Skip to main content
Samstag, 27. August 2022

Top -

Mindestlohn: ALDI Schweiz zahlt 4446 Euro Monatslohn, Lidl Schweiz 4365 Euro

Die Schweiz hat die höchste Milliardärsdichte weltweit und zahlt gleichzeitig den Bürgern die besten Nettolöhne weltweit. Hier das Steuerparadies Zug am See, rund 45 Autominuten von Zürich entfernt. (Bild: SR)
Die Schweiz hat die höchste Milliardärsdichte weltweit und zahlt gleichzeitig den Bürgern die besten Nettolöhne weltweit. Hier das Steuerparadies Zug am See, rund 45 Autominuten von Zürich entfernt. (Bild: SR)

Während in Deutschland Millionen Menschen von ihrem Lohn kaum leben können, geschweige denn Geld für eine Eigentumswohnung oder das Alter zurückzulegen, sieht das im Nachbarland Schweiz ganz anders aus. Hier gilt in vielen Kantonen ein monatlicher Mindestlohn vom um die 3500 bis 4000 Franken (3200 bis 3700 Euro).

Da die Schweiz ein kleines Land ist, getraut sich kaum ein nennenswertes Unternehmen diese Löhne zu unterbieten. Die soziale gegenseitige Kontrolle ist in Europas einzigem Land mit einer Direktdemokratie groß. Selbst bei Einbürgerungen kann jeder örtliche Bewohner für oder gegen die Einbürgerung von Neubürgern in einem Ort stimmen.

Tricksereien beim Mindestlohn gibt es allenfalls in der Art der Anstellung. Gilt eine Stelle beispielsweise als „Trainee“, können die Monatslöhne selbst in der Schweiz bei um die 2300 Euro liegen (2500 Franken). Doch üblich ist das nicht. Für Schlagzeilen sorgen derzeit ALDI Suisse (Aldi Schweiz) und Lidl Schweiz. Beide liefern sich nach Angaben der größten Schweizer Tageszeitung, der BLICK, einen Wettkampf um Mindestlöhne.

„Bei Lidl Schweiz verdienen die Mitarbeitenden ab März im Minimum 24.50 Franken pro Stunde. Bei Aldi Suisse sind es gemäss Berechnungen der Gewerkschaft Syna 24.40 Franken pro Stunde. Bei Migros beträgt der monatliche Mindestlohn 3900 Franken, bei einer 41-Stunden-Woche“, führt der BLICK aus.

Dies mache derzeit bei ALDI Suisse einen Monats-Mindestlohn von 4105 Euro, bei Lidl Schweiz von 4028 Euro im Monat, der jetzt um 6,2 Prozent angehoben werden soll. Dann sollen die 4500 Schweizer Lidl-Mitarbeiter im Minimum im Monat 4360 Franken verdienen, verteilt auf 13 Monate. Rechnet man das hoch, kommt man auf einen jährlichen Mindestlohn von im Schnitt 52.390 Euro im Jahr bei Lidl Schweiz, beziehungsweise 4365 Euro im Monat.

13 Monatsgehälter

Da auch ALDI Suisse 13 Monatsgehälter bezahlt, bedeutet dies, dass ein normaler Verkäufer oder Detailhändler bei ALDI Schweiz im Schnitt 53.361 Euro im Jahr verdient, beziehungsweise 4446 Euro brutto im Monat. Ein Gehalt auf das in Deutschland selbst viele Akademiker nicht kommen. Gerade in Berlin oder im sonstigen Ostdeutschland sind Hunger-Gehälter von 2200 Euro brutto im Monat immer noch keine Seltenheit.

Beim Aldi- und Lidl Konkurrenten Migros beträgt der monatliche Mindestlohn derzeit 3900 Franken (3605 Euro), bei Coop seit Beginn 2021 insgesamt 4000 Franken (3700 Euro). In beiden Unternehmen gilt die 41-Stunden-Woche. Die Migros-Tochter Denner wiederum bezahlt im Minimum 4025 Franken pro Monat (3721 Euro). Dort müssen die Angestellten aber auch 43 Stunden pro Woche arbeiten.

