Hotels sind für die Sicherheit ihrer Gäste maßgeblich verantwortlich.
Hotels sind für die Sicherheit ihrer Gäste maßgeblich verantwortlich.

Wenn Hotels glauben, sie wären für die Sicherheit, auch die Wahrung der Privatsphäre ihrer Hotelgäste nicht maximal zuständig, belehrt jetzt eine Jury eines US-Gerichts die Hotelbetreiber eines besseren.

So sprach die Jury eines US-Gerichts der amerikanischen Sport-Moderatorin Erin Andrews 55 Millionen US-Dollar Schmerzensgeld zu. Grund: Ein der Stalkerei Bezichtigter – Michael B. – hatte in einem Hotel von ihr heimlich durch das Schlüsselloch ein Nacktvideo gemacht. Der ganze Falle erinnert im entfernteren an BMW-Erbin Susanne Klatten.

Von der Milliardärin war in einem Mittelklasse-Hotel in München Schwabing von einem vermeintlichen Liebhaber ebenfalls heimlich ein Video gemacht worden, mit welchem er anschließend die attraktive Milliardärin erpressen wollte.

Im nun vor einem US-Gericht verhandelten Gerichtsverfahren ging es um die ebenfalls attraktive Sportscasterin Erin Andrews. Sie war in ein Hotel in Nashville, Tennessee, eingecheckt. Dort erlebte sie dann den Horror ihres Lebens: Ein Stalker hatte heimliche Nackt-Videos von ihr gemacht. Ob das Video Nacktszenen zeigt, oder gar Sex-Szene, konnte steuerratschlag.eu bislang nicht verifizieren.

Jedenfalls erklärte die Gerichts-Jury, sie sehe eine erhebliche grobe Fahrlässigkeit an den Persönlichkeitsrechten von Erin Andrews. Deshalb spreche man ihr nun die erstaunlich und ungewöhnlich hohe Schmerzensgeld-Summe von 55 Millionen US-Dollar zu, also umgerechnet 49,85 Millionen Euro. Das ist weniger, als die Rechtsanwälte der Sportmoderatorin ursprünglich gefordert hatten, nämlich 75 Millionen US-Dollar, also umgerechnet rund 69 Millionen Euro.

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Ursprünglich soll die TV-Moderatorin 75 Millionen US-Dollar gefordert haben

Zahlen müssen nun der bezichtigte Stalker – sofern er kann – sowie der Eigentümer und Betreiber des Nashville Marriott Hotel at Vanderbilt University. Der Starker Michael B. war bereits zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden wegen schon einmal heimlich aufgenommener Videos von Andrews.

Insgesamt hatte die US-Jury weniger als acht Stunden beratschlagt. Dabei war primär über die Höhe des Schadensersatzes und Schmerzensgeldes für die Prominente diskutiert worden. Das Urteil sieht eine faktische Teilung der gesamten Summe vor. So soll der Stalker 28 Millionen US-Dollar bezahlen, der Hotelbetreiber – beziehungsweise möglicherweise die Versicherung des Hotels – ebenfalls rund 26 Millionen US-Dollar.

Ursprünglich hatte die Sportmoderatorin Andrews direkt die amerikanische Marriott International Holding verklagt. Jedoch hatte der Richter dieses zurückgewiesen mit dem Hineis, dass eine der weltweit größten Hotelketten ein Franchise-System der Hotels pflege. Dies bedeute, dass die Holding nicht jedes Hotel betreibe, sondern den Hotels ihre Marke zur Verfügung stelle. Deshalb sei nicht die Holding für die Sicherheit in den Hotels primär verantwortlich, sondern das jeweilige lokale Franchise-Unternehmen.

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Nacktvideo durch ein Guckloch in der Hotelzimmertüre

Das Nacktvideo von Andrews war durch ein Guckloch der Hotelzimmer-Türe aufgenommen worden und zwar mit einer Handy-Kamera.

Im nun vor Gericht verhandelten Fall des Marriott-Hotel war es dem Stalker gelungen, direkt neben dem Hotelzimmer der Moderatorin ebenfalls ein Zimmer anzumieten. Der Fall reicht allerdings ins Jahr 2008 zurück, als sich die Moderatorin wegen eines College-Football-Spiels in Nashville aufgehalten hatte. Das Hotel wiederum hatte vor Gericht versucht zu argumentieren, dass man die Moderatorin darüber informiert habe, dass im Zimmer nebenan eine Person eingemietet worden war.

