Nützlich, aber bislang alles andere als Smart: Der Rollator. (Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain)
Nützlich, aber bislang alles andere als Smart: Der Rollator. (Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain)

Es ist bei fast allen Senioren das gleiche Dilemma: Die Alters-Tragödie beginnt in Millionen Fällen weltweit mit dem Hinfallen und Brechen von Gelenken, Knochen oder Beschädigungen im Kopfbereich, also dem Gehirn. Doch es trifft nicht nur die Alten. Auch Junge können durch Unfälle auf Hilfsgegenstände wie Rollatoren angewiesen sein.

Nicht selten endet das Hinfallen und Brechen von Knochen sogar mit der Endstation Pflegeheim. Schon für die Jungen ist es oft schwer, sich von schlimmen Unfällen wieder zu regenerieren.

Doch mit zunehmendem Alter sinkt die Chance erheblich, jemals wieder normal leben zu können, wenn ein Sturz zu schlimm war. Vieles kann nach schweren Stürzen irreparabel beschädigt sein.

Ein besonders drastisches Beispiel ist der ehemalige deutsche Bundeskanzler Dr. Helmuth Kohl (CDU). Sein Martyrium im Rollstuhl fing mit einem üblen Sturz vor Jahren an. Seitdem ist selbst der einstige Bär von einem Mann und politische Haudegen auf Pflege angewiesen.

Die Lebensqualität von Kohl und damit auch von seinem Umfeld ist sichtbar dramatisch gesunken.

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Die Gründe für Stürze sind vielfältig: Mal ist es ein Schlaganfall, dann Übergewicht oder der Teppich im Wohnzimmer oder Schlafzimmer, welcher zur Stolperfalle wird (zur Not Teppiche auf den Boden kleben). Berüchtigt sind zudem klassische Sportverletzungen oder Autounfälle, beziehungsweise Radunfälle.

Um die so gefährlichen Stürze nicht nur von Senioren künftig besser zu verhindern, wird weltweit seit Jahren versucht, einen Smart Rollator zu entwickeln. Das ist ein computergesteuerter Rollator, welcher mit Roboterfunktionen ausgestattet sein soll, also mit dem Nutzer kommuniziert.

Doch noch ist dies in den meisten Fällen Zukunftsmusik der nächsten Jahre.

Ein Projekt für die Entwicklung eines Smart Rollators wurde beispielsweise an der Carleton University in Ottawa, Kanada, vorangetrieben und zwar am „Department of Systems and Computer Engineering„.

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An diesem Departement hatten Professoren die Idee zu einem Smart Rollator, welcher im Rahmen eines Studentenprojektes vorangetrieben werden sollte.

Da Rollatoren in der Regel scheußlich spießig und klobig aussehen, weigern sich Junge wie Senioren in Hunderttausenden Fällen mit einem solchen eigentlich nützlichen und in vielen Fällen durchaus überlebenswichtigen Teil herumzulaufen.

Darüber war man sich an der Carleton University im klaren und holte deshalb fächerübergreifend Knowhow unter anderem über die IDSA, also „Industrial Designers Society of America„. Außerdem griff man auf eine „School of Industrial Design“ zurück. Sie gibt es in den USA faktisch an jeder größeren Technischen Universität.

Allerdings müssen Design-Studenten, welche nicht originär aus dem jeweiligen amerikanischen Bundesstaat kommen in welchem sie studieren möchten, hohe Studiengebühren bezahlen.

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Pro pro Jahr sind für Designstudiengänge in den USA zwischen 18.300 bis 46.000 Euro zu bezahlen. Mit 46.000 Euro besonders teuer ist beispielsweise die Carnegie Mellon University in Pittsburgh, Pennsylvania.

Auch in Deutschland beschäftigen sich Wissenschaftler mit dem auf den ersten Blick wenig attraktiven aber durchaus spannenden und nützlichen Gebiet der Weiterentwicklung von Rollatoren. Darüber berichtete beispielsweise die Frankfurter Neue Presse (FNP) und stützte sich auf einen Artikel von Helmut Reuter (dpa).