Im Gegensatz zu Deutschland ist die Mindestarbeitszeit in der Schweiz etwas höher – Bei Lidl Schweiz müssen die Angestellten 41 Stunden pro Woche arbeiten. Bei Aldi sind es 42 Stunden Arbeit. Allerdings sind die Mitarbeiter selbst unter Berücksichtigung dieser Arbeitszeiten immer noch Top-Verdiener im Vergleich zum Niedriglohn-Land und Hochsteuerland Deutschland.

Bis 370 Euro Arbeitslosengeld pro Arbeitstag in der Schweiz

Obendrein sind die Sozialleistungen in der Schweiz beispielsweise bei Arbeitslosigkeit erheblich höher. In der Spitzengruppe kann ein Arbeitsloser in der Schweiz brutto mit 400 Franken pro Arbeitstag (370 Euro) im Monat rechnen, maximal auf 21,7 Tage pro Monat gerechnet. Brutto entspricht dies einem maximalen Arbeitslosengeld von 8680 Franken im Monat.

Netto bleiben da mindestens 5500 bis 6500 Franken im Monat, also 5100 Euro bis 6000 Euro. Und das bei 400 bis 520 Arbeitstagen die in einem Zeitraum von zwei bis zweieinhalb Jahren bezahlt werden. Und nicht nur in 12 Monaten wie im Schnitt in Deutschland.

Häufig 42,5 bis 45-Stundenwochen in der Schweiz

Viele Schweizer Firmen bieten ihren Mitarbeitern lediglich um die 20 Tage Urlaub im Jahr – bei häufig 42,5 bis 45 Stundenwochen. Auch hier hängen aber Lidl und Aldi viele andere Unternehmen ab. Beim Billig-Discounter Denner beispielsweise haben die Mitarbeiter im Schnitt um die sechs Wochen Ferien im Jahr. Bei Aldi, Lidl, Coop und Migros sind es im Minimum fünf Wochen, so der BLICK.

Durchschnittlich arbeitet ein Schweizer zwar pro Jahr um die zwei Monate mehr, als ein Angestellter in Deutschland. Also rund 25 Prozent mehr. Dennoch ist das Gehaltsgefälle erheblich höher zwischen der Schweiz und Deutschland.

Die beiden deutschen Discounter ALDI und Lidl machen jedoch nicht nur bei Löhnen den etablierten Schweizer Supermarkt-Ketten Migros, Coop oder Denner gehörig Konkurrenz, welche nach Schweizer Sprache als „Detailhändler“ bezeichnet werden.

Auch über günstigere Lebensmittelpreise bei ALDI Schweiz oder Lidl sind Millionen Schweizer froh: Wer beispielsweise beim Qualitäts-Supermarkt Migros einkaufen geht, bekommt für 100 Franken (92 Euro) nicht sonderlich viel in seinen Einkaufskorb. Dafür sind Lebensmittel in der Schweiz, zumal bei Migros, qualitativ im Schnitt höherwertiger und vielfältiger als in Deutschland. Nachhaltige Landwirtschaft ist im ehemaligen Agrarstaat Schweiz eine Selbstverständlichkeit.



Keine Kommentare vorhanden


Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*


Das könnte Sie interessieren

Die deutsche Commerzbank kündigte einer Deutschen, die in Zürich lebt, einfach so das Konto. Nach 40 Jahren. Hier eine Schweizer Agrarinitiative, die vom Stimmvolk kürzlich abgelehnt wurde. (Foto: sr)
Mittwoch, 04. August 2021

Schweiz -

Commerzbank kündigt nach 40 Jahren Konto von Deutscher ohne Grund

Die Commerzbank scheint nicht viel von Kundenbindung zu halten. Eine Deutsche, die seit über 20 Jahren in der Schweiz lebt, ist erbost: Die Commerzbank kündigte der Kundin ohne große Begründung einfach das Bankkonto – nach über 40 Jahren. Sie war 18 und fing an zu studieren, als sie bei der Commerzbank das Konto eröffnet hatte. Warum ihr das Konto gekündigt wurde, ist der Akademikerin überhaupt nicht klar: „Ich hatte nie […]

Bargeld in einer anderen Währung in einem Land abheben ist immer teurer als überweisen. Hier die Schweiz. (Bild: sr)
Sonntag, 27. Juni 2021

Gebühren -

Euro überweisen aus Schweiz nach Deutschland oder bar abheben und dann einzahlen?

