dass Klienten zwar nicht vorsätzlich falsch berieten würden oder grob fahrlässig , sind aus Unwissenheit. Doch auch dies schütze vor Strafe nicht.

Entsprechend der Angaben der nationalen japanischen obersten Steuerbehörde habe es alleine 2014 insgesamt 59 Rügen gegen japanische Steuerberater und Steuerberaterinnen gegeben. Darunter seien 13 Geschäftsverbote ausgesprochen wurden und 46 sonstige Disziplinarmaßnahmen wegen Verfehlungen. Noch im Jahr 2005 hatte man lediglich gegen 10 japanische Steuerberatungskanzleien Rügen ausgesprochen, darunter drei Berufsverbote.

Bevor in Japan gegen Steuerberater vorgegangen wird, bemühen die Aufsichtsbehörden den staatlichen „Internal Revenue Service“. Dabei war neben dem klassische Steuerbetrug – beispielsweise die Beratung zur illegalen Steuerflucht – der Bereich Lohnsteuer im besonderen Fokus der japanischen Steueraufsichtsbehörden.

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Manchmal fallen die Steuerberatungs-Klienten selbst aus allen Wolken, wenn wegen Steuerbetrugs ermittelt wird

Doch nicht immer sind die Klienten über die Falschberatungen ihrer Steuerberater informiert. In nicht vielen Fällen fallen die Kunden selber aus allen Wolken, wenn ihnen plötzlich, trotz umfangreicher Steuerberatung durch eine Kanzlei, der Vorwurf des Steuerbetrugs gemacht wird oder gar ein Strafverfahren eingeleitet wird.

Der Vertreter eines japanischen Unternehmens sagte beispielsweise, er habe dem Steuerberater 10 Jahre vertraut und ihm sehr viel Geld überwiesen.  Deshalb sei er fassungslos, dass gegen sein Unternehmen nun wegen einer angeblichen Steuerhinterziehung, hervorgerufen durch eine Falschberatung seines Steuerberaters, ermittelt werde.

Ebenfalls ein immer wieder erhobener Vorwurf ist, dass im Bereich der Spenden oder Erbschaften Steuerhinterziehungen in umfangreicherer Weise begangen würden. Die Präfektur Wakayama sagte beispielsweise, ihr lägen Fälle vor, wo Spenden an Wohlfahrtsgesellschaft vorgegaukelt worden seien, in Wahrheit aber nie erbracht worden seien, um Steuern zu sparen. Deshalb seien nun 8 Personen festgenommen worden.

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In Japan können sich viele Berufsgruppen „Steuerberater“ nennen

Noch hoffen die japanischen Steuerbehörden, dass der Steuerbetrug durch Steuerberater neben dem harten Wettbewerb auch damit zu tun haben könnte, dass immer mehr junge unerfahrene Steuerberater anfingen. Außerdem scheint es in Japan ein Ausbildungsproblem zu geben in Sachen Steuer.

Denn letztlich dürfen sich in Japan unterschiedlichste Berufsgruppen Steuerberater nennen, die aber nicht immer wirklich qualifiziert sind, um die komplexe japanische und internationale Steuergesetzgebung zu durchdringen. Nur weil sich jemand Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwalt nenne, heiße dies noch lange nicht, dass man auch wirklich ein guter Steuerberater sei, monieren die japanischen Behörden.

Beliebt ist unter Japans Steuerberatern zunehmend die Werbung im Internet mit Billig-Angeboten. So sind Online-Anzeigen, welche „Rabatt auf die Steuerberatung“ verkünden, keine Seltenheit. Gerne wird sich ferner direkt an Unternehmen gewendet, indem mit einem vermeintlichen Verständnis für die Bedürfnisse der Industrie um Kundschaft für die Steuerberater geworben wird: „Herausforderung für die Industrie zu niedrigsten Preisen“, ist nach Angaben des japanischen Portals sankei.com beispielsweise eine solche Marketing-Ansprache.

Welche Rolle spielen Buchhaltungs-Softwares?

Noch nicht klar ist, ob die auch in Japan immer weiter verbreitete Anwendung von Buchhaltungs-Softwares zu vermehrten Fehlern in den Steuererklärungen führen könnte.

Jedenfalls versucht der Geschäftsführende Direktor vom Japanischen Verband der zertifizierten Steuer-Buchhalter, Sugita Munehisa, das Problem mit Steuerbetrug durch Steuerberater in Japan herunterzuspielen. Er verweist darauf, dass es sich nur um einen kleinen Teil an Tätern handele, die aber häufig durch den Preiswettbewerb in Verfehlungen verstrickt gewesen seien. Hilfreich könne künftig ein Ethik-Training sein sowie Gespräche, um Wiederholungen zu verhindern.

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Von Herbert

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