Traumhafter Blick vom Luxus-Resort "Delaire Graff Estate" und dessen öffentlichem Restaurant auf das gegenüberliegende Bergmassiv. (Bild: sr)
Traumhafter Blick vom Luxus-Resort „Delaire Graff Estate“ und dessen öffentlichem Restaurant auf das gegenüberliegende Bergmassiv. (Bild: sr)

Südafrika steht in vielen Gebieten mal wieder vor einer Trinkwasserknappheits-Katastrophe. Seit Monaten hat es nicht richtig geregnet. Besonders bitter für die Kapbewohner und die Touristen sowie Dauerresidenzler: Obwohl der Januar, eigentlich ein Hochsommer-Monat, recht kühl, windig und bewölkt war, wollten die Wolken einfach nicht abregnen.

Waldbrände loderten im Januar tagelang überall. In den touristisch so beliebten Guesthouses beispielsweise am Helderberg bei Somerset West konnte man den Aschenregen von den Terrassen und Sitzmöbeln wischen. Allerdings blieb der Ort selber von Waldbränden verschont, berichtet uns ein südafrikanischer Guesthouse-Betreiber aus Somerset West.

Die Ursache für die Waldbrände sind klar. Denn im Januar 2017 hieß es in Südafrika überwiegend: Kalt, aber staubtrocken.

Dass die Touristen und örtlichen Bewohner in den ersten Wochen des Jahres 2017 auch tagsüber Pullover und lange Hosen anziehen mussten, stand im krassen Widerspruch zu den Waldbränden. Sie drohen eigentlich nur bei besonders heißen Temperaturen. Oder eben, wenn es monatelang gar nicht regnet.

Erst ab Februar zeigte sich der Sommer dieses Jahr in Südafrika von seiner besseren Seite. So konnte für Urlauber die heiße Schönwetterphase am bei Deutschen, Niederländern, Briten oder Amerikanern so beliebten Western Cape erst ab 10. Februar so richtig beginnen.

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Dann gab es Temperaturen von bis zu über 30 Grad, Sommer satt und blauer Himmel wohin das Auge schaut. Badewetter eben.

Richtig glücklich sind aber die Stadtväter und Stadtmütter von Kapstadt auch darüber nicht. Denn Hitze verschärft das Problem der Tag für Tag schwindenden Trinkwasser-Vorräte.

Die Cape Times, die führende Tageszeitung am Western Cape, schreibt: Selten habe es einen solch trockenen Sommer am Kap gegeben, wie jetzt. Dazu muss man wissen: Die Jahreszeiten sind in Südafrika umgekehrt zu jenen in Deutschland: Ist also in Kapstadt Sommer, liegt der Winter über Berlin.

Dass Büsche und Grünwerk in den Gärten vielerorts in Südafrika im Sommer 2017, also den ersten Monaten des Jahres, überhaupt noch grün und nicht überwiegend verdörrt in den Gärten existieren, ist entweder ein kleines Wunder oder ein Verstoß gegen die Richtlinien.

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Denn gießen ist derzeit in Kapstadt oder in Orten wie Somerset West und Strand, Hout Bay, Camps Bay oder eben in Cape Town, nur noch an zwei Tagen der Woche erlaubt. Und das auch nur per Hand-Kannen, nicht mit einer Bewässerungsanlage ala Sprinkleranlagen.

Je heißer die Tage, umso glücklicher die Touristen. Zwar sind die Meere in Südafrika kalt, doch nicht überall frieren einem gleich die Beine weg und ist das Baden im Meer eher nichts für Warmduscher:

Das wärmste Meerwasser in Südafrika gibt es im Western Cape in der False Bucht, also in Ortschaften wie Somerset West oder Strand. Deutlich kühler, wenn nicht kalt, ist das Meerwasser hingegen im etwas luxuriöseren aber auch wunderbar gelegenen Badeort Camps Bay. Camps Bay ist obendrein für seine unangenehm starken, oft auch noch kühlen Winde berühmt, die nicht selten in heftige Stürme ausarten können.

Doch Touristen kommen so oder so nicht nur zum Meeresbaden nach Südafrika. Viele lieben es mittags und oder abends in den Top-Restaurants der exklusiven Weingüter einzukehren.

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Im Badeort Strand gilt seit gut zwei Jahren beispielsweise das neue Restaurant „De Brasserie“ (160 Beach Road, Strand), direkt am Badestrand gelegen, als Muss. Es wird von einem belgischen wohlhabenden Weingüter-Besitzer betrieben, der auch vor Ort lebt. Gesprächs-Thema Nummer Eins unter den jährlich wiederkommenden Touristen ist dort derzeit:

Wo ist die wunderhübsche südafrikanische Frau des Brasserie-Besitzers abgeblieben? Sonst sei sie fast täglich in der Brasserie zu sehen gewesen.