Demnach gibt es derzeit in Deutschland beispielsweise das Forschungsprojekt „ModESt“,  welches sich um die Entwicklung eines Smart Rollators bemüht. An der Entwicklung seien Informatiker, Mediziner, Physiotherapeuten, ein Rollator-Hersteller und ein Elektronik-Unternehmen beteiligt.

Ihnen gehe es, so die Frankfurter Neuen Presse, darum, einen Rollator zu entwickeln, welcher die Ganghaltung des Nutzers per Distanzsensoren konstant analysiere und ein Korrektur-Feedback gebe.

Zitiert wird in dem Artikel Serge Autexier (45). Er sagt, wonach es beim Smart Rollator primär „um die Sturzprävention“ gehe.

Autexier ist am Bremer Forschungsbereich Cyber-Physical Systems der „Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH“ beschäftigt. Um den elektronischen Bereich eines Smart Rollators kümmert sich hier zudem koordinativ Jeannine Budelmann.

Das Ziel des am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz entwickelten Smart Rollators ist es, dass mit Hilfe von sechs bis acht Sensoren („Virtuelle Distanzsensoren“), der Abstand zwischen Schultern, Becken, Ober- und Unterschenkeln zum Rollator gemessen wird, um Stürze zu verhindern.

Wie im Falle eines Einparksystems von Autos soll also der Rollator rechtzeitig Alarm schlagen, wenn die Haltung des Rollator-Nutzers auf einen möglichen Sturz hindeuten könnte.

Alleine in Deutschland würden nach Schätzungen jährlich rund 550.000 Rollatoren verkauft, so die FNP. Der Markt entwickle sich „sehr interessant“, wird Markus Hammer, Gesamtvertriebsleiter und Prokurist beim Rollator-Hersteller Topro GmbH Deutschland aus der Nähe von München zitiert. Topro beteiligt sich am Smart Rollator-Projekt ModESt.

Das Unternehmen gehört zur norwegischen TOPRO AS. Es war 1966 von fünf norwegischen Gemeinden gegründet worden. Das Ziel war damals wie heute, Menschen, welche einen Unfall hatten, zu helfen, zurück ins Berufsleben zu finden, aber auch Senioren Hilfestellungen zu bieten.

Für die TOPRO AS arbeiteten nach eigenen Angaben 440 Mitarbeiter, welche einen Jahresumsatz von 27 Millionen Euro erwirtschafteten.

Das Unternehmen beschreibt sein breites Tätigkeitsfeld wie folgt:

„Ziel des Unternehmens ist es, Berufseingliederungsmaßnahmen und berufliche Weiterbildung in einer realen und modernen Betriebsumgebung anzubieten. Dafür hat sich TOPRO auf 13 verschiedene Berufsausbildungen mit Facharbeiterbrief spezialisiert. Die Entwicklung und Produktion hochwertiger Rehaprodukte wie Rollatoren, Gehwagen und Rampensysteme ist dabei in den letzten Jahren zum wichtigsten Geschäftsfeld geworden.“

Die klassischen Problembereiche bei Stürzen seien, führt die Frankfurter Neue Presse weiter aus, die folgenden Bereiche. So sei „der gefürchtete Klassiker der Altersfrakturen… der Oberschenkelhalsbruch.“

Aber auch schulternahe Oberarmbrüche, Beckenringfrakturen und bei begleitender Osteoporose, also dem Knochenschwund, seien Wirbelkörperfrakturen „Alltag in Geriatrie-Kliniken“.

Für die Patienten sei dies „oft eine absolute Zäsur, die zwar nicht zwingend, aber oft ins Pflegeheim“ führe. Und eben zu einem Rollator. In Zukunft vielleicht wenigstens zu einem etwas besseren und ansehnlicheren Smart Rollator.

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Von Herbert

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