München eine Stadt, in der viele aufsteigen, aber auch viele Angst vorm Abstieg haben. (Bild: pixabay.com / CC0 Creative Commons)
München eine Stadt, in der viele aufsteigen, aber auch viele Angst vorm Abstieg haben. (Bild: pixabay.com / CC0 Creative Commons)

Kürzlich war ich mit einem Geschäftsfreund zum Frühstücken bei Käfer in München. Bei dem Geschäftsfreund handelt es sich um einen Immobilien-Unternehmer, der in München und anderen Gemeinden Wohn- und Geschäftshäuser hat, die er vermietet.

Erst kürzlich verkaufte er ein schönes Geschäftshaus, eine Gründerzeitvilla, für immerhin gut drei Millionen Euro. Nun könnte man meinen, ein Mann, der aus eigener Kraft so viel erreicht hat und nun Mitte 70 ist, müsste frei von Ängsten sein.

Dem war nicht so. Er sagte mir: Das Leben, auch die beiden Weltkriege, hätten ihm gezeigt, dass man alles wieder verlieren könne. Auch der Umgang mit Anton Schlecker, immerhin über Jahrzehnte einer der größten und erfolgreichsten deutschen Unternehmer und über viele Jahre von Forbes als einer von rund 100 deutschen Milliardären geführt, zeige dies.

Doch damit nicht genug: Er, der Münchner Multimillionär, der gerade in einem noblen Münchner Stadtteil wieder ein Haus saniert, aufstockt, um es dann teuer zu vermieten, schließe auch nicht aus, dass er, wenn sich die Finanzkrise weiter verschärfe, möglicherweise nochmal Taxi fahren müsse. Angst habe er davor aber nicht. Dann sei es eben so.

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Dabei ist der Unternehmer vom Taxifahren derzeit so weit entfernt, wie der Postbote vom Amt des Kanzlers in Berlin. Immerhin gibt es in München Wohnungsknappheit und die Mieten steigen und steigen und steigen.

Auch die Immobilienpreise, die er erzielen könnte, wenn er seine Häuser, die er besitzt, statt zu vermieten, verkaufen würde, scheinen nicht ernsthaft Gedanken zu erlauben, dass so ein Immobilien-Unternehmer in München kurz davor steht, zur Tafel gehen zu müssen.

Ich fragte mich: Woher kommen bei diesem gestandenen und durchaus lustigen Mann diese Gedanken, die eben doch fast Lebensängste sind?

Eigentlich ist das aber auch egal. Es macht ihn mir sympathisch. Es zeigt, dass er bodenständig geblieben ist, dass er weiß, wo den Menschen der Schuh drücken kann. Es zeigt, dass er weiß, dass alles endlich ist.

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Sympathisch macht es ihn auch, da er sagt, er lege großen Wert drauf, dass sein Sohn weiterhin seinen Job als Jurist in einer großen Münchner Firma behalte. Man könne ja nie wissen. „Dann hat er doch was“, meint der Münchner Unternehmer und lacht verschmitzt, bevor er seinem Laster mal wieder nachgeht: Rauchen.

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