Die Schweiz hat die höchste Milliardärsdichte weltweit und zahlt gleichzeitig den Bürgern die besten Nettolöhne weltweit. Hier das Steuerparadies Zug am See, rund 45 Autominuten von Zürich entfernt. (Bild: SR)
Die Schweiz hat die höchste Milliardärsdichte weltweit und zahlt gleichzeitig den Bürgern die besten Nettolöhne weltweit. Hier das Steuerparadies Zug am See, rund 45 Autominuten von Zürich entfernt. (Bild: SR)

Während in Deutschland Millionen Menschen von ihrem Lohn kaum leben können, geschweige denn Geld für eine Eigentumswohnung oder das Alter zurückzulegen, sieht das im Nachbarland Schweiz ganz anders aus. Hier gilt in vielen Kantonen ein monatlicher Mindestlohn vom um die 3500 bis 4000 Franken (3200 bis 3700 Euro).

Da die Schweiz ein kleines Land ist, getraut sich kaum ein nennenswertes Unternehmen diese Löhne zu unterbieten. Die soziale gegenseitige Kontrolle ist in Europas einzigem Land mit einer Direktdemokratie groß. Selbst bei Einbürgerungen kann jeder örtliche Bewohner für oder gegen die Einbürgerung von Neubürgern in einem Ort stimmen.

Tricksereien beim Mindestlohn gibt es allenfalls in der Art der Anstellung. Gilt eine Stelle beispielsweise als „Trainee“, können die Monatslöhne selbst in der Schweiz bei um die 2300 Euro liegen (2500 Franken). Doch üblich ist das nicht. Für Schlagzeilen sorgen derzeit ALDI Suisse (Aldi Schweiz) und Lidl Schweiz. Beide liefern sich nach Angaben der größten Schweizer Tageszeitung, der BLICK, einen Wettkampf um Mindestlöhne.

„Bei Lidl Schweiz verdienen die Mitarbeitenden ab März im Minimum 24.50 Franken pro Stunde. Bei Aldi Suisse sind es gemäss Berechnungen der Gewerkschaft Syna 24.40 Franken pro Stunde. Bei Migros beträgt der monatliche Mindestlohn 3900 Franken, bei einer 41-Stunden-Woche“, führt der BLICK aus.

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Dies mache derzeit bei ALDI Suisse einen Monats-Mindestlohn von 4105 Euro, bei Lidl Schweiz von 4028 Euro im Monat, der jetzt um 6,2 Prozent angehoben werden soll. Dann sollen die 4500 Schweizer Lidl-Mitarbeiter im Minimum im Monat 4360 Franken verdienen, verteilt auf 13 Monate. Rechnet man das hoch, kommt man auf einen jährlichen Mindestlohn von im Schnitt 52.390 Euro im Jahr bei Lidl Schweiz, beziehungsweise 4365 Euro im Monat.

13 Monatsgehälter

Da auch ALDI Suisse 13 Monatsgehälter bezahlt, bedeutet dies, dass ein normaler Verkäufer oder Detailhändler bei ALDI Schweiz im Schnitt 53.361 Euro im Jahr verdient, beziehungsweise 4446 Euro brutto im Monat. Ein Gehalt auf das in Deutschland selbst viele Akademiker nicht kommen. Gerade in Berlin oder im sonstigen Ostdeutschland sind Hunger-Gehälter von 2200 Euro brutto im Monat immer noch keine Seltenheit.

Beim Aldi- und Lidl Konkurrenten Migros beträgt der monatliche Mindestlohn derzeit 3900 Franken (3605 Euro), bei Coop seit Beginn 2021 insgesamt 4000 Franken (3700 Euro). In beiden Unternehmen gilt die 41-Stunden-Woche. Die Migros-Tochter Denner wiederum bezahlt im Minimum 4025 Franken pro Monat (3721 Euro). Dort müssen die Angestellten aber auch 43 Stunden pro Woche arbeiten.

Im Gegensatz zu Deutschland ist die Mindestarbeitszeit in der Schweiz etwas höher – Bei Lidl Schweiz müssen die Angestellten 41 Stunden pro Woche arbeiten. Bei Aldi sind es 42 Stunden Arbeit. Allerdings sind die Mitarbeiter selbst unter Berücksichtigung dieser Arbeitszeiten immer noch Top-Verdiener im Vergleich zum Niedriglohn-Land und Hochsteuerland Deutschland.

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Bis 370 Euro Arbeitslosengeld pro Arbeitstag in der Schweiz

Obendrein sind die Sozialleistungen in der Schweiz beispielsweise bei Arbeitslosigkeit erheblich höher. In der Spitzengruppe kann ein Arbeitsloser in der Schweiz brutto mit 400 Franken pro Arbeitstag (370 Euro) im Monat rechnen, maximal auf 21,7 Tage pro Monat gerechnet. Brutto entspricht dies einem maximalen Arbeitslosengeld von 8680 Franken im Monat.

Netto bleiben da mindestens 5500 bis 6500 Franken im Monat, also 5100 Euro bis 6000 Euro. Und das bei 400 bis 520 Arbeitstagen die in einem Zeitraum von zwei bis zweieinhalb Jahren bezahlt werden. Und nicht nur in 12 Monaten wie im Schnitt in Deutschland.

Häufig 42,5 bis 45-Stundenwochen in der Schweiz

Viele Schweizer Firmen bieten ihren Mitarbeitern lediglich um die 20 Tage Urlaub im Jahr – bei häufig 42,5 bis 45 Stundenwochen. Auch hier hängen aber Lidl und Aldi viele andere Unternehmen ab. Beim Billig-Discounter Denner beispielsweise haben die Mitarbeiter im Schnitt um die sechs Wochen Ferien im Jahr. Bei Aldi, Lidl, Coop und Migros sind es im Minimum fünf Wochen, so der BLICK.

Durchschnittlich arbeitet ein Schweizer zwar pro Jahr um die zwei Monate mehr, als ein Angestellter in Deutschland. Also rund 25 Prozent mehr. Dennoch ist das Gehaltsgefälle erheblich höher zwischen der Schweiz und Deutschland.

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Die beiden deutschen Discounter ALDI und Lidl machen jedoch nicht nur bei Löhnen den etablierten Schweizer Supermarkt-Ketten Migros, Coop oder Denner gehörig Konkurrenz, welche nach Schweizer Sprache als „Detailhändler“ bezeichnet werden.

Auch über günstigere Lebensmittelpreise bei ALDI Schweiz oder Lidl sind Millionen Schweizer froh: Wer beispielsweise beim Qualitäts-Supermarkt Migros einkaufen geht, bekommt für 100 Franken (92 Euro) nicht sonderlich viel in seinen Einkaufskorb. Dafür sind Lebensmittel in der Schweiz, zumal bei Migros, qualitativ im Schnitt höherwertiger und vielfältiger als in Deutschland. Nachhaltige Landwirtschaft ist im ehemaligen Agrarstaat Schweiz eine Selbstverständlichkeit.

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