In Großbritannien müssen nun Managergehälter jährlich in einer Datenbank offengelegt werden. Hier die Skyline von London.
In Großbritannien müssen nun Managergehälter jährlich in einer Datenbank offengelegt werden. Hier die Skyline von London.

Die konservative Regierung von Großbritannien will weiter in der Bevölkerung punkten und legt nun ihre Corporate Governance-Reform vor. Diese sieht vor, dass die Differenz zwischen Managergehältern und den normalen Angestelltengehältern jährlich offengelegt werden müssen.

Nicht ganz klar ist, welche Managementebene in den Unternehmen für die Berechnung der Top-Gehälter hinzugezogen werden müssen: Vorstände, Direktoren, Bereichsleiter, Abteilungsleiter?

Fakt ist: Nach dem Willen der britischen Regierung sollen Unternehmen gezwungen werden, jährliche transparente Lohnquoten für die Führungskräfte und durchschnittlichen Arbeitnehmer zu veröffentlichen.

Bislang hatten die britischen Gewerkschaften sich hier quer gestellt. Dies taten sie aber nicht, da man gegen eine Lohnquoten-Veröffentlichung wäre. Vielmehr blieben die Regierungspläne bezüglich Corporate Governance hinter den ursprünglichen Plänen zurück, wird kritisiert.

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Diese hatten vorgesehen, dass jede größere Firma gezwungen werden solle, in einem Aufsichtsgremium einen Platz für eine Stimme der Arbeitnehmer-Vertretungen, beziehungsweise des Betriebsrates, zu reservieren. Das System wäre also ähnlich gewesen, welches in deutschen Aufsichtsräten von öffentlich notierten Aktiengesellschaften besteht.

Die britische Regierungschefin Theresa Mai erklärte mit der Vorlage der Corporate Governance-Reform, dass „fette Katzenchefs“ ein „inakzeptables Gesicht des Kapitalismus“ liefern.

Zweifelsohne ist die Unternehmensreform ein großer Schritt: Interessierte können künftig in einem öffentlichen Register nachschauen, wie hoch die Differenz zwischen den Durchschnittsgehältern und den Top-Managern in Großkonzernen ist.

Der britische Wirtschaftsminister Greg Clark erklärte angesichts der Unternehmens-Reform:

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„Ein größter Vermögenswert Großbritanniens im Wettbewerb um die Weltwirtschaft ist unser verdienter Ruf, ein zuverlässiger und zuversichtlicher Ort zu sein, um Geschäfte zu machen.“

Die anstehende Reform helfe, diesen Ruf weiter auszubauen:

„Unser Rechtssystem, unser Gesellschaftsrecht und unsere Standards der Corporate Governance sind seit langem auf der ganzen Welt bewundert.“

Großbritannien habe sich diesen Ruf über viele Jahre aufgebaut. Dies sei auch möglich gewesen, indem der Corporate-Governance-Rahmen immer wieder die Interessen der Arbeitnehmer integriert habe.

Oppositionsparteien und Gewerkschaften stimmen allerdings diesem Selbstlob nicht ohne Querschüsse zu. Vielmehr habe, kritisieren Oppositionspolitiker oder Gewerkschafter, Theresa May zahlreiche ihrer früheren radikalen Unternehmensreform-Ideen fallen lassen.

Nun reiche es aus, dass es genüge, wenn Konzerne jemanden beriefen, welcher die Interessen der Arbeitnehmer in den Aufsichtsgremien von Großunternehmen repräsentiere. Doch müsse, und dies ist die Hauptkritik, diese Person nicht mehr, wie geplant, direkt ein Mitarbeiter aus dem Unternehmen sein. Jetzt genüge beispielsweise ein nicht geschäftsführender Direktor als Vertreter der Arbeitnehmer im Beirat.

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Deutliche Worte kommen von den Linken Großbritanniens. So spricht die Oppositionspolitikerin Rebecca Long-Bailey gar von einem „Betrug“ des Tory-Plans. Der vorliegende Plan ermögliche es, dass trotz der Corporate Governance-Reform im Verwaltungsrat die Interessen der Arbeitnehmer „leicht überstimmt und ignoriert werden“ könnten.

Zudem legt sie noch einen drauf: „Die Tories scheinen zu glauben, dass Großbritanniens kaputtes System der Corporate Governance, welches zu Skandalen wie der BHS führte und zu extrem ausufernden Exekutive-Gehältern sowie einer wachsenden Ungleichheit auf Grund stagnierender Löhne, mit einer Änderung der Namensschilder am Sitzungssaal“ reformiert werden könne.

Beim BHS-Skandal geht es um Finanz-Schieberreien eines britischen Milliardärs (Philip Green), der mit seiner Frau in Monaco lebt und sich Hunderte Millionen Euro ausbezahlt hatte bevor er die Unternehmensgruppe mit rund 11.000 Mitarbeitern in einem von vielen als Schurkenstück bezeichneten Akt vor die Wand gefahren hatte. Seitdem stehen Hunderte Millionen Euro Pensionen der Mitarbeiter auf der Kippe. (Verweise: 2 und Video)

Quelle: „BHS: The Scandal“ von Ying Fei Liu vom 29.11.2016 auf: YouTube

Einzelnachweise

(1) „Trade unions join criticism as government unveils watered-down corporate shake-up„, von Josh May in: politicshome.com vom 29.08.2017. Abgerufen am 29.08.2017.

(2) „The BHS scandal… in 2 minutes„, auf: BBC vom 06 May 2016.

Foto: pixabay.com / CC0 Creative Commons

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Von Herbert

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