Wie konkret das Hotelzimmer aussah, ist öffentlich bislang nicht groß bekannt geworden. Gut möglich, dass es sich um eine Art Doppelzimmer handelt, welche durch eine abgeschlossene Trenntüre separiert war, wie es in Hotels manchmal vorkommt. Denn durch normale Hoteltüren kann normalerweise nicht gefilmt werden.

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Doch selbst wenn es eine Solche Trenntüre zwischen zwei Hotelzimmern gewesen sein sollte, scheint das Gericht der Auffassung gewesen zu sein, dass es grob fahrlässig vom Hotelbetreiber gewesen ist, dass überhaupt durch Schlüssellöcher gefilmt werden konnte.

Grob fährlässig durch das Hotel

Andrews arbeitet derzeit für Fox Sports und fungiert als Co-Gastgeber der amerikanischen Ausgabe von „Dancing with the Stars“.

Vor Gericht sollen der Moderatorin Tränen in den Augen gestanden haben, als sie die Demütigung der heimlich aufgenommenen Nackt-Videos geschildert hatte. Angeblich hätten Millionen Menschen das Video gesehen, soll sie argumentiert haben.

Betreiber des betroffenen Marriott-Hotels war die West End Hotel Partners und Windsor Capital Group. Sie argumentierte, wonach ausschließlich der Stalker B. Schuld an den Videos sei, nicht aber das Hotel selber. Zudem argumentierte der Anwalt des Hotels, Marc Dedman, wonach Andrews trotz des Nacktvideos weiterhin beruflichen Erfolg aufgewiesen habe. Sie habe also keine dauerhaften Schäden erlitten. Vielmehr sei das Gegenteil der Fall gewesen:

„Ihre Karriere ist in die Höhe geschossen“, erklärte Dedman. Kritik an dem hohen Schmerzensgeld soll auch Jim Todd geäußert haben, welcher von US-Medien als “bekannter Strafverteidiger und ehemaliger Staatsanwalt in Nashville“ bezeichnet wird. Er soll gegenüber NBC News erklärt haben, wonach er davon ausgehe, dass die Gerichts-Jury – sieben Frauen und fünf Männer – vor allem nach ihrem Herzen, nicht aber ihrem Verstand entschieden hätten.

Karriere der Moderatorin sei nach dem Vorfall in den Himmel geschossen

Dabei sei, soll der Jurist gesagt haben, Leitgedanke der von Frauen dominierten Jury primär gewesen, wie sie sich fühlen würden, wenn ihnen das mit den heimlichen Nacktaufnahmen im Hotel passiert wäre. Sie hätten aber nicht darüber nachgedacht, wie groß tatsächlich der erlittene Schaden und wie verhältnismäßig und angemessen das Schmerzensgeld sei. So schloss sich auch Todd der Ansicht des Hotelbetreibers an, wonach die hübsche TV-Moderatorin jetzt besser denn je beruflich im Geschäft sein soll. Es deute auch nichts drauf hin, dass sie irgendein Trauma erlitten habe. Vielmehr nächtige sie nach wie vor in Hotels und trete öffentlich auf.

In einem auf Twitter veröffentlichten Tweet schrieb die TV-Moderatorin wiederum (aus dem Englischen übersetzt durch steuerratschlag.eu):

„Ich würde gerne dem Nashville-Gericht, dem Gerichts-Personal und der Jury für ihre Bemühungen und ihren Service danken. Die Unterstützung, welche ich von den Menschen in Nashville erhalten habe, war überwältigend. Ich würde auch sehr gerne meiner Familie danken, den Freunden und meinem Rechts-Team. Ich fühle mich geehrt über die Unterstützung, welche ich von überall auf der Welt erhalten habe. Ihr Aufschrei hat mir geholfen, aufzustehen und mich gegen die zu wehren, welche dafür verantwortlich sind, dass für jeden die Sicherheit und Privatheit gewahrt bleibt.“

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