Gabuns Staatschef Ali Bongo auf dem Titelblatt der Zeitschrift AMDB. Bongo regiert wie ein Sonnenkönig. Doch gilt sein System, das schon sein Vater aufgebaut hatte, seit Jahrzehnten als Korrupt.
Gabuns Staatschef Ali Bongo auf dem Titelblatt der Zeitschrift AMDB. Bongo regiert wie ein Sonnenkönig. Doch gilt sein System, das schon sein Vater aufgebaut hatte, seit Jahrzehnten als Korrupt.

In Gabun wurde der ehemalige Minister für Tourismus und öffentliche Arbeiten sowie Finanzen, Magloire Ngambia, verhaftet. Der Vorwurf lautet auf Veruntreuung öffentlicher Gelder und Korruption. Die taz schreibt, es gehe um 500 Mrd. CFA-Francs. Umgerechnet wäre dies die gewaltige Summe von 762 Millionen Euro. Gabun ist eine ehemalige französische Kolonie und ein kleiner Staat mit in etwa so vielen Einwohnern wie Hamburg. Frankreich weiß um den Filz im Land, arbeitet aber mit den dortigen Machthabern seit Jahrzehnten eng zusammen und duldet die ausufernde Korruption und Selbstbereicherung der herrschenden Clans.

Ngambia gilt als langjähriger Freund des Staatspräsidenten Ali-Ben Bongo Ondimba, bekannt auch als Ali Bongo, und hatte die Position des „persönlichen Beraters des Präsidenten“ inne. Präsident Bongo Ondimba sagt man nach, er regiere nach Vorbild seines Vater letztlich wie ein Diktator in Gabun.

Seit gut 50 Jahren werde Gabun von der Ondimba-Familie „beherrscht und ausgesaugt“, schreibt beispielsweise der französisch-sprachige Blog blogs.mediapart.fr.

Gabun ist ein Staat in Zentralafrika, dessen Grenzen an Kamerun stoßen, ebenso an Äquatorialguinea, sowie die Republik Kong.

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Der nun verhaftete Minister Magloire Ngambia ist international auf zahlreichen Staatstreffen gewesen. Dazu gehörte beispielsweise am 24. September 2011 ein Forum des Internationalen Währungsfonds und zwar im Rahmen des „International Monetary and Financial Committee of the Board of Governors of the International Monetary Fund“ in Washington, D.C.

An diesem Treffen hatte auch Deutschlands Finanzminister Dr. Wolfgang Schäuble teilgenommen, neben zahlreichen anderen Finanzministern.

Der Richter, der Magloire Ngambia verhaften ließ, ordnete U-Haft an. Neben Ngambia wurden zahlreiche Mitarbeiter anderer behördlicher Einrichtungen und Ministerien in Untersuchungshaft genommen. Dazu gehören Top-Beamte der Post sowie von Infrastruktur-Behörden.

Der Premierminister von Gabun, Emmanuel Issoze-Ngondet, kommentierte anlässlich einer Begrüßungszeremonie die Verhaftungen mit den Worten: Die Regierung sei entschlossen, die Korruption und Straflosigkeit für illegale Bereicherungen auf Staatsebene zu beenden.

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Konkret wird dem in U-Haft sitzenden ehemaligen Arbeitsminister Magloire Ngambia vorgeworfen, er habe sich unter anderem an einem Projekt für Wasserbau bereichert und Korruption gefördert.

Im Zuge Gefängnisnahme von Ngambia kam ebenso Blaise Wada, ehemaliger Leiter der Wasserprojekte auf Libre, in Haft. Fast zeitgleich wurde Ölminister Etienne Dieudonne Ngoubou von seinen Aufgaben entbunden.

Doch ob die Regierung bei ihrem Verhaftungs-Kurs gegenüber den der Korruption Bezichtigten bleibt, ist noch nicht klar. Vor allem gibt es Indizien, dass es weniger um die Bekämpfung von Korruption gehen könnte, als um eine Säuberung von korrupten Gegnern des ebenfalls der Korruption bezichtigten Staatspräsidenten Ali-Ben Bongo Ondimba.

Entsprechend dürften die Worte des Kommunikationsminister und Regierungssprecher, Alain-Claude Galle-By-Nze, mit Vorsichtig zu gewichten sein, der sagte: Es gelte zwar für jeden die Unschuldsvermutung vor Gericht, doch werde man weiter gegen Korruption auf Staatsebene hart durchgreifen.

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Das französischsprachige Portal blogs.mediapart.fr schreibt weiter, wonach der verhaftete Ex-Minister Magloire den Ruf habe, als Minister „arrogant“ agiert zu haben.

Er gehöre zu einer Gruppe von Leuten in Gabun, „die nichts zu befürchten haben in diesem Land, nicht einmal den Tod“. Er habe zu einem Kreis „einiger Unberührbaren in der Republik des Ali Bongo-Regimes“ gehört. In diesen Kreis gehöre auch der nun entlassene Ölminister Etienne Dieudonne Ngoubou.

Das offensichtlich gut informierte Portal blogs.mediapart.fr führt weiter aus: 2009, als Bongo als Nachfolger seines Vaters ins Amt des Staatspräsidenten gehievt worden war, habe sich „eine kleine Gruppe von Männern und Frauen“ und ihn geschart.

