Amerikanische Ärzte sind oft Multimillionäre und leben sehr gut in dem kaum regulierten US-Gesundheitssystem.
Amerikanische Ärzte sind oft Multimillionäre und leben sehr gut in dem kaum regulierten US-Gesundheitssystem.

Da es in den USA, im Gegensatz zu Deutschland, keine greifende Gebührenordnung für Ärzte gibt, stehen amerikanische Ärzte und Krankenhäuser im Ruf, die Bürger und Krankenkassen massiv auszunehmen und abzuzocken. Selbst ein Fünf-Minuten-Check bei einem Allgemeinmediziner in New York City kann leicht 250 US-Dollar kosten.

Wie irrsinnig das Gesundheitssystem in den USA trotz der neuen staatlichen Medicaid-Krankenversicherung ist, zeigt sich an den enorm hohen Ausgaben, welche nun die US-Regierung bekannt gab.

Demnach veranschlage das amerikanische Medicare-Programm für das Jahr 2016 die durchschnittliche Kostenübernahme für Ärzte, Krankenhäuser und Medikamente pro staatlichem Medicare-Versicherten auf immerhin auf 10.000 US-Dollar.

Jeder 5. Amerikaner ist mittlerweile über Medicare versichert. Betroffen sind vor allem jüngere noch nicht im Beruf stehende Bürger sowie sonstige Bedürftige – also über 15 Millionen Bürger.

Deutlich günstiger sind ausschließlich privat Krankenversicherte in den USA. Für sie gaben die Krankenversicherungen im Schnitt die Summe von 5.400 US-Dollar pro Versichertem im Jahr 2015 aus. Diese Ausgaben sind jedoch immer noch deutlich höher, als beispielsweise in Deutschland.

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Die meisten der Medicare-Krankenversicherten waren bis zur Healthcare-Reform in den USA, die US-Präsident Barack Obama als wichtigstes Regierungsziel seiner aktuellen Amtsperiode erkoren hatten, gar nicht krankenversichert. Wer also Krebs hatte oder faulende Zähne, hatte schlicht Pech und musste mit den Folgen der nicht behandelten Krankheit leben. Im schlimmsten Fall bedeutete das eben den Tod, verbunden mit jahrelangen nicht behandelten Schmerzen.

Die hohen Ausgaben im Gesundheitssystem der USA stellten „einen Meilenstein des Wachstums der Gesundheitsausgaben“ dar, sagte die US-Regierung. Kritiker des Gesundheitssystems in den USA monieren, dass die US-Regierung sich trotz der astronomisch hohen Ausgaben für Ärzte, Krankenkassen und Medikamente immer noch nicht eingestehe, was aber doch auf der Hand liegt:

„Dass vor allem die amerikanische Ärzteschaft, Krankenhäuser und die zu wenig regulierte Pharmabranche das Medicare-Programm längst als Selbstbedienungsladen auf Kosten des Staates in einem fast schon kriminellen Ausmaß missbraucht“, erklärte ein Berliner Arzt gegenüber steuerratschlag.eu.

Möglich ist dies deshalb, da die US-Regierung es bislang nicht hinbekam beispielsweise nach deutschem Vorbild eine Gebührenordnung für Ärzte und Krankenhäuser zu entwickeln und auch die Preise und Verschreibung von Medikamenten stärker zu regulieren.

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Die US-Regierung geht davon aus, dass bis zum Jahr 2025 die Ausgaben für das amerikanische Gesundheitssystem weiter steigen. Die Rede ist von einem Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes von 20 Prozent. Dies würde dann ebenso bedeuten, dass die Ausgaben für die staatlichen Medicare-Krankenversicherten weiter klettern. Derzeit liegt der Anteil der Gesundheitsindustrie an der US-Wirtschaft bei 17,8 Prozent.

Die US-Regierung prognostiziert, dass im Jahr 2015 die Arzt-Rechnungen, Krankenhaus-Rechnungen und Rechnungen für Medikament für jeden Medicaid-Versicherten auf bis zu 12.500 bis 18.000 US-Dollar ansteigen könnte. Als Hauptgründe nennt die Regierung seltsamerweise aber nicht die Abzocke durch Ärzte und Krankenhäuser, die offensichtlich ist, sondern die Alterung der Bevölkerung in den USA. Diese Angaben machte das US-Gesundheitsministerium in der Zeitschrift Health Affairs.

Regelmäßig versucht die OECD die weltweit wichtigsten Gesundheitssysteme kaufkraftbereinigt abzubilden und zwar in Form von „US-$ KKP“, also in „US-Dollar purchasing power parity“.

Demnach gaben die USA schon vor 10 Jahren, 2007, zweieinhalb mal so viel für Arztrechnungen, Krankenhausrechnungen oder Medikamente aus, wie im Schnitt der OECD-Staaten. In Deutschland lagen beispielsweise 2007 die Gesundheitsausgaben pro Krankenversichertem im Schnitt bei kaufkraftbereinigten 3588 US-Dollar.

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Während die gesamten Gesundheitsausgaben der privat Krankenversicherten (PKV) und staatlich Krankenversicherten (GKV) in Deutschland auf jährlich 328 Mrd. Euro beziffert werden (2014), geht das staatliche Gesundheitsprogramm der USA, Medicaid, von Ausgaben für die Medicaid-Versicherten von 320 Milliarden US-Dollar aus.

Darin enthalten ist aber nur jeder 5. US-Bürger. Es geht also um jene Bürger, die im „Affordable Care Act“ über Medicaid staatlich subventionierte krankenversichert sind.

Wer glaubt, die US-Regierung würde endlich der amerikanischem Ärzteschaft und den Krankenhäusern mit einer streng reglementierten Gebührenordnung an den Kragen gehen, irrt. So empfiehlt der aktuelle Medicare-Bericht man solle darüber nachdenken, die Selbstbehalte der Krankenversicherten in den USA weiter anzuheben.

Dies bedeutet, dass also künftig die Medicare-Versicherten zusätzlich zu den Krankenkassenbeiträgen Rechnungen für Ärzte, Krankenhäuser oder Medikamente zu einem höheren Anteil privat begleichen müssten. Zudem wolle man darüber nachdenken, ob den Medicare-Versicherten der Zugang zu bestimmten Krankenhäusern und Ärzten untersagt werde.

Sollte die im Herbst anstehende US-Präsidentschaftswahl Donald Trump für die Republikaner zum Sieger küren, könnte es sein, dass es eine komplette Rolle Rückwärts gibt und Medicare wieder abgeschafft wird. Dann wären viele Millionen Amerikaner wieder ohne Krankenversicherungsschutz.

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