Alles nicht so schlimm! (Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain)
Alles nicht so schlimm! (Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain)

Ein Samstagabend im April 2017 auf RTL in „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS): Sänger Alexander, ein junger Mann mit einer unverwechselbaren Wuschelfrisur, wird in einem Trailer eingespielt.

Wir sehen den gelernten Groß- und Außenhandelskaufmann, wie er irgendwelche Papiere gelangweilt abstempelt. Wir sehen, wie er Akten von links nach rechts schiebt und schließlich auf den Boden wirft. Die Aussage: Ich hasse 9 to 5 Jobs.

Dabei bedient RTL ein Klischee, welches schon Dolly Parton in ihrem Song „9 To 5“ besungen hat oder legendär ABBA.

Wir fragen uns: Ist denn ein 9 to 5-Job so schlimm?

Wir möchten hier eine Lanze brechen für einen solchen Job, dem alleine in Deutschland gut 40 Millionen Menschen nachgehen. Es kann also nicht so schlimm sein, wie Künstler gerne tun.

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Dabei spricht viel für ein geregeltes Leben, wozu ein geregelter Job gehört.

Zu allererst: Ein geregelter Job gibt Lebenshalt.

Natürlich ist es so: Es sind vor allem die Männer, welche mit zu viel Freizeit oft nicht umgehen können.

Ist das männliche Geschlecht zu wenig eingebunden in eine Familie oder Firma, neigen es nicht selten zu exzessivem, durchaus selbstzerstörerischem Verhalten:

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Alkohol, Prostituierte, Drogen, Müßiggang, zu viel und zu ungesundes Essen. Gerade der Absturz einstmals erfolgreicher Künstler oder Sportler führt das immer und immer wieder drastisch vor Augen.

Frauen neigen zwar in der Regel nicht zu solch exzessiv-selbstzerstörerischem Verhalten, wie Männer.

Dennoch bleibt: Wer keinen geregelten Tagesablauf hat, droht sich schnell um sich selbst zu drehen und nicht selten in Depressionen und Langeweile zu verlieren. Das gilt für Männer wie für Frauen.

Arbeit unter klaren geregelten Parametern hat für die Psyche des labilen Wesens, welches da als Mensch bezeichnet wird, zahlreiche Vorteile.

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Ein klares Plus für eine solche Lebensführung: Der Tag ist geregelt. Mit der Qualifikation, besonders dem Bildungsniveau, steigt im Job natürlich die Vielfalt der Tätigkeit, die Eigenverantwortung und der Spaß an der Arbeit.

Außerdem erkennen immer mehr Firmen: Mit Gleitzeit geht es besser, als mit diktatorischen Sekundenvorgaben, wann die Arbeit zu beginnen und zu enden hat.

Ein Chef, der heute um 10.30 Uhr in sein Büro geht, da er ungerne früh aufsteht, wäre noch Anfang der 1990er Jahre als Unding angesehen worden. Heute stört das niemanden mehr, sofern der Output entsprechend passt.

Guten Leuten will man Freiheiten geben, um sie zu halten und anzuspornen. Vor allem Großkonzerne bieten zudem fast unlimitiert die Möglichkeit des Home-Offices an. Für Konferenzen muss man heute nicht mehr zwangsläufig einen Bürostuhl in einem Konferenzsaal drücken.

Für 9 to 5 spricht zudem: Man hat oft Kollegen, welche man mag. Man schätzt sich und freut sich, mit diesen im Büro sich zu treffen, zu unterhalten. Man fährt mit guten Kollegen Mittags gerne ins Restaurant zum Mittagessen oder verabredet sich in der Kantine.

Kollegen sind nicht selten die besseren Partner, als der eigene Ehepartner oder Lebenspartner. Grund: Das Verhältnis ist etwas nüchterner und ergebnisorientierter. Es ist weniger mit zu viel narzisstischer Gefühlsduselei belastet. Das kann für die Bewältigung des eigenen Lebens ein nicht unwichtiger Punkt sein.

Zudem: Millionen Menschen konnten in 9 to 5 Jobs ihr Hobby zum Beruf machen.

Sehr viele Menschen machen das und verdienen gutes Geld damit. Ein Gärtner ist ja nicht Gärtner geworden, weil er Blumen und Sträucher hasst. Und ein Medien-Mensch ist nicht in die Medien gegangen, weil sie ihn abturnen.

Auch der Groß- und Außenhandel bietet unzählige spannende Betätigungsbereiche. Wer dort nur Akten von links nach rechts schiebt, muss sich selber fragen: Warum habe ich nicht versucht, mehr zu können und meiner Firma mehr zu bieten? Und damit mir selber?

Handel ist ein seit hochspannendes Betätigungsfeld. In ihm kann seit Jahrtausenden sehr viel Geld verdient werden.

Nein. Wir lieben unseren 9 to 5-Job. Zumal kaum in einem Land so viel Urlaub gewährt wird, wie in Deutschland: Zwischen 20 und 30 Tagen. Hinzu kommen zahlreiche Feiertage.

Natürlich sind die ganz fetten Jahre vorbei. Jene schönen Tage in den 1970er oder 1980er Jahren. Da lag der Mehrwertsteuersatz noch bei 12 oder 13%. Und es gab hohe steuerliche Freibeträge für ein Urlaubsgeld oder Weihnachtsgeld.

Das bedeutete damals für Millionen Beschäftigte: Das Monatsgehalt wurde in Form eines 13. und 14. Gehalts steuerfrei brutto für netto ausbezahlt. Das galt auch für Abfindungen beim Joberlust.

Und die Arbeitslosenhilfe lag damals bis ans Lebensende bei 60% des ehemaligen durchschnittlichen Nettogehalts.

Heute sind wir nach einem Jahr Dank SPD, CDU und CSU und GRÜNEN schon nach 12 bis 15 Monaten Arbeitslosigkeit auf Hartz IV. Nicht viel besser also, als es Flüchtlingen hierzulande ergeht.

In den meisten Firmen gibt es zudem auch wegen der irrwitzig hohen Steuerlast, welche uns die Regierungsparteien CDU, CSU und SPD aufnötigen, gar kein Urlaubsgeld mehr. Und auch kein Weihnachtsgeld mehr.

Wem sein Geschirrspüler kaputt geht, der muss aus dem laufenden Monatsgehalt darauf sparen, sofern er nicht genug verdient. Früher bezahlten die Deutschen das mit dem Weihnachtsgeld.

Zudem wurden die noch in den 1970er und 1980er Jahren üblichen Betriebsrenten millionenfach gestrichen.

Das bedeutet: Es wird für die meisten Beschäftigten deutlich schwieriger sich abzusichern, Vermögen aufzubauen, als in der Nachkriegszeit. Ja, das stimmt. Und das macht den 9 to 5 Job nicht immer einfach.

Trotzdem: In den wenigsten Ländern der Welt gibt es immer noