Skip to main content
Samstag, 27. August 2022

USA Steuerreform kostet Goldman Sachs 5 Milliarden Dollar – zumindest kurzfristig

Wer hätte das gedacht: Trotz aller medialen Unkenrufen zum Trotz, wonach US-Präsident Donald Trump die Reichen in den USA noch superreicher mache, gibt es scheinbar zumindest kurzfristig auch Verlierer unter den Megakonzernen:

Ausgerechnet das amerikanische Investmenthaus Goldman Sachs, welches rund 34.000 Mitarbeiter beschäftigt bei einem Umsatz von rund 35 Milliarden US-Dollar, gab nun bekannt:

Man müsse mit Abschluss des 4. Quartals 2017 die im Jahr 2018 erwarteten kurzfristigen Gewinnrückgänge in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar verbuchen. [1]

Golman Sachs war 1869 von dem deutsch-jüdischen Auswanderer Marcus Goldman gegründet worden. Goldman war Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem unterfränkischen Örtchen Trappstadt im Landgerichtsbezirk Königshofen in die USA ausgewandert. [2]

Dass Goldman Sachs seinen erwarteten Gewinnrückgang aus 2018 schon im 4. Quartal 2017 vermeldet, wird jedoch nicht dafür sorgen, dass Goldman Sachs ins Minus rutscht.

Die adhoc verbreitete Meldung zum erwarteten Gewinnrückgang im Jahr 2008 bei Goldman Sachs hat folgende Gründe:

So müssen in den USA erwartete steuerliche außergewöhnliche Zuflüsse oder Abflüsse mit Abschluss des Quartals vorbeugend verbucht und bekannt gegeben werden, in welchen sie bekannt oder absehbar geworden sind. In Deutschland ist das bei Aktiengesellschaften nicht viel anders.

Erwartete Gewinnrückgänge müssen Aktiengesellschaften umgehend bekannt geben

Da im 4. Quartal 2017 die US-Steuerreform verabschiedet worden ist, sah sich Goldman Sachs nun gezwungen, die erwarteten kurzfristigen Gewinnrückgänge öffentlich zu machen.

Das ist nicht ohne eine Groteske. Denn gerade amerikanische Investmentbanken wie Goldman Sachs sind weltweit dafür bekannt, dass sie Unternehmen mit Steuertricks in Übersee helfen.

Zu den Steuertrickersländern gehören besonders die EU-Mitgliedsländer Irland, Luxemburg oder die Niederlande.

Diese Ländern helfen vor allem US-Konzernen dabei, dass die Unternehmen zwar in Ländern wie Deutschland oder Frankreich Hunderte Milliarden Euro Umsatz erzielen können und viele Milliarden Euro Gewinne dort machen, dass sie dieses dort erwirtschaftete Geld aber über Tricksereien in Dumpingsteuerländern verbuchen können.

Als Steueroasen bekannt sind zudem einige den USA vorgelagerte Regionen wie die britischen Cayman Inseln oder Bermudainseln.

Auch Singapur oder Peru sind Staaten, nach welchen Umsätze und hohe Gewinne aus Ländern wie Deutschland oder Frankreich gerne künstliche verschoben werden.

Private deutsche Arbeitnehmer, die in der Schweiz arbeiten, müssen Homeoffice-Tage in Deutschland zusätzlich versteuern

Würden aber beispielsweise deutsche Privatbürger mit solchen Steuertricks agieren, würden sie mit einem Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung auf Grund von Umgehungsmodellen rechnen müssen.

Denn bei privaten Arbeitnehmern, beispielsweise Deutschen, welche in Länder wie die Schweiz gehen, um dort zu arbeiten und zu wohnen, sieht das deutsche Steuerrecht seltsamerweise vor:

Jeder Tag, den ein solcher Arbeitnehmer beispielsweise in einer deutschen Filiale in Deutschland zwischendurch mal arbeitet, oder einen Homeoffice-Tag an seinem Zweitwohnsitz in München oder Berlin macht, muss diese Tage in Deutschland per zweiter Steuererklärung zusätzlich versteuern.

Vor allem wer in Deutschland trotz Umzugs in die Schweiz noch einen Zweitwohnsitz hat, muss hier besonders aufpassen.

