Ghedi ist in Italien wegen seines großen Militärflughafens bekannt. Hier eine alte Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg bei Ghedi. (Bild: Wikimedia / Creative Commons)
Ghedi ist in Italien wegen seines großen Militärflughafens bekannt. Hier eine alte Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg bei Ghedi. (Bild: Wikimedia / Creative Commons)

Nicht nur Deutschland ist Opfer von Organisierter Kriminalität, die sich auf das Einbrechen in Häuser und Wohnungen sowie brutale Überfalle auf Bürger spezialisiert hat. Auch in Italien machen dazu regelmäßig Schlagzeilen die Runde.

Wie jetzt wieder: Opfer ist der 36-Jährige Franc Scalvini, der mit seiner Frau in einem kleinen Haus im norditalienischen Örtchen Ghedi (circa 20.000 Einwohner) in der Lombardei wohnt.

Dort überraschte er eine wahrscheinlich dreiköpfige Einbrecherbande. Nach bisherigen Hinweisen könnte es sich um Kriminelle aus Osteuropa oder Südosteuropa handeln – also aus Ländern wie Bulgarien, Rumänien oder Albanien.

Diese Tätergruppen sind regelmäßig ebenfalls in deutschen Einbrecher-Statistiken und Gewalttäter-Übersichten zu finden. Die Täter zeichnen sich durch eine fast schrankenlose mörderische Gewalttätigkeit aus, was sich in der monatlichen ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ regelmäßig beobachten lässt.

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Das Opfer der Einbrecher-Bande von Ghedi, Franc Scalvini, liegt derzeit im Krankenhaus im Nachbarort Brescia im Koma und kämpft um sein Leben. Er wird von seiner Frau Cristina Tocchella und seinem Vater Giancarlo Scalvini bewacht.

Der Überfall nicht nur auf sein Haus, sondern auf sein Leben, geschah am Montagabend des 23. Januar 2016. Damals rief der Vater von Franc Scalvini, Giancarlo Scalvini und dessen Bruder Ignatius um Hilfe, als er mindestens drei Verbrecher beim Einbruch in das Familienanwesen in Ghedi überrascht hatte.

Die wohl ausländisch sprechenden Täter schlugen sofort um sich und nahmen, was ihnen in die Hände kam, darunter Werkzeug.

Dabei schlägerten sie zwar auch auf Vater Giancarlo Scalvini ein, doch konnten sie ihn nicht so schlimm treffen, wie Sohn Franc. Auf den Kopf von Franc hatte einer der Kriminellen wohl mit einem Schraubenzieher massiv eingeschlagen. So schwer, dass sich nach bisherigen Berichten ein Hämatom bildete. Dies machte eine Notoperation notwendig.

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Warum die Familie nicht von Anfang an die italienische Polizei gerufen hat, ist noch nicht klar. Gut möglich aber auch, dass es im norditalienischen EU-Örtchen Ghedi nicht genügend Staatsdiener gibt. Ein Phänomen was nich nur in Italien weit verbreitet ist.

Die Polizei von Italien fahndet nun nach der Einbrecherbande, die wohl in einem BMW geflohen ist. Die Suche wird durch den stellvertretenden Staatsanwalt von Brescia, Mauro Leos Tenaglia, geleitet.

Das Haus der Familie Scalvini war im eigentlich eher verschlafenen norditalienischen Örtchen Ghedi nicht das einzige Ziel der Einbrecher. Opfer einer Einbrecher-Bande war in der Gegend von Ghedi dieser Tage ebenso eine aus Indien stammende Familie. Dies schreibt das italienische Nachrichtenportal quibrescia.it.

Da in der EU von tatverdächtigen Einbrechern nach wie vor keine Fingerabdrücke genommen werden, ist die nachträgliche Identifizierung von Kriminellen in der Europäischen Union fast unmöglich. Dies führt zu miserablen Aufklärungsquoten bei Einbrüchen von teils unter fünf Prozent.

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Eine Steilvorlage für Kriminelle, die mittlerweile schon mit Bollerwagen ihre Einbrechertouren quer durch Städte wie Berlin machen. Mitten am Tage, ohne dass die Polizei einschreiten würde, sofern die Täter nicht direkt in einer Wohnung erwischt werden.

Vor wenigen Monaten lies die Berliner Polizei im Prenzlauer Berg zwei Tatverdächtige aus Rumänien oder Bulgarien (eine Frau und ein Mann) wieder laufen. Und das, wo aus dem Kinderwagen und Bollerwagen Staubsauer, Schmuck, Schuhe und Computer herausragten.

Nachbarn hatten beobachtet, wie sich die Tatverdächtigen diese Dinge einfach aus Häusern besorgt hatten. Ob über Einbrüche oder aus dem Abfall, wurde von der Polizei vor Ort nicht ermittelt.

Einzig die Personalien waren von einem der Tatverdächtigen festgestellt worden. Die Frau konnte mit Hab und Gut fliehen. Grund: Niemand der Nachbarn hatte sie aufgehalten, trotz der Hinweise, dass es sich möglicherweise um eine Einbrecherin handeln könnte.

Wie in Deutschland sind in Italien die Bürger zunehmend empört über die geringen staatlichen Maßnahmen gegen Einbrecherbanden und damit gegen Organisierte Kriminalität.

Der Bürgermeister von Ghedi, Lorenzo Borzi, sagte, sowohl die Politik als auch Polizei müssten dem Thema Einbrecher in Italien viel mehr Aufmerksamkeit als bislang zukommen lassen.

Der für Ghedi zuständige Regionaldirektor, Gianantonio Girelli, erklärte, dass Opfer von Einbrüchen die Konfrontation mit den Kriminellen meiden und lieber auf die Polizei warten sollten.

Gleichzeitig sprechen Kritiker davon, wonach die Einbrecher-Situation in Italien unhaltbare Ausmaße erreicht habe.

Der Präfekt von Brescia führte gegenüber Medien aus, er sei schockiert angesichts der erneut bekannt gewordenen Einbruchs-Gewalt gegen italienische Bürger.

Ähnlich äußerte sich Federica Pagani. Ihr Mann Peter Raccagni war in Italien von Einbrechern nach einem Überfall auf das Familienhaus in Pontoglio (7.088 Einwohner) von kriminellen Einbrecher-Schlägern getötet worden. Pontoglio liegt ebenfalls in der norditalienischen Provinz Lombardei.

In Italien übernehmen, wie in Deutschland, Hausratsversicherungen Teile der finanziellen Folgen von Einbrüchen.

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Von Tim

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