Diese wären aber korrupt und hätten zum Ziel gehabt, „schnell reich“ zu werden. Sie wären „auf dem Rücken der anderen“ gedeiht und hätten „Methoden von Gangstern“ angewendet.

Der Präsident sei von Leuten „missbraucht“ worden, welchen er vertraut habe. Dabei habe sich ein System etabliert, in welchen beispielsweise verantwortliche Minister Verträge unterzeichneten und im Gegenzug dafür eine Provision von Auftragnehmern, in der Regel von Unternehmen, erhalten hätten.

Sei aber ein Minister abgesetzt worden, habe der Nachfolger von den Auftragnehmern, also meist Unternehmen, wiederum eine Provision gefordert. Habe ein Unternehmen sich geweigert zu zahlen, habe es Probleme gegeben.

Doch damit nicht genug: Diese Forderungen seien gar in „Finanzrechtsstreitigkeiten“ ausgeartet. So hätten sich plötzlich Forderungen über „Hunderte von Milliarden Franken vor dem Schiedsgericht“ von Gabun befunden.

Als die Gruppe von Männern oder Frauen vor Gericht nicht bekommen hätten, was sie forderten, hätten sie ihr ergaunertes Geld obendrein genommen, um einen Gegenpräsidenten während des Präsidentschafts-Wahlkampfs 2016 zu finanzieren. Zudem hätten diese Personen auch pseudo-soziale Maßnahmen mit „demagogischer Kunst“ öffentlich zelebriert.

Wie so oft scheint auch in Gabun der Fisch vom Kopf zu stinken: Staatspräsident Ali-Ben Bongo Ondimba kommt ebenfalls in den Ausführungen von blogs.mediapart.fr nicht gut weg: Er sei mit seiner Familie die „Krake“, welche seit 50 Jahre öffentliche Gelder in Gabun veruntreue.

Ali Bongo Ondimba soll selbst angeblich Rechtswissenschaften an der Pariser Sorbonne studiert haben. Bereits 1973 konvertierte er zum Islam und trägt seitdem den Namen Ali im Vornahmen.

Schon sehr früh setzte ihn sein Vater Omar Bongo auf unterschiedlichste Ministerämter in Gabun, darunter auf den Posten des Verteidigungsministers.

Erst als das Parlament eine Mindest-Altersgrenze für Minister von 35 Jahren einzog, musste in frühen Jahren auch Ali-Ben Bongo Ondimba etwas zurücktreten. Doch seit 2009 fungiert er nun als Staatschef von Gabun und wurde 2016 unter umstrittenen Umständen wiedergewählt.

In Wikipedia steht über ihn:

„Obwohl demokratisch gewählt, wird Bongo genau wie sein Vater vor ihm in den westlichen Demokratien häufig als Diktator betrachtet. Weil Ali-Ben Bongo seinem Vater nach dessen 41-jähriger Amtszeit direkt ins Präsidentenamt nachfolgte, beherrscht die Bongo-Familie den Gabun seit mittlerweile fast einem halben Jahrhundert und saugt das Land westlichen Medien zufolge in der Manier absolutistischer Monarchen seit jeher aus. Unter anderem weil die Bongo-Familie das Land im Gegensatz zu anderen afrikanischen Despoten stets aus Kriegen und Aufständen heraushalten konnte, kann sie sich bis heute an der Macht halten.“

Des Weiteren führt Wikipedia aus:

„Während weiterhin rund 80 % der gabunischen Bevölkerung in Armut lebt, kaufte Bongo beispielsweise im Jahr 2010 für rund 100 Millionen Euro ein Stadtpalais in Paris. Obwohl Gabun ein sehr rohstoffreiches Land mit einer vergleichsweise niedrigen Bevölkerungszahl ist, kommt vom natürlichen Reichtum des Landes bis heute fast nichts bei der Bevölkerung an…“.

Bongo sei im Jahr 2009 zum Großmeister der „regulären Freimaurer-Großloge“ von Gabun gewählt worden, behauptet Wikipedia. Dieses Amt habe bereits sein Vater, der über Jahrzehnte Gabun regierte und wie ein Diktator agiert haben soll, bekleidet.

Einige sähen aber die „Freimaurer Loge“ von Gabun als nichts anderes an, als „einen Zirkel von korrupten Politikern, Managern und Wirtschaftsvertretern, die sich gegenseitig das Land aufteilen“, moniert ein Oppositionspolitiker von Gabun:

„Man könnte mit Blick auf Bongo Ondimba auch von einer Art krimineller Vereinigung sprechen, die im Kleide von Staatsvertretern Gabun aussaugt und unterdrückt.“ Damit ist Gabun nicht alleine. Ähnliche Systeme gibt es zahlreiche in Afrika.

Aber auch Länder wie Kambodscha würden seit Jahrzehnten von einer Familie regiert, der vorgeworfen werde, Kambodscha korrupt auszusaugen, lauten unzählige Berichte.

Schon im September 2016 hatte es nach der Wiederwahl von Bongo in Gabon (Französischer Name für Gabun) über 1000 Verhaftungen gegeben und mindestens 5 Tote.

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Von Herbert

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