„Wir überprüfen natürlich Stromrechnungen oder Handyrechnungen“, erklärt eine Finanzamtsmitarbeiterin aus Süddeutschland. Und ein Steuerberater vom Bodensee führt weiter aus:

Wenn das deutsche Finanzamt einem jahrelang nachweisen könne, dass man zwar in der Schweiz offiziell wohnt und dort arbeitet, aber doch im Jahr mehrere Tage oder Monate in Deutschland war und dort wahrscheinlich arbeitete, müsse mit Steuerrazzien rechnen und einem sehr teuren Steuerstrafverfahren.

Großkonzerne dürfen Arbeitsleistungen in Steueroasen verschieben, private Arbeitnehmer nicht

Hinzu kommt: Es ist kaum glaubhaft, dass die Schweiz solche in Deutschland verbrachte Arbeitstage in der Steuererklärung nachträglich anders verrechnet. Deshalb sind sogar Doppelbesteuerungen für Privatbürger möglich.

„Dass Großkonzerne wie Apple, Google, Microsoft oder Facebook die Steuerverschieberei in Dumpingsteuerländer ungestraft auf die Spitze treiben können ist gegenüber Privatbürgern ein Skandal“, kommentiert die Steuertricks ein Steuerberater vom Bodensee.

Der Steuerberater berät deutsche Arbeiternehmer und Unternehmen, die dauerhaft in der Schweiz angesiedelt sind.

Mit solchen Problemen müssen sich trotz kurzfristiger Gewinnrückgänge Unternehmen wie Goldman auf Grund der US-Steuerreform weniger herumschlagen. Sie sind langfristig nun auf der Überholspur.

So schreiben zahlreiche US-Medien wie ABC oder Bloomberg, wonach man Goldman und andere Banken zu den größten Gewinnern des „new tax code“, also der historisch tiefgreifenden Steuerreform in den USA rechnen müsse.

Steuerreform in den USA entlastet auch Millionen Kleinunternehmen

Die Argumente hierfür liegen auf der Hand: Denn die Steuerreform soll bis 2025 die 330 Millionen US-Bürger und Millionen Klein- und Kleinstunternehmen sowie Großkonzerne von insgesamt rund 1500 US-Dollar Steuerbelastungen befreien.

Konkret sieht die neue Steuerregel für US-Unternehmen vor:

  • Wer freiwillig im Ausland geparkte Barmittel in die USA überführt, muss darauf nur 15,5 Prozent Steuern bezahlen, sofern es sich um im Ausland gehortete Milliardengewinne in Form von Bareinlagen oder andere liquide Mittel handelt. Alleine Apple sitzt beispielsweise auf über 250 Milliarden US-Dollar gehorteten Cash-Reserven.
  • Neben den 15,5% Steuern auf in die USA transferierter Barmittel werden nur 8 Prozent Steuern auf Erträge in Bereich „schwer zu verkaufender Vermögenswerte“ erhoben. Ein Witz also, wenn man bedenkt, dass ein Privatbürger, der in Deutschland Gewinne mit Aktienverkäufen macht, schon 25% Steuern darauf zu bezahlen hat.

Obama-Regierung hatte noch 35% Steuern auf Gewinne aus dem Ausland erhoben

Noch unter der Obama-Regierung waren auf solche in die USA aus Übersee transferierte Milliardengewinne 35% Steuern zu bezahlen.

Die USA hoffen mit der Steuerreform die Großkonzerne dazu zu bringen, rund 2,5 Milliarden US-Dollar in die USA zu bringen und Millionen Arbeitsplätze zu schaffen.

ABC News schreibt, wonach Brian Kleinhanzl, Analyst bei Keefe Bruyette & Woods, vorrechne:

Goldman Sachs habe Ende des Jahres 2016 rund 32,6 Milliarden Dollar an Gewinnen im Ausland geparkt. Hierauf müssten wohl im Schnitt 11 Prozent Steuern nachbezahlt werden, wenn diese Gelder in die USA gebracht würden. Das bedeutet:

Die 5 Milliarden Dollar, welche Goldman Sachs als kurzfristig zu erwartende Gewinnrückgänge in 2018 verbucht, sind wohl diese Steuern, welche auf in die USA zurückgeführte Gewinne zu bezahlen sind.

Verrechnen von Verlusten aus der Finanzkrise mit aktuellen Gewinnen wird nun schwerer

ABC News führt zudem aus, dass die 5 Milliarden US-Dollar kurzfristigen Gewinnrückgangs ebenso daraus resultieren könnten, dass US-Unternehmen wie Goldman „Verluste in der Vergangenheit“ genutzt hätten“ um zukünftige Steuern zu senken“.

Hintergrund: Goldman und andere Banken hätten während der Finanzkrise ab 2007 enorme Verluste erlitten, welche bis heute abgeschrieben werden können.

