Das baulich nicht gerade attraktive Finanzamt Saarbrücken von oben. (Bild: Google Maps).
Das baulich nicht gerade attraktive Finanzamt Saarbrücken von oben. (Bild: Google Maps).

Eine Tragödie hat sich bereits in der Nacht vom 26. Juni auf den 27. Juni 2017 im Finanzamt Saarbrücken abgespielt.

So betrat dort ein Steuerfahnder sehr früh, nämlich bereits morgens gegen 4.30 Uhr, seine Dienststelle an der Mainzer Str. 109 in Saarbrücken. [1]

Dann fuhr er im Aufzug in den sechsten Stock, öffnete das Fenster und sprang in den Innenhof des Finanzamtes. Dort erlag er seinen schweren Verletzungen.

„Der Notarzt konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen“, erklärte Bernd Jager, Vorsteher des Finanzamtes Saarbrücken, während eines kurzfristig einberufenen Pressetermins im Ministerium für Finanzen und Europa des Saarlandes.

Saarbrückens Polizeisprecher Stephan Laßotta erklärte:

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„Wir haben den Ort in Augenschein genommen und keine Hinweise auf ein Fremdverschulden gefunden.“

Wie die Saarbrücker Zeitung, die in der Region gut informiert ist, berichtet, habe man wohl einen Abschiedsbrief des Steuerfahnders, der Ende 50 gewesen sei, gefunden. [2]

Weitere Details, über welche die Saarbrücker Zeitung schreibt: Von Depressionen hätten die Kollegen nichts gemerkt. Vielmehr sei der Steuerfahnder nach Aussagen des Finanzamts-Chefs Mitglied in einem Team von 30 Kollegen gewesen, welche eng zusammengearbeitet hätten.

„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Finanzverwaltung und insbesondere die direkten Kolleginnen und Kollegen sind zutiefst betroffen. Wir sprechen der Ehefrau des Kollegen und seiner Familie unser Beileid aus“, so Bernd Jager.

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Ein Psychologe aus Hamburg kommentierte gegenüber steuerratschlag.eu den offensichtlichen Suizid des Finanzamtsmitarbeiters mit den Worten:

„Für viele Menschen ist der Übergang vom 5. ins 6. Lebensjahrzehnt schon sehr schwer. Der Übergang vom 6. ins 7. ist aber für viele noch sehr viel schwerer. Deshalb ist es nicht ungewöhnlich, dass Menschen gerade in diesem Alter in eine ernstliche Lebenskrise geraten. Dabei ist es leider nicht ungewöhnlich, dass das direkte Umfeld nichts mitbekommt. Denn nicht jeder redet über seine persönlichen Krisen.“

Deshalb sei es für Aussenstehende oft nicht möglich, zu erkennen, ob jemand sich in einer Lebenskrise oder gar Depression befindet, oder nicht.

Für die Hinterbliebenen sei der Selbstmord eines geliebten Menschen oft ein lebenslang kaum zu verarbeitender Schockzustand, weshalb auch sie unbedingt fremde Hilfe in Anspruch nehmen sollten. „Ohne Trauertherapie kann man so etwas nicht verarbeiten“, erklärt der Psychologe.

Betroffenen gibt er den Rat, unbedingt rechtzeitig Hilfe bei einem Psychologen oder anderweitigen Therapeuten zu suchen. Nur im regelmäßigen Fachgespräch könne man Lebenskrisen oder Schockerlebnisse rechtzeitig eindämmen und versuchen dagegen zu steuern.

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Hier gibt es Hilfe für Suizid-Gefährdete

Wo können Suizidgefährdete oder depressive und existentiell traurige und verzweifelte Menschen Hilfe bekommen?

In Deutschland stehen für Menschen in psychischer Not 104 Telefonseelsorgestellen zur Verfügung. Sie können zu jeder Tages- und Nachtzeit anonym angerufen werden.

Die Telefonnummern sind bundesweit einheitlich und kostenlos: 0800-1110111 oder 0800-1110222.

Einzelnachweis

[1] „Polizei: Steuerfahnder sprang wohl aus Fenster“, in: Saarbrücker Zeitung vom 27.06.2017.

[2] „Imagefilm der Landeshauptstadt Saarbrücken“, von Stadt Saarbrücken, auf: Youtube vom 05.01.2010 (eingeblendet).

https://youtu.be/Bmb20YLXxFY

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Von Herbert

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