Chile gehört zu den Steueoasen weltweit. Doch auch im südlichsten Land Amerikas werden die Gesetze nun verschärft. (Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain)
Chile gehört zu den Steueoasen weltweit. Doch auch im südlichsten Land Amerikas werden die Gesetze nun verschärft. (Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain)

Fast ein Viertel der Welt, 39 Staaten, gelten als „Steuerparadiese“. Dazu gehören Regionen in den USA, aber auch Irland, British Virgin Islands oder Chile.

Dass Chile eine Steueroase ist, dies erklärte das Land nun einmal mehr selber. Dabei bezog sich Chile auf eine Liste, welche die OECD bis 2003 erstellt hatte.

Seit 2003 wird die Steueroasen-Liste durch die OECD, also die „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“, nicht weiter geführt. Grund: Druck aus dem Westen und zahlreichen anderen Ländern. Denn Regelmäßig standen ebenso britische oder amerikanische Gebiete auf der OECD-Steueroasenliste.

Wie in der EU, so in Chile: Investoren oder Bürger, welche sich hohen Steuern durch Briefkastenfirmen in ausländischen Steuerparadiesen entziehen möchten, tun dies durchaus mit großer Energie. Dazu gehört auch der ehemalige chilenische Präsidenten Sebastian Pinera, ein Milliardär.

Er soll in Peru über die British Virgin Islands und eine Briefkastenfirma umstrittene Geschäfte für Fischerei in Peru abgewickelt haben. Später hieß es, das Pineras Briefkastenfirma lediglich dem Modell einer Steuerhinterziehung ziehe. Das Verfahren läuft.

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Doch Steuerparadiese sind per se nicht illegal. Sie stellen eine durchaus legale Option dar, um Steuern zu sparen. Wichtig dabei ist, dass man die dort geparkten Gelder oder verbuchten Umsätze und Gewinne im Heimatland, aus welchem man stammt, in der Steuererklärung transparent angibt.

Neben Chile gelten Länder wie Israel, Österreich oder die Schweiz als Steuerparadiese. Nicht umsonst gibt es einige reiche deutsche Familien, welche sich lieber in Salzburg oder Wien niederlassen, als in Deutschland. Dazu gehörte beispielsweise einstmals der verstorbene deutsche Milliardär Friedrich Karl Flick (geb. am 3. Februar 1927 in Berlin; gestorben am 5. Oktober 2006 in Auen am Wörthersee in Österreich).

Der chilenische Botschafter zur OECD, Claudia Serrano, kritisiert, dass sich die OECD mittlerweile nicht mehr getraue, umfangreicher Steueroasen in einer Liste öffentlich zu benennen.

Die OECD zieht sich seit Jahren auf die Floskel zurück, wonach es angeblich nicht zu ihren Zuständigkeiten gehöre, Steueroasen öffentlich zu benennen.

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Das könnte künftig die Europäische Union machen. So nimmt die EU derzeit 80 Länder unter die Lupe und möchte untersuchen, ob diese unter den Begriff „Steueroase“ fallen könnten.

Als Basis hierfür gelten die Fragen der Steuertransparenz, ein fairer Steuerwettbewerb, sowie die Teilnahme an der sogenannten BEPS-Initiative der „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ und der „G-20-Gruppe gegen Strategien zur Gewinnverlagerung“.

Allerdings sollte man sich von der Liste nicht all zu viel erwarten. So verlautbarte bereits, dass ausgerechnet die Schweiz auf der EU-Liste wohl nicht genannt werden solle. Gut möglich, dass auch diverse britische Steueroasen auf Grund von Druck aus London auf der Liste nicht genannt werden, ebenso Steueroasen in den USA.

In Chile gilt zum Jahr 2017, dass die Steuererklärung transparenter als bislang abzugeben ist. So müssen Einzelpersonen und Unternehmen grundsätzlich in Chile Steuern auf Gewinne und Umsätze bezahlen, welche durch Investitionen im Ausland erzielt worden sind. Dies gilt auch dann, wenn diese Investition aus Steuervergünstigungen getätigt worden sind.

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Künftig müssen in Chile Bürger oder Unternehmen, welche in ihrer Steuererklärung Auslandsgelder nicht sehr transparent angeben, mit Straf-Aufschlägen von 50% bis 300% auf die hinterzogenen Steuern rechnen. Zudem drohen geringfügige Gefängnisstrafen wegen Steuerbetrug. Basis für die verschärften Steuerregeln ist der neue Artikel 41 H der chilenischen Steuergesetzgebung.

Besondere Vorsicht sollten Investoren und Bürger in ihrer Steuererklärung auf Gewinne und Umsätze legen, wenn diese in Ländern erzielt worden sind, in welchen die Steuerquoten geringer sind, als in Chile.

Dies gilt ebenso für Länder, mit welchen Chile noch keine Verträge über den weltweit immer häufiger geltenden „Austausch von Finanzinformationen“ abgeschlossen hat.

Nicht wenige Länder verfügen nach wie vor über keine eingehende Kontrolle von erwirtschafteten Umsätzen oder Gewinnen und sonstigen Vermögenswerten. Doch auch das kann sich in Zukunft ändern.

Derzeit gilt jedoch: In Ländern wie Thailand erhalten Käufer häufig noch nicht einmal eine Rechnung – die ideale Basis für Steuerhinterziehungen auf Seiten der Verkäufer.

Der Kampf gegen Steuerflucht wird dadurch erschwert, dass Steueroasen nicht selten Gesetze haben, welche lediglich regeln, wonach Bürger des eigenen Landes Umsätze und Gewinne versteuern müssen, nicht aber ausländische Investoren oder Inhaber von Briefkastenfirmen nähere Angaben machen müssen.

Doch das System der Steueroasen würde es nicht geben, wenn es nicht zahlreiche Argumente dafür gebe.

So sagte der chilenische Steueroase-Experte Manuel Manquez, wonach es für Investoren eben attraktiv sei, mit Hilfe im Ausland investierter Gelder Steuern zu sparen. Dies gelte vor allem für den Fall, wenn man im Steueroasen-Land noch nicht einmal Steuern bezahlen müsse.

Hinzu kommt: Nicht wenige Steueroasen sehen ihre niedrigen Steuern als Geschäftsmodell und einzige Möglichkeit überhaupt Investoren ins Land zu locken. Dabei helfen sie durch weniger Papierkram nicht nur Steuern zu sparen, sondern Geschäftsideen schneller umzusetzen.

Weitere Informationen: www.t13.cl

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Von Herbert

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