Böse Trennungsgerüchte machen die Runde. Und Schwärmereien davon, wonach Madame regelmäßig nach Mailand geflogen sei, um sich mit teuersten Klamotten einzudecken. Die neuesten Kollektionen habe sie dann gerne in der Brasserie vorgeführt. Dann nämlich, wenn sie persönlich die Gäste an die Tische geleitet habe.

Eine wohlhabende Münchnerin, die mit ihrem Mann jährlich die Wintermonate in Deutschland in Südafrika in ihrer Privatvilla in Somerset West überbrückt, schwärmt: „Wenn diese Madame in der Brasserie auflief, war das immer ein Spektakel. Mal hatte sie nur zur Zierde zwei Montblanc-Füller in die Hosentasche gesteckt, dann wieder schmückte sie tolle Tücher. Ihr Modegeschmack war immer absolute ausgefallene Klasse!“

Faktisch alle deutschen Touristen oder Überwinterungs-Residenzler aus Somerset West und Umgebung kehren in der Brasserie im Örtchen Strand ein. Nicht wenige wohlhabende Deutsche haben im am Örtchen „Strand“ angrenzenden Somerset West ihr Ferienhaus mit Privatpool, einige eben auch ihre Ferienvilla – wie das Münchner Pärchen.

Das Münchner Ehepaar aus der Brasserie wohnt in Somerset West jährlich von Anfang Dezember bis Ende April. Eben dann, wenn es in Deutschland richtig fies und kalt wird. Je höher die Villa im Somerset West gelegen, desto teuerer, da traumhafter der Blick hinunter zum Örtchen Strand an der False Bucht und den angrenzenden Bergmassiven „Hottentots Holland Mountains“.

Mittags, Nachmittags oder Abends ein oder zwei Mal die Woche in das Brasserie-Restaurant einzukehren, gilt bei vielen deutschen Touristen und Südafrika-Residenzlern als schick. Doch Gedanken über Wasserknappheit machen sich die Touristen oder wohlhabenderen europäischen Überwinterungsgäste nicht gerade.

Touristen stolpern derzeit allenfalls über Aufkleber in den Bädern der Hotels oder Guesthouses, mit welchen sie aufgefordert werden, möglichst besonnen mit Wasser umzugehen, da es frühestens im Juni 2017 in Südafrika wieder umfangreicher regne.

Üppigeres regelmäßiges Gießen von Grünanlagen ist derzeit mit Restriktionen fast nur auf Weingütern erlaubt, die wiederum froh sind, dass sie ihre Weintrauben im Januar abernten konnten. Glücklich stehen jene Weingüter da, welche ihr Trinkwasser oder Gießwasser aus eigenen Seen beziehen.

Zu den berühmtesten Weingütern und Restaurants gehören im touristisch weit erschlossenen und recht sicheren Western Cape bei Somerset West beispielsweise: Das Guardian Peak, Boschendal, Peter Falke Wines (deutscher Strumpf-Unternehmer), das Winery Road 96 (berühmt für seine herrlich zarten Steaks) oder Ernie Els (gehört dem gleichnamige berühmten südafrikanischen Golfspieler).

Mit dem Auto in 30 bis 60 Minuten von Somerset West entfernt liegen zudem weitere berühmte Weingüter mit angeschlossenen Restaurants. Dazu gehören zum Beispiel: Das „Delaire Graff Estate“ (Foto oben). Besitzer ist ein britischer Diamanten-Multimillionär. Reiche Feriengäste des Luxus-Resorts werden hier sogar mit dem Hubschrauber vom Flughafen abgeholt.

Schön sind auch das berühmte Vergelegen-Weingut, Klein Constantia (1685 gegründet; ohne Restaurant), das Avontuur Estate, oder das ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert stammende riesige Spier-Anwesen (mit schönem Biergarten).

Weitere Top-Adressen für Freunde guten südafrikanischen Weines und guten Essens, sowie einer traumhaften südafrikanischen Landschaft, sind: Kleine Zalze, das Waterkloof Restaurant, Hidden Valley Wines oder das „Rust en Vrede“.

Im Rust en Vrede, was für für „Ruhe und Frieden“ steht, nicht aber für „Ruhe in Frieden“, gibt es auch mittags ohne vorzureservieren mit das beste Steak am Kap. Abends muss hier aber wochenlang, besser monatelang, im Voraus das exklusive Restaurant vorgebucht werden.

Das Vorbuchen gilt ebenso als Muss für alle anderen Top-Restaurants am Kap und den Weingütern. Zu groß ist der Run des besseren internationalen Publikums auf die südafrikanischen Gourmet-Tempel, in welchen man immer noch relativ günstig essen kann. Ein Vier-Gänge-Menü mit Spitzenküche kostet in Südafrika mit Wein selten mehr als 120 bis 150 Euro für vier Personen.

