Lange Geschichte in München: Das Linde Kühlhaus in München im Jahr 1938. (Bild: Linde Group)
Lange Geschichte in München: Das Linde Kühlhaus in München im Jahr 1938. (Bild: Linde Group)

Als einer der ersten deutschen Großkonzerne verdrückt sich Linde jetzt ebenfalls ins Steuerparadies Irland.

So verlautete das Unternehmen, wonach der neue Firmensitz von Linde und Praxair das in Steuertrickserei berüchtigte Irland sei.

Neben Google drücken sich auf Irland auch Facebook, Amazon oder Microsoft um Steuern in den reichen EU-Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Italien.

Irland gehört mit einem durchschnittlichen Unternehmenssteuersatz von 12,5% als Dumpingland in Steuersachen. Nur EU-Länder wie Rumänien versuchen seit geraumer Zeit mit noch niedrigeren durchschnittlichen Körperschaftssteuern Unternehmen in das Land zu locken.

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Zum Vergleich: In Deutschland fallen in Schnitt mindestens 30 Prozent Körperschaftssteuer für Unternehmen an.

Neben Irland ist Luxembourg ein beliebtes Steuerdrücker-Ziel. US-Firmen wie Amazon oder McDonald’s habe man dort Steuersätze von weniger als einem Prozent angeboten, schreibt die Süddeutsche Zeitung.

Apple wiederum soll nach Berechnungen der faktischen EU-Regierung, der „EU-Kommission“, auf seine Dutzenden Milliarden Euro Umsätze und Gewinne in der Europäischen Union gar weniger als 0,1 Prozent Steuern bezahlt haben.

Dies sei aber, so die EU, ein Verstoß gegen europäische Gesetze. Denn die EU-Gesetze zögen staatlichen Subventionen an Unternehmen deutlich Grenzen. Dumpingsteuern seien aber eine Form der Unternehmens-Subventionen.

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Deshalb, so die EU, solle Apple mindestens 13 Milliarden Euro zu wenig bezahlte Steuern nachbezahlen. Seltsam ist aber bislang, dass es trotz der massiven EU-Forderungen auf Steuernachzahlungen kein Steuerstrafverfahren gegen Apple gibt.

Linde-Praxair werde nach seiner Fusion nach eigenen Angaben das weltweit größte Unternehmen im Bereich des Energieträgers Gas sein und 90.000 Mitarbeiter beschäftigen. Der Umsatz wird auf rund 30 Milliarden Euro beziffert.

Im Geschäftsjahr 2016 erzielte die Linde Group nach eigenen Angaben einen Umsatz von 16,948 Mrd. Euro und beschäftigte alleine rund 60.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „in über 100 Ländern rund um den Globus“.

Die neue Firmenzentrale in Irland kommentierte Prof. Dr. Wolfgang Reitzle, Vorsitzender des Aufsichtsrats von „The Linde Group“, der auch seit 2005 Honorarprofessor an der TU München ist, gegenüber dem Handelsblatt mit den Worten:

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Angeblich sei die Dumpingsteuer von Irland nicht der Hauptgrund für den Wechsel der Linde-Zentrale vom schönen München auf die kalte und verregnete Irland-Insel gewesen. Linde ist seit immerhin über 70 Jahren in München mit seiner Zentrale ansässig.

Reitzle erklärte, wonach Linde angeblich seine Steuern in jenen Ländern bezahle, wo man Umsätze durch Produktion erwirtschafte. Dies sei weltweit so.

Die Frage ist aber natürlich: Dies sagen Google oder Amazon ebenso und stellen halt ihre Rechnungen für Deutschland aus Ländern wie Tschechien oder Luxemburg oder eben Irland. Also von dort, wo die Steuer deutlich niedriger als in Deutschland ist.

Zudem weist ein Grünen-Politiker im Europaparlament und Mitbegründer von Attac-Deutschland, Sven Giegold, in der Süddeutschen Zeitung darauf hin:

„Ein Unternehmen kann immer behaupten, es zahlt vor allem an den Produktionsstandorten Steuern. Über Patente, Lizenzen und anderes lässt sich der Firmensitz für eine Menge Steuervorteile nutzen.“

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Von Tim

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