US-Konzerne wie Airbnb verstehen es auch in Frankreich kaum Steuern zu bezahlen. Hier der Skiort Colle di Fuori in den französischen Alpen.
US-Konzerne wie Airbnb verstehen es auch in Frankreich kaum Steuern zu bezahlen. Hier der Skiort Colle di Fuori in den französischen Alpen.

Dass US-Konzerne es verstehen mittels Steueroasen in Ländern, in welchen Millionen Kunden ihre Dienste nutzen, keine oder kaum Steuern zu bezahlen, ist bekannt. Nun reiht sich ein weiteres Unternehmen hinzu: Der US-Ferienzimmervermittler Airbnb.

Nach einem Bericht der französischen Tageszeitung „Le Parisien“ habe Airbnb in Frankreich im vergangenen Jahre gerade einmal 69.168 Euro Steuern bezahlt, also rund 70.000. Diese Steuersumme verteile sich auf eine Vermittlungsprovision aus Wohnraumvermittlung an Feriengäste in Höhe von 60 bis 160 Millionen Euro im Jahr 2015.

Dass Airbnb in Frankreich weniger Steuern bezahlt, als die meisten Kleinstbetriebe, liege nach Angaben von „Le Parisien“ darin, dass das amerikanische Unternehmen ein legales Schlupfloch nutze – ähnlich den Konstellationen von Google, Amazon, Microsoft, Facebook oder Starbucks.

So würden in EU-Ländern gestellte Rechnungen nicht mit dem Absender des Landes versehen, wo eine Dienstleistung in Anspruch genommen wird, sondern über wechselnden Steueroasen. Im Falle von Airbnb würde als Rechnungssteller für Frankreich Großbritannien oder Irland genutzt. Hier säßen Steuersparfirmen von Airbnb, welche Rechnungen an französische Kunden schickten.

Nach Angaben von „Le Parisien“ würden lediglich die Ausgaben für Marketing oder Werbung in Frankreich direkt verbucht. Diese Ausgaben sind aber im Falle von Airbnb auf Grund des mit Hilfe der Medien aufgebauten großen Bekanntheitsgrads sehr niedrig. So habe Airbnb für Marketing und Werbung in Frankreich im Jahr 2015 gerade einmal knapp fünf Millionen Euro ausgegeben und einen Gewinn von 166.373 Euro in Frankreich erwirtschaftet. Heißt: Die wirklichen Millionen-Gewinne in Frankreich werden über Großbritannien oder Irland oder möglicherweise andere Steueroasen eingestrichen.

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Frankreich gilt nach den USA als angeblich zweitgrößter Markt für Airbnb. Wo Deutschland steht ist nicht bekannt, auch nicht, wie viele Steuern Airbnb hierzulande bezahlt. Fachleute gehen aber davon aus, dass es nicht viel mehr seien könnten, als in Frankreich. Bislang hat Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble keine Initiativen ergriffen, um die Steuerschlupflöcher, welche besonders gerne von US-Konzernen genutzt werden, zu stopfen.

Lediglich Großbritannien hatte kürzlich mit Google eine Vereinbarung getroffen, wonach das Unternehmen höhere Steuern als bislang zahlen müsse. In Frankreich seien nach Angaben von „Le Parisien“ im Jahr 2015 rund 300.000 Ferienwohnungen oder Ferienzimmer an Gäste über Airbnb vermittelt worden.

Dass die Steuerprellerei in der EU kontinentale Konkurrenz kaum möglich macht, zeigt sich am deutschen Ferienvermittlungsportal Wimdu. Es war unter anderem einst von Rocket Internet mit ins Leben gerufen worden.

Wimdu soll in den vergangenen sechs Jahren zwar über 60 Millionen Euro Venture Capital erhalten habe, stehe aber möglicherweise vor dem Aus, berichteten kürzlich zahlreiche Medien. Als Grund wird in Fachkreisen genannt, dass die Kosten – auch die Steuerlast – für Wimdu letztlich im Vergleich zu Airbnb zu hoch gewesen seien.

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