Wer nur ein schickes Restaurant in Kapstadt sucht, der ist im „The Bungalow“ sehr gut aufgehoben. Das Restaurant gilt als abendlicher Höhepunkt bei Kapstadt, lässt sich aber auch von Somerset West in 40 Minuten gut ansteuern. Es liegt direkt bei Camps Bay sowie dem berühmten Cliffton Beach am Wasser. Deshalb wird es gerne als Sundowner genutzt. Doch auch hier: Wer mehr als zwei Plätze haben möchte, muss oft wochenlang oder monatelang im Voraus buchen. Unser Tipp:

Wer in der zweiten Reihe einen Platz im chronisch überfüllten wunderbaren „The Bungalow“ bekommt, sollte warten, bis eine andere Platzanweiserin am Desk steht. Dann noch einmal sein Glück versuchen und frech fragen, ob man nicht (doch) einen Platz in der ersten Reihe bekommen könne.

Allerdings sollte man nicht verraten, dass man bereits einen Tisch hat, sondern nur erwähnen, dass man bereits eingecheckt habe (was im Gästebuch vermerkt wird), aber noch einen schönen Platz suche – eben in der ersten Reihe).

Doch so super attraktiv gelegen das The Bungalow am Kap ist, so mäßig kann da leider mittlerweile die Küche sein: Unsere beiden bestellten Kingklip Fische waren trocken und nicht gerade gourmetmäßig zubereitet. Auch die Soße war eher lieblos draufgeklatscht. Dennoch war der Besuch dieses Gastro-Betriebs ein Höhepunkt für uns – eben wegen der phantastischen Lage.

Eine Platzanweiserin erzählte uns im Februar 2017: „Einige buchen hier im Bungalow bereits fast ein Dreivierteljahr im Voraus, um die besten Plätze mit Blick aufs Meer zu bekommen“.

Besuche auf den Weingütern und deren schönen Gartenterrassen-Restaurants lassen sich gut mit Abstechern in die niedlichen hübschen alt-niederländischen Ortschaften Franschhoek, Stellenbosch oder Hermanus verbinden. Viele der dortigen Weingüter sind bis zu 350 Jahre alt und traditionell erhalten.

Der Wein-Bezirk „Stellenbosch“ wurde zum Beispiel 1679 von niederländischen und deutschen Einwanderern etabliert. Er zieht sich über 7.200 Quadratkilometer bis nach Somerset West. Trotz der Größe des Bezirks wohnen dort gerade einmal 155.733 Menschen. In den Sommermonaten zwischen Dezember und April kommen mindestens noch einmal so viele Touristen hinzu, eher mehr. Berühmt ist dort die Weinroute (Such-Stichwort: „wine route south africa“).

Doch trotz der Tatsache, dass Südafrika dünn besiedelt ist, bleibt die drohende Wasserkatastrophe. Man müsse, führt die Regionalregierung vom Western Cape aus, den Trinkwasserverbrauch von derzeit 800 Millionen Litern pro Tag auf 700 Millionen alleine in Kapstadt senken.

Dabei waren schon die 800 Millionen Liter Wasser eine öffentlich ausgerufene Reduzierung. In üblichen Regenzeiten verbrauchen die Kapstädter gut 1,2 Milliarden Liter Wasser pro Tag.

Um die faktische Halbierung des Süßwasserverbrauchs zu erreichen, arbeiten die Stadtväter und Stadtmütter von Kapstadt und den sonstigen Kap-Gemeinden eng mit dem „Department of Water and Sanitation“ zusammen.

Von dort heißt es: Nur noch 135 Tage könne man Kapstadt derzeit mit Wasser versorgen. Wenn es bis dahin nicht regne, drohe der Wasserkollaps am Kap. Doch selbst die 135 Tage sind üppig bemessen. Sie gelten nur dann, wenn alle Südafrikaner, Touristen und Dauer-Residenzler ihren Wasserkonsum drastisch einschränken.

Im Schnitt verbrauchten die eine Millionen Menschen, welche im Bezirk Kapstadt wohnen, monatlich jeweils rund 20.000 Liter, schreibt die Cape Times.

Einheiten mit den höchsten Wasserverbräuchen sind neben Hotels, auch Unternehmen oder Behörden. An sie appelliert Kapstadts Oberbürgermeisterin Patricia de Lille gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Ian Neilson:

Sie sollten sich verstärkt darum bemühen, dass das Trinkwasser am Kap deutlich reduziert werde. Wer einen privaten Swimmingpool in seinem Guesthouse, Hotel oder der privaten Villa hat, muss verpflichtend bei einem Kontrollbesuch eine Plastikabdeckung vorweisen können. Sie sei täglich nach dem Schwimmen auf den Pool zu machen.

Ein deutscher Villenbesitzer in Somerset West sagte uns aber: „Bin ich irre. Wir können zudem belegen, dass diese Plastikabdeckungen derzeit sowieso überall ausverkauft sind.“ Frühester Liefertermin sei erst in drei Monaten. Bis dahin, das wisse er als Münchner aber nur zu gut, gehe noch „viel Wasser die Isar hinunter“.

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Von Herbert

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