Die Mieten in Südafrika steigen: Zumindest für die Mittelschicht und die Reichen. (Bild: sr)
Die Mieten in Südafrika steigen: Zumindest für die Mittelschicht und die Reichen. (Bild: sr)

Während Millionen Südafrikaner für 25 Euro im Monat in einer Art Abstellkammer mit drei anderen Farbigen ein Vierbettzimmer in einem Slum teilen müssen, wobei die Zimmer oft so klein sind, dass nur Doppelbetten hineinpassen, geht es der weißen oder schwarzen Mittelschicht und Oberschicht trotz der seit Jahren über dem Land schwebenden Wirtschaftskrise sehr gut.

Das sieht man an den veröffentlichten „Mietspiegeln“. Sie können jedoch in Südafrika auf Grund der drastischen Wohnunterschiede alles andere als „repräsentativ“ angesehen werden. Grund: Die Immobilienpreis-Indizes werden in Südafrika nur von interessierter Immobilienmakler-Seite und deren Dienstleister veröffentlicht.

Doch letztlich ist es das einzige Datenmaterial, welches zur Verfügung steht, da es offiziell Mietspiegel in Südafrika nicht gibt.

Nach Angaben von Maklern oder Makler-Dienstleistern würden derzeit in den reichen Gebieten von Südafrika jedenfalls die folgenden Mieten gelten (Stand: Februar 2017).

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So sagt der in Südafrika von Medien regelmäßig hinzugezogene Dienstleister PayProp: Demnach müsse im Februar 2017 in den wenigen bei Touristen und weißen Dauerresidenzlern so beliebten Gebieten rund um das Western Cape (Hauptstadt: Kapstadt), in Gauteng (Bundesstaat mit der Hauptstadt Johannesburg), oder in KwaZulu-Natal, im Schnitt monatlich eine Miete von rund 7000 Rand, also rund 505 Euro, bezahlt werden (Nettokaltmiete).

Als Basis würden hierfür rund 85.000 Wohnungen der Millionen in Südafrika vorhanden Immobilien regelmäßig ausgewertet. Die Millionen Hütten in den Slums, also den Townships, fließen allerdings nicht in diese Art von Immobilienpreisindex für Südafrika ein.

Die südafrikanische führende Zeitung „Cape Argus“, welche im 160. Jahr erscheint, schrieb am 20. Februar 2017 in einer Seite-Eins-Geschichte, wonach sich die Mieten beispielsweise in Kapstadt in den vergangenen sieben Jahren glatt verdoppelt hätten. Ein möglicher Grund für die Mietsteigerung ist wahrscheinlich der starke Zuzug von Weißen aus Europa oder den USA. Denn Südafrika gilt als hipper denn je.

Jedenfalls liege nun die durchschnittliche Rente in Kapstadt bei 7000 Rand, also 505 Euro (Kaltmiete). Dies habe nach Angaben der Zeitung „Cape Argus“ das „credit Bureau TPN“ mitgeteilt. Die Angaben von TPN sind aber ebenfalls mit Vorsicht zu genießen.

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Denn TPN bietet eine Software, über welche Makler oder Wohnungsbesitzer ausrechnen können, wie hoch die mögliche erreichbare Miete eines Immobilienangebots ist. So lautet das Motto von TPN: „Das Geheimnis zu guten Renditen auf Mietobjekten beginnt mit TPN!“

Nimmt man als Mietpreis-Grundlage die beliebtesten Ortschaften, in welchen die wohlhabendere weiße oder schwarze Mittelschicht gerne lebt, auch die Reichen, so gelte nach TPN: Man müsse hier mit monatlichen Kaltmieten von 870 Euro bis 1155 Euro im Monat rechnen. Umgerechnet sind dies 12.000 bis 16.000 Rand.

Zu den beliebtesten Wohngebieten von Wohlhabenden und Reichen gehören in Südafrika die Bundesstaaten Western Cape, Gauteng und KwaZulu-Natal. Besonders in Fokus sind hier die folgenden Ortschaften:

In der Provinz Western Cape: Hout Bay, Sea Point, Franschhoek, Camps Bay, Claremont, Tokai, Constantia, Century City, Somerset West, Strand.

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In der Provinz Gauteng: Das künstlich von einem Immobilien-Unternehmen gebaute und abgeriegelte Midstream Estates“,  Bryanston, Fourways.

In der Provinz KwaZulu-Natal: Umhlanga Rocks, Ballito, Umhlanga Ridge, Hillcrest.

Wer als Rentner beispielsweise aus Deutschland nach Südafrika ziehen möchte, sollte beachten:

Etwas am Rand der Hot-Spots können immer noch sehr schöne 75 bis 80-Quadratmeter-Wohungen für eine Nettokaltmiete von monatlich 350 Euro angemietet werden.

Zudem: Es gibt immer seltener eine Daueraufenthaltsgenehmigung. Ein Münchner Millionärspaar, welches in den Berglagen von Somerset West sechs Monate im Jahr in der eigenen Sommerresidenz mit Swimmingpool wohnt, sagte steuerratschlag.eu:

„Es ist mittlerweile total nervig. Früher wurden in Südafrika noch Aufenthaltsgenehmigungen für deutsche Rentner, wie wir es sind, von bis zu einem Jahr genehmigt. Jetzt müssen wir schon alle vier Monate eine solche Aufenthaltsgenehmigung neu beantragen.“

Allerdings ist das immer noch besser als in vielen anderen Regionen der Welt. In Florida oder New York müssen beispielsweise deutsche Rentner nach drei Monaten in der Regel definitiv das Land erst einmal verlassen, ehe sie zurückkehren können, um weitere drei Monate dort zu leben.

Gut dran ist da, wer eine unliniierte Greencard hat. Doch auch sie verfällt, wenn man nicht bestimmte Voraussetzungen regelmäßig nachweisen kann.

Die in den besseren südafrikanischen Gebieten weiter steigenden Mieten stellen vor allem eine noch stärkere Verdrängung der armen Schicht Südafrikas aus den Ballungsgebieten hin in die Slums dar. Ändern könnte dies eine Mietpreisbremse. Doch die ist in Südafrika weiter weg denn je.

Ein Hauptgrund: Da es 25 Jahre nach Ende der Apartheid neben der weißen reichen Mittel- oder Oberschicht immer öfters eine schwarze wohlhabende oder reiche Schicht gibt, ist es vor allem letztere, welche kein Interesse an einer Mietpreisbremse hat. Diese war seit 1999 immer mal wieder versucht worden in Südafrika einzuführen.

Die Rede ist von einem Rental Housing Amendment Act, der aber bislang nicht wirklich zum Einsatz kam. Dass es immer mehr wohlhabende Schwarze in Südafrika gibt, zeigt sich ebenso in den bei europäischen Südafrika-Touristen so beliebten Weingütern und deren oft exklusiven Restaurants:

Noch vor fünf Jahren sah man da faktisch nur weiße Kunden und weiße Kellner. Jetzt, 2017, sieht man hier immer öfters schwarze Kellner und schwarze Kunden. Auf dem Garagenplatz vor diesen Top-Adressen stehen zudem immer öfters teure deutsche Markenautos von Mercedes, BMW oder Porsche.

Besitzer sind aber in der Regel nicht die Weißen mit ihren klassischen kleineren Mietwägen, sondern reiche Schwarze.

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Von Frank

Frank faszinieren ausgefallene Geschäftsmodelle und Steuersysteme. Neben Russland interessiert er sich besonders auch für die Schweizer Steuermodelle oder jene in Südafrika. Kontakt über: frank.herrmann@steuerratschlag.eu

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