Besteuerung in der EU Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/121298 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke honorarfrei. Veröffentlichung bitte unter Quellenangabe: "obs/EUROSTAT"
Besteuerung in der EU Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/121298 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke honorarfrei. Veröffentlichung bitte unter Quellenangabe: „obs/EUROSTAT“

Eine neue Studie des europäischen Statistikamtes Eurostat macht nun einmal mehr klar: Deutschland gehört in der EU zu den Hochsteuerländern. Deutschland gehört auch zu den Ländern mit den höchsten Sozialabgaben. Dennoch gibt es Länder in der Europäischen Union in welchen der Staat zumindest bei den Menschen die einen Job haben, noch mehr zulangt.

Für seine Steuerstudie setzte Eurostat die Steuerquote ins Verhältnis zum BIP, also dem Bruttosozialprodukt. Eurostat meint unter Steuerquote die Summe aller Steuern, Abgaben und Nettosozialbeiträge in % des BIP. (1)

Unter Abgaben sind wiederum die Sozialabgaben für Arbeitslosenversicherung sowie die gesetzlich vorgeschriebene Krankenversicherung oder Pflegeversicherung gemeint.

Wenn also ein Land 100 Milliarden Euro BIP hätte, würde eine Steuerquote von 40 % einem absoluten Betrag von 40 Milliarden Euro entsprechend.

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Nimmt man dies als Basis, so liegen die Steuerquote und Sozialabgabenquote beispielsweise in Österreich im Schnitt bei 42,9 %. Das ist die fünfthöchste Belastung in der EU.

Zum Vergleich: Deutschland hat eine Steuer- und Sozialabgabenquote von im Schnitt 40,4%. Der Durchschnitt aller EU-Länder liegt bei 41,3 %.

In Bilanz, so Eurostat, sei die Steuerquote in der EU weiter angestiegen: Lag die Belastungsquote 2015 noch bei 39,7 %, kletterte sie bis 2016 auf 40 %.

Die Steuerquote sagt nichts über die Masse an Arbeitsplätzen in einem Land

Aber auch das ist wahr: Die Steuer- und Sozialabgabenquote sagt nicht unbedingt etwas über die soziale Sicherheit und den Wohnstand in einem Land aus. Denn wo es keine Jobs gibt, kann auch die höchste Steuerquote nicht dazu beitragen, den Staat zu sanieren und den Konsum anzuheizen. Das Leben der Menschen wird also nicht sicherer.

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Bestes Beispiel ist Frankreich. Hier liegt die Belastung aus Steuern und Sozialabgaben der Bürger gemessen am BIP mit 47,6 % EU-weit mit am höchsten.

Dennoch oder vielleicht gerade deshalb haben in Frankreich Millionen Menschen, darunter sehr viele junge, keinen Arbeitsplatz, keine Zukunft. Das führt seit Jahren immer wieder zu sozialen Unruhen und Aufständen gegen die herrschende Klasse vor allem in Paris. (2)

Hinzu kommt, dass der Zentralstaat in Frankreich seit vielen Jahren chronisch pleite ist, was bereits 2007 der französische Premierminister Franois Fillon beklagte. (3)

Frankreich ist seit Jahren Pleite, neun Millionen Menschen sind arm – trotz höchster Steuerquote und Sozialabgabenquote

Auch die soziale Infrastruktur in Frankreich gilt als äußert bescheiden ist. So nennt der aktuelle Secours Catholique-Bericht 9 Millionen Menschen, die in Frankreich als arm bezeichnet werden müssten. Das bedeutet: Ihr monatlich zur Verfügung stehendes Geld übersteigt den Betrag von 1.015 Euro nicht, also die offizielle Armutsschwelle in Frankreich. (4)

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Vom monatlichen Bruttolohn müssen auffallend viele Bürger auch in den nördlichen EU-Ländern sehr viel an Steuern und Sozialabgaben an den Staat überweisen. So liegt die Steuer- und Sozialabgabenquote in Dänemark bei 47,3 %, in Schweden bei 44,6 %, in Finnland bei 44,3 %. Aber auch Belgien gehört mit einer Abgabenlast von 46,8 % zu den teuersten Ländern.

Da Sozialabgaben in der Regel zur Hälfte die Unternehmen tragen müssen, bedeutet dies: Je höher die Abgabenquote, desto teurer ist ein Arbeitsplatz. Arbeitnehmer sehen dies häufig nicht, da statistisch die Sozialbeiträge, welche vom Bruttolohn abgezogen werden, nur die Hälfte der Wahrheit ist.

In Wirklichkeit müssen aber Arbeitgeber in Deutschland beispielsweise noch rund 25 % auf die vom Bruttolohn abgezogenen Sozialabgaben drauf zahlen – für den Arbeitgeberanteil an den Sozialabgaben oder weitere Steuern. Die Rede ist von den Lohnnebenkosten. (5)

Am niedrigsten sind die Steuerquote und Sozialabgabenquote in Ländern wie Irland (23,8 %), Rumänien (26,0 %), Bulgarien (29,0 %), Litauen (30,2 %) oder Lettland (31,6 %).

Einzelnachweise

(1) Steuerquote im Verhältnis zum BIP sowohl in der EU als auch im Euroraum leicht gestiegen, Pressemitteilung des europäischen Statistikamtes Eurostat vom 7. Dezember 2017. Abgerufen am 8. Dezember 2017.

(2) Frankreich: Schwere Unruhen nach Polizei-Gewalt gegen Migranten, in Deutsche Wirtschafts Nachrichten vom 11. Juni 2015. Abgerufen am 8. Dezember 2017.

(3) Premierminister Franois Fillon: „Nicht mehr auszuhalten“. Frankreich ist pleite, in: n.tv.de vom 24. September 2007.

(4) Armut in Frankreich: Stagnation der Misere, von Thomas Pany, in: heise.de vom 9. November 2017.

(5) Lohnnebenkosten, in: Wikipedia.

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Von Elke

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