Diese Möglichkeit aktuelle Milliardengewinne mit Milliardenverlusten auf Grund der Finanzkrise bis heute verbuchen zu können, seien letztlich Vermögenswerte, so ABC.

https://youtu.be/R3_PjNSECbI

„Korrupte Banken – Finanzkrise“, Dokumentation des ZDF, veröffentlicht von Juan Alsup, auf: YouTube vom 21.09.2016 .

Doch seien diese „Vermögenswerte“ auf Grund des neuen deutlich niedrigeren Körperschaftsteuersatzes von nur 21% jetzt erheblich weniger wert, da der Verrechnungseffekt niedriger ausfalle.

Analysten von FactSet gehen aber davon aus, dass Goldman alleine im 4. Quartal 2017 immer noch einen gigantischen Nettogewinn von 2,07 Milliarden Dollar ausweisen könnte.

US-Banken operieren künftig in einem steuerlich viel attraktiveren Umfeld

Doch sei so oder so, schreibt ABC News weiter, davon auszugehen, dass der Gewinnrückgang bei Unternehmen wie Goldman nur kurzfristiger Natur sei, da sie künftig eben in einem viel günstigeren Steuerumfeld in den USA operieren könnten:

„Finanz- und Versicherungsunternehmen hätten im nächsten Jahr einen effektiven Körperschaftsteuersatz von 26,1 Prozent gezahlt. Jetzt werden es 14,3 Prozent sein.“

Analysten schätzten zudem, dass das neue Steuergesetz den Gewinn pro Aktie von amerikanischen Großbanken 2018 um gut 13 Prozent ansteigen lasse. Dies erklärt wiederum, warum der Run auf Wertpapiere von US-Banken wie seit Monaten weiter anhält und die Aktienwerte zulegen.

Schon 2004 lockte der  US-Staat 312 Milliarden US-Dollar, welche im Ausland, vor allem Europa, erwirtschaftet worden waren, zurück in die USA

Schon einmal hatte eine republikanische Regierung im Jahr 2004, damals unter Präsident George W. Bush, ein Gesetz erlassen, welches vorübergehend die Steuern auf in die USA vor allem aus Europa transferierter und dort gebunkerter Gewinne von 35 Prozent auf 5,25 Prozent senkte.

  • Dieser massiven Steuernachlass hatte ab 2004 insgesamt 843 Unternehmen dazu gebracht, 312 Milliarden Dollar in die USA zu überführen.

Allerdings, so ABC, hätten damals viele dieser Unternehmen das in die USA überführte Geld dazu zu verwenden, um eigene Aktien zurückzukaufen. Die wenigsten Unternehmen hätten nach 2004 mehr Geschäfte getätigt oder mehr Mitarbeiter eingestellt.

Einzelnachweise

(1) Goldman Sachs expects $5 billion hit from tax overhaul in 4Q, übersetzt: Goldman Sachs geht davon aus, dass die Steuerreform im vierten Quartal einen Verlust von 5 Milliarden US-Dollar verzeichnen wird, in: ABC News vom 29. Dezember 2017.

(2) Marcus Goldman, in: Wikipedia.



Keine Kommentare vorhanden


Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*


Das könnte Sie interessieren

Kunden der Nürnberger Krankenversicherung fühlen sich von der Nürnberger willkürlich abgezockt. Die Versicherung spricht von angeblichen Coronakosten die man weitergeben müsse. Bei einem Kunden, der kein Corona hatte, wurden die Beiträge um 41% in zwei Jahren erhöht. Der Gesetzgeber solle eingreifen, so sein Fazit.
Dienstag, 21. Dezember 2021

Kunden stinksauer -

Nürnberger Krankenversicherung erhöht PKV um 41 Prozent in zwei Jahren

Das Geschäftsgebaren der Nürnberger Krankenversicherung wird immer dubioser. Schon in der Vergangenheit die Nürnberger Versicherung wegen ihrer Tarife und teils drastischer Beitragssprünge immer wieder in die negativen Schlagzeilen. Jetzt teilte uns ein Versicherter mit: Seine Krankenversicherung bei der Nürnberger Versicherung wurde in nur zwei Jahren um drastische 41% verteuert: von 482 Euro auf nun 680 Euro in 2022. Der Versicherte sagte gegenüber Netz-trends.de: „Jedes Mal hat die Nürnberger Versicherung eine […]

