Handwerker sind nicht bessere oder schlechtere Geschäftsleute als alle anderen in der Wirtschaft. Wer aber keine Preise bei ihnen vergleicht, wird schnell abgezockt. Besonders beliebt ist die Abzocke bei Bädern, da Verbraucher ein Bad seltener renovieren lassen, als dass sie einmal ein Zimmer streichen lassen. (Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain)
Handwerker sind nicht bessere oder schlechtere Geschäftsleute als alle anderen in der Wirtschaft. Wer aber keine Preise bei ihnen vergleicht, wird schnell abgezockt. Besonders beliebt ist die Abzocke bei Bädern, da Verbraucher ein Bad seltener renovieren lassen, als dass sie einmal ein Zimmer streichen lassen. (Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain)

Wer eine Immobilie kauft und dort dann beispielsweise das Bad sanieren lassen möchte, muss aufpassen. Denn bei vielen Handwerken ist Abzocke Programm. Wir sagen worauf Sie achten müssen.

Nehmen wir ein Bad, dass in einer kleinen Mietwohnung eine zu fließende Fläche, also Wände und Boden, im Umfang von circa 23 Quadratmetern hat.

Wer klug ist, geht erst einmal selbst in den örtlichen Fließenmarkt und schaut sich ohne Handwerker hier in Ruhe die Fließen an und lässt sich beraten.

Sind die Fließen – am besten für den Boden andere, als für die Wände – rausgesucht, sollte man sich gleich an Ort und Stelle ein Angebot vom Fließenmarkt erstellen lassen.

Schön und modern sind derzeit vor allem größere Fließen, welche mindestens in der Länge 60 Zentimetern aufweisen und in der Breite 30.

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Hat man noch keinen Handwerker und möchte Preise vergleichen – was unbedingt zu empfehlen ist – sollte man direkt im Fließenmarkt fragen, ob dieser einen Handwerker empfehlen kann.

Ist dies der Fall, sollte man den empfohlenen Fliesenleger einmal einbestellen und sich dann von diesem ein Angebot unterbreiten lassen.

Doch Achtung: Nett oder sympathisch sind Handwerker häufig, wenn es darum geht, einen lukrativen Abschluss zu tätigen. Da überall gebaut wird, können bestimmte Handwerker teils erst Monate im Voraus gebucht werden. Das macht die Sache des Auswählens eines geeigneten Handwerkers nicht einfacher, aber nicht unmöglich.

Wichtig: Nettsein sollte nie ausschlagend sein, um sich für einen Handwerker zu entscheiden. Deshalb sollte man sich davor hüten, sich mit einem Handwerker gleich zu Dutzen. Grund: Das „Du“ schützt ebenfalls nicht vor möglichen späteren überteuerten Abzockrechnungen.

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Außerdem gilt: Auf keinen Fall nur über Internetsuchmaschinen wie Google, Bing, cliqz.com von Hubert Burda oder DuckDuckGo Handwerker beispielsweise für Hamburg, Düsseldorf, Erding oder Chemnitz recherchieren.

Wer dort nämlich gut rankt und sofort vom Verbraucher gefunden wird, muss nicht unbedingt der beste im Preis- Leistungsverhältnis sein.

Immer mehr Handwerker beschäftigen nämlich Fachleute, sogenannte SEOs (Search Engine Optimization), damit die eigene Webseite in den Internetsuchmaschinen möglichst schnell zu finden ist. Denn Gefundenwerden im Internet bedeutet häufig gut gemachtes Geld.

Auch von einem schönen Webseitenlayout sollte man sich nicht einlullen lassen. Das gilt ebenso für die freundlich auf der Webseite lächelnde Dame oder dem Herrn. Solche im Fachjargon „Eyecatcher“ genannten Aufmacher einer Webseite gehören heute zum Standardrepertoire von Seitenbauern.

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Fotos mit nett ausschauenden Mitarbeitern gibt es für wenige Cent im Internet auf Fotoplattformen zu kaufen. Das heißt: Das müssen nicht unbedingt tatsächlich vorhandene Firmenmitarbeiter sein.

Besser ist es, das gute alte Telefonbuch, beziehungsweise die Gelben Seiten, zu nutzen und dort beispielsweise „Fließenleger“  z.B. in „Jena“ eingeben. Dann sich tagsüber ein bis zwei Stunden Zeit nehmen und stoisch mindestens 10 bis 15 Fliesenleger anrufen und Angebote einholen.

In diesen Telefongesprächen sollte man direkt sagen, dass die zu fließende Fläche im Bad beispielsweise 24 Quadratmeter mit Wänden und Boden ist. Erwähnt werden sollte ebenso, dass man sich bereits im Fließenmarkt xy für zwei unterschiedliche Fließen entschieden habe und dieser ein Angebot für diese Fließen unterbreitet habe.

Dieser Weg ist deshalb der bessere, da fast alle Handwerker die Preise von Materialien – also auch von Fließen – gerne gegenüber unerfahrenen Endkunden verdoppeln.

So kennt steuerratschlag.eu einen Fall, in welchem ein Heizungsinstallateur, welcher in einer Firma angestellt ist, einem Vermieter sagte, der Handtuchheizkörper, für welchen sich dieser in seinem Bad entschieden hatte, koste 400 Euro zuzüglich rund 200 Euro Einbau. Der Heizkörper war 120 Zentimeter hoch, 70 Zentimeter breit und linksbündig ausgerichtet, so dass die Handtücher leicht raufgeschoben werden können.

Das Angebot der Firma zu exakt diesem Heizkörper belief sich dann aber plötzlich auf brutto 840 Euro, inclusive Einbau. Der Inhaber der Firma argumentierte, sein angestellter Handwerker habe nur ein Netto-Angebot gemacht und kein Bruttoangebot (was an Privatleute gar nicht erlaubt wäre). Zudem habe der Mitarbeiter vergessen, dass weitere Materialkosten anfielen.

Um bei Handwerkern mitsprechen zu können und sich einen Überblick verschaffen zu können, ob deren Angebote realistische Preise auflisten oder Abzocke sind, empfehlen sich Preis- und Produktsuchmaschinen im Internet, wie billiger.de oder guenstiger.de

Hier kann man sich unter Millionen gelisteter Produkte und Preise selber erkundigen, was überhaupt am Markt beispielsweise unter den Badheizkörpern vorhanden ist und welches Preisspektrum üblich ist.

Nur wenn man sich da einigermaßen auskennt, ist man vor Neppern, Schleppern, Bauernfänger, sicherer.

Nicht wenige Handwerker verstehen es, naive oder faule Kunden, welche sich mit der Renovierung einer Wohnung oder Hauses nicht auskennen, finanziell über den Tisch zu ziehen.

So dürfte eigentlich der Quadratmeter Fließenlegen in einer Wohnung (ohne Materialkosten, nur Handwerkerkosten), nicht mehr als 44 Euro brutto kosten. Das sind Preise, welche derzeit in Leipzig von großen Bauherrn gegenüber ihren Handwerker-Dienstleistern bezahlt werden.

Das bedeutet: für 24 Quadratmeter Fließenlegen in einem kleinen Bad dürften maximal Kosten in Höhe von rund 1000 Euro netto anfallen, zuzüglich vielleicht noch einmal um die 700 bis 800 Euro für die Fließen.

Die 1000 Euro Handwerkerleistungen umfassen sowohl Teile im Bad, wo über vorhandene Fließen hinweggefließt werden kann, als auch Teile, wo die alte Fließen von den Wänden oder dem Boden abgeklopft werden.

Achtung: Immer darauf achten, dass beim Drüberfließen auf alte Fließen beispielsweise am Boden keine unschönen Kanten entstehen, weshalb gerade am Boden fast immer die Fließen vorher abgemacht werden müssen.

Vorsicht ist zudem bei den weit verbreiteten nachträglich eingebauten Trockenbauwänden zu empfehlen.

Hier kommt es häufig zu teuren Beschädigungen, wenn Fließen im Bad an solchen Nicht-Trägerwänden entfernt werden müssen. Eine komplett neue Trockenbauwand kostet schnell um die 500 bis 1000 Euro. Kleinere Beschädigungen sind entsprechend günstiger.

Problem: Zu 44 Euro pro Quadratmeter Fliesenlegen erhalten aber Privatleute fast nie einen Fließenleger. Dennoch sollte man sich da Zeit nehmen und bei mehreren aus der Region – durchaus in den angrenzenden Nachbargemeinschaften – Preise anfragen.

So hatten wir für unser Beispielbad ein Angebot eines Handwerkers in Höhe von 4600 Euro brutto. Darin enthalten waren 24 Quadratmeter Fließenarbeiten, stellenweise Fließen belassen und überfließen, stellenweise aber Abschlagen der alten Fließen (ohne Materialkosten).

Zudem war in dem Angebot über 4600 Euro enthalten, dass die Wandflächen oberhalb der Fließens (man fließt heute kein Bad mehr bis zur Decke hoch) mit Platten aufgedickt werden.

Bestandteil war zudem, dass Malerfließ aufgeklebt wird, als auch Spachtelarbeiten an der Wand vorgenommen werden, damit es einen glatten Übergang von den Fließen zur Badwand gibt.

Eine solche Bauweise sieht später schöner aus, als wenn die Fließen drei Millimeter oder gar mehr über der Wand hinausstehen. In dem 4600 Euro Angebot des Fliesenlegers waren ebenfalls Streicharbeiten der Baddecke enthalten.

Wie unterschiedlich die Preisvorstellungen von Handwerkern sind, und wie schnell man da auf dem Pfad der Abzocke wandert, zeigt ein zweites Angebot, welches wir einholten.

Die gleichen Arbeiten im Bad bot uns eine andere örtliche Firma zu 3300 Euro brutto an. Bei der Firma handelte es sich um keine Kurpfuscher-Firma, sondern eine etablierte eingetragene GmbH aus der Region.

Natürlich hatten wir dieser Firma nicht gesagt, dass ein anderer Handwerker für die gleichen Arbeiten 4600 Euro brutto haben wollte (es war jener, welchen uns der Fließenmarkt empfohlen hatte).

Die durch Preisvergleiche gesparten 1300 Euro nahmen wir schließlich dafür, indem wir in der Baddecke noch drei LED-Scheinwerfer einbauen ließen und diese mit einem Dimm-Lichtschalter verbunden ließen und zwar zu einem Preis von circa 500 Euro (inclusive Material und Einbaukosten; wobei letztere mit rund 250 Euro brutto beziffert wurden).

Zudem investierten wir die weiteren gesparten 500 Euro, um einen an der Badwand vorhandenen unschönen sogenannten Badkoffer, unter welchem eine Wasserleitung versteckt worden war, entfernen zu lassen.

Das brachte an der Wand in der Länge von rund zwei Metern und einer Breite von 15 Zentimetern zusätzlichen Platz.

Das heißt: Mieter können hier künftig die Waschmaschine viel näher an die Wand schieben.

Für weitere 250 Euro ließen wir außerdem eine Wasserleitung weiter nach oben bauen, damit die Waschmaschine dort über einen Wasserzulauf und Wasserablauf angeschlossen werden kann. Das verhindert künftig, dass Mieter unschöne graue Wasserschläuche zum Waschbecken laufen lassen müssen.

Unser schlussendlicher Tipp also: Wer eine Wohnung oder ein Haus renovieren lassen muss oder möchte, sollte auf jeden Fall von mehreren Handwerkern Angebote telefonisch einholen.

Zudem: Ohne Angebote niemals einen Handwerker anfangen lassen. Grund: So bleiben teure, schnell mehrere tausend Euro umfassende Rechnungs-Überraschungen, am ehesten außen vor.

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Von Elke

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