Wer in der Schweiz lebt und dort sein Gehalt auf ein Schweizer Konto erhält, steht häufig vor der Frage: Wie überweise ich von der Schweiz aus Geld ins Ausland, beispielsweise nach Deutschland oder Österreich? Vor allem Menschen, die an der Grenze wohnen, glauben häufig, sie würden einen günstigeren Kurs fahren, wenn sie von ihrem Schweizer Konto Euro abheben würden und diesen Betrag dann selber bar in Konstanz oder an welchem […]

Rip Deals werden von Kriminellen Vereinigungen meist aus Italien angebahnt. Die Täter leben oft in Palästen. Bild: pixabay
Dienstag, 28. Juli 2020

Krimi -

Rip Deal – Als 10 Mio. Euro Juwelen von Evita Peron in die Hände von Roma und Sinti kamen

In Europa werden jährlich Hunderte Rip Deals erfolgreich begangen. Die Schäden dürften in die Milliarden Euro gehen. Damit liegen sie auf Augenhöhe mit den klassischen Mafia-Geschäftsfeldern Drogenhandel und Waffenhandel. Neben dem vier Jahre zurückliegenden Rip Deal an Unister-Gründer Thomas Wagner gilt ein Juwelen-Ripdeal in Spanien als ein weiterer spektakulärer Kriminalfall von kriminellen Vereinigungen, welcher bekannt wurde. Die italienische Tageszeitung «La Repubblica» berichtete 2011 über den Millionenraub. Er betraf Schmuck von […]

Die Schweiz ist sozial. Das zeigt nun einmal mehr auch der Bundesrat. Der Gesamtbundesrat 2020 (von links nach rechts): Bundeskanzler Walter Thurnherr, Bundesrätin Viola Amherd, Bundesrat Guy Parmelin (Vizepräsident), Bundesrat Alain Berset, Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, Bundesrat Ignazio Cassis, Bundesrat Ueli Maurer, Bundesrätin Karin Keller-Sutter.
Donnerstag, 02. April 2020

Bis zu 400 Franken pro Tag -

Schweiz verlängert Arbeitslosengeld um bis zu sechs Monate wegen Corona Krise

Der Bundesrat der Schweiz hat nun bekannt gegeben, dass auch Arbeitslose in der Schweiz während der Coronakrise auf Hilfe hoffen können. Das gab der Bundesrat auf seiner live im Internet übertragenen Medienkonferenz am Mittwoch den 25. März 2020 bekannt. Damit weitet der Bundesrat, der bislang während der Coronavirus-Krise eine vorzügliche Arbeit geleistet hat, seine Hilfe für in Not Geratene deutlich aus. Bislang standen vor allem Unternehmen oder Selbständige im Fokus […]

In Mitteldeutschland konnte ein Ehepaar dem MDR Fernsehen diesen noch laufenden Mietvertrag aus 1944 vorlegen. Rechts unten sieht man noch die handschriftlich eingetragene Zahl "1944".
Freitag, 24. Mai 2019

MDR suchte ältesten Mietvertrag Mitteldeutschlands und fand ihn aus 1944

In der MDR-Sendung „Aussenseiter Spitzenreiter“ („gesucht und gefunden mit Madeleine Wehle“) war die Redaktion am Donnerstag den 23. Mai 2019 in einem interessanten Beitrag auf der Spur von „Deutschlands ältestem Mietvertrag“. (1) Und wurde durchaus fündig. Ein Mieter aus Mitteldeutschland konnte mit seiner Frau einen Mietvertrag aus dem Jahr 1944 vorlegen, den er von seinem Vater nahtlos übernehmen hatte können und zwar in Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt. Das heißt, der […]

Kommt die Krise?
Donnerstag, 24. Januar 2019

Absturz -

Finanzministerium bereitet Notfallplan für Rezension der Wirtschaft vor

An vielen Ecken und Enden knarrt es mittlerweile in Deutschlands Wirtschaft. Die Sorgen vor einem Wirtschaftseinbruch wachsen.  Und mit ihnen die Akten im Finanzministerium, die nur eine Frage beantworten sollen: Was tun, wenn die Wirtschaft nicht nur kriselt, sondern in eine Rezension rutscht? Einem Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins „Spiegel“ entsprechend, bereite das Berliner Bundeswirtschaftsministerium bereits einen entsprechenden Notfallplan vor. Die Pläne laufen unter der Führung von Bundeswirtschaftsminister Olaf Scholz (SPD). Im […]