Die deutsche Commerzbank kündigte einer Deutschen, die in Zürich lebt, einfach so das Konto. Nach 40 Jahren. Hier eine Schweizer Agrarinitiative, die vom Stimmvolk kürzlich abgelehnt wurde. (Foto: sr)
Mittwoch, 04. August 2021

Schweiz -

Commerzbank kündigt nach 40 Jahren Konto von Deutscher ohne Grund

Die Commerzbank scheint nicht viel von Kundenbindung zu halten. Eine Deutsche, die seit über 20 Jahren in der Schweiz lebt, ist erbost: Die Commerzbank kündigte der Kundin ohne große Begründung einfach das Bankkonto – nach über 40 Jahren. Sie war 18 und fing an zu studieren, als sie bei der Commerzbank das Konto eröffnet hatte. Warum ihr das Konto gekündigt wurde, ist der Akademikerin überhaupt nicht klar: „Ich hatte nie […]

Bargeld in einer anderen Währung in einem Land abheben ist immer teurer als überweisen. Hier die Schweiz. (Bild: sr)
Sonntag, 27. Juni 2021

Gebühren -

Euro überweisen aus Schweiz nach Deutschland oder bar abheben und dann einzahlen?

Wer in der Schweiz lebt und dort sein Gehalt auf ein Schweizer Konto erhält, steht häufig vor der Frage: Wie überweise ich von der Schweiz aus Geld ins Ausland, beispielsweise nach Deutschland oder Österreich? Vor allem Menschen, die an der Grenze wohnen, glauben häufig, sie würden einen günstigeren Kurs fahren, wenn sie von ihrem Schweizer Konto Euro abheben würden und diesen Betrag dann selber bar in Konstanz oder an welchem […]

Zehntausenden arbeitslosen Schweizern droht der finanzielle Ruin in der Schweiz wegen der Coronakrise. Hier die Schweizer Fahne auf dem weltberühmten Jungfraujoch-Massiv.
Freitag, 19. März 2021

66 Tage -

Verlängerung Arbeitslosengeld Schweiz 2021 wegen Corona-Katastrophe

Die Arbeitslosigkeit hat in Europa, auch in der Schweiz, gravierende dramatische Spuren hinterlassen. Alleine die Schweiz verzeichnet 40% mehr Arbeitslose. [1] Aus Österreich heißt es, man habe 44% mehr Langzeitarbeitslose zu verzeichnen, die also länger als 12 Monate ohne Arbeitsplatz seien: „Die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die zwölf Monate oder länger nichts finden, ist um 44 Prozent auf 140.000 Menschen gestiegen“. Dies schreibt die Tageszeitung „Standard“. [2] Ähnlich dramatisch sieht es […]

Die Schweiz hat die höchste Milliardärsdichte weltweit und zahlt gleichzeitig den Bürgern die besten Nettolöhne weltweit. Hier das Steuerparadies Zug am See, rund 45 Autominuten von Zürich entfernt. (Bild: SR)
Dienstag, 09. Februar 2021

Top -

Mindestlohn: ALDI Schweiz zahlt 4446 Euro Monatslohn, Lidl Schweiz 4365 Euro

Während in Deutschland Millionen Menschen von ihrem Lohn kaum leben können, geschweige denn Geld für eine Eigentumswohnung oder das Alter zurückzulegen, sieht das im Nachbarland Schweiz ganz anders aus. Hier gilt in vielen Kantonen ein monatlicher Mindestlohn vom um die 3500 bis 4000 Franken (3200 bis 3700 Euro). Da die Schweiz ein kleines Land ist, getraut sich kaum ein nennenswertes Unternehmen diese Löhne zu unterbieten. Die soziale gegenseitige Kontrolle ist […]

Reist gerne: Internet- und Kommunikations-Fachmann Konstantin Korosides hier in 3500 Metern Höhe auf dem Jungfraujoch in der Schweiz im Dezember 2020 im Zeichen von Corona.
Dienstag, 22. Dezember 2020

Internet -

E-Commerce lebt von Content, sagt Konstantin Korosides im Interview

Die Corona-Krise hat gezeigt: Wer nach 30 Jahren Internet immer noch keinen Onlineshop oder eine gute Unternehmens-Homepage hat, hat ein Problem. Doch gerade viele kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz vernachlässigen das Onlinegeschäft immer noch zu oft sträflich. Die Gründe sind vielschichtig: In vielen Unternehmen hält man auch im digitalen Zeitalter eine gute permanent aktualisierte Homepage nicht wirklich für nötig. Und wenn, dann sieht man es […]