Malta ist nicht nur für Urlauber attraktiv, sondern auch für Unternehmen wie es scheint. (Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain)
Malta ist nicht nur für Urlauber attraktiv, sondern auch für Unternehmen wie es scheint. (Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain)

Kommentar – Im globalen Wettbewerb stehen deutsche Dax-Konzerne zwar gut da. Nicht aber im Vergleich zu amerikanischen Riesen. Alleine der Börsenwert der Deutschen Lufthansa AG passt mit 7,7 Mrd. Euro 92 Mal in jenen von Apple (712 Mrd. Euro).

Ähnlich sieht es bei Daimler aus. Die Marktkapitalisierung der Daimler AG aus Stuttgart ist mit 9,8 Mrd. Euro 10 mal geringer, als die von Apple.

Nicht viel besser ist das Verhältnis zur Google-Holding Alphabet (583 Mrd. Euro): Hier passt der Börsenwert von Daimler 8 mal rein.

Dass die US-Superkonzerne so überaus vorzüglich dastehen, ist nicht nur ihren monopolartigen und guten Produkte zu verdanken, sondern ebenso ihren Steuertricks in der EU.

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Außerdem profitieren US-Konzerne vom „Mickey Mouse“-Effekt, der bedeutet: Es gibt einen geradezu kindlichen Anleger-Run auf alles, was nach „Made in USA“ aussieht. U.S.-Aktien gelten vom Wüstenscheich in Abu Dhabi bis zum Nepal-Nomaden als hipp.

Fakt ist: Auch wenn es um Steuerprellerei geht, sind US-Konzerne weltspitze. Beispielsweise bezahle Google in der Europäischen Union weniger als 0,003% effektiv Steuern, monierte unlängst die faktische EU-Regierung – die EU-Kommission.

Kein Wunder, dass sich da auch deutsche Konzerne, welche zum Großteil Jahr für Jahr auf Grund umfangreicher Industrieproduktionen eine wesentlich höhere Personaldecke als Google oder Apple zu stemmen haben, nach Steuersparmodellen umschauen.

Deshalb ist eine aktuelle Geschichte des Hamburger Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ entsprechend abwägend zu interpretieren.

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So heißt es, wonach Der Spiegel gemeinsam mit seinem investigativen Recherchennetzwerk European Investigative Collaboration (EIC) aufgedeckt habe, dass auch deutsche DAX-Konzerne Malta als Steuerparadies nutzten.

Malta: Das ist jene kleine karge Insel südlich von Sizilien. Hier suchen aber nicht nur Konzerne Zuflucht vor den Gefahren der Welt. Große Steinformationen vom Schlage Stonehenge belegen: Auch schon vor 6000 Jahren flüchteten sich Rudel von Menschen hierher, um sich einzubunkern, Schutz und Gemeinschaft zu finden.

Später wurde die Insel dann von der Jahrhunderte lang angefütterten brutalen Kriegsmaschinerie Großbritanniens als Kolonie versklavt.

Heute ist Malta zwar unabhängig. Aber britische Touristen kommen immer noch in Scharen. Sie machen dort in der Regel ab April oder Mai Billigurlaub, verbunden mit exzessivem Alkoholkonsum und Sex-Abenteuern.

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Auch Deutsche kehren gerne auf der Insel ein, obgleich die Bettenburgen dort nicht gerade zum Wellness verführen. Doch die Mittelmeersonne, verbunden mit kulturellen Besichtigungen, gleichen, so scheint es,  gewisse landschaftliche und sonstige Defizite von Malta aus.

Jedenfalls, heißt es vom „Spiegel“, habe man also genau von dort, von Malta, in den vergangenen Monaten Datensätze von einem Datendieb zugespielt bekommen. Sogenannte „Malta Files“. Aus ihnen gingen dubios anmutende Steuersparmodelle einiger DAX-Konzerne hervor.

Deshalb macht bereits das Schlagwart von Malta-Leaks die Runde unter Journalisten. Sie halten natürlich Tag für Tag Ausschau nach der nächsten heißen Story.

Angeblich bezahlten Konzerne, welche auf Malta über Tochterfirmen angesiedelt seien, dort lediglich 5% Steuern, heißt es nun im „Spiegel“. Zum Vergleich: In Irland sind es offiziell 12,5% Körperschaftssteuer.

Doch wird beispielsweise der irische Dumping-Steuersatz häufig über Individual-Verträge zwischen Konzernen und der irischen Regierung deutlich unter die 12,5%-Grenze gedrückt.

Ähnlich niedrig sind die Unternehmenssteuern aber auch in EU-Ländern wie Rumänien, Bulgarien oder Ungarn (9% oder weniger).

Zudem senken die USA im Rahmen einer Steuerreform der Trump-Administration den Unternehmenssteuersatz von 35% auf pauschal 15%. Weitere Steuern müssen die Unternehmen in den USA, im Gegensatz zu Deutschland, nicht bezahlen.

Was wiederum bedeutet: Malta ist keine so große Ausnahme, wenn es um deutlich niedrigere Körperschaftssteuern geht, als Unternehmen in Deutschland zu bezahlen haben.

Unter Hinzuziehung aller Steuern werden deutsche Unternehmen, wie auch Wikipedia anhand einer Beispielsrechnung aufführt, mit effektiv rund 48% Steuern belastet:

So rechnet Wikipedia vor, dass, liege der Gewinn vor Steuern bei 100 Euro, deutsche Unternehmen in Deutschland die folgenden Steuersätze bezahlen müssten:

Gewerbesteuer (100*3,5%*400%): 14%
Körperschaftsteuer (100*15%): 15%
Solidaritätszuschlag (15*5,5%): 0,83%
Steuerliche Gesamtbelastung im Unternehmen: 29,83%

Hinzu kämen aber noch:
Kapitalertragssteuer (70,17*25%): 17,54% (bis 25%)
Solidaritätszuschlag (17,54*5,5%): 0,96%

Deshalb läge die Summe der tatsächlichen Steuerbelastung bei: 48,33%.

In Bezug auf die Steueroase Malta habe man, schreibt der „Spiegel“, Bedenken, ob tatsächlich alle DAX-Konzerne, welche sich dort teils sogar eine Klingel oder Büroetage teilen würden, vor Ort wirklich operativ tätig seien.

Fakt ist: Bürogemeinschaften mit nur einer Klingel gibt es aber auch in Deutschland mittlerweile viele.

Entsprechend ist derzeit kaum vorstellbar, dass es ein DAX-Konzern nötig hat, auf Malta nicht mit einer tatsächlichen Unternehmung tätig zu sein. Und sei es nur, um den formal-rechtlichen Ansprüchen Gerecht zu werden.

Noch ist es also zu früh, von einem Malta-Gate deutscher DAX-Konzerne zu sprechen. Oder gar von Malta-Papers mit dubiosem Inhalt.

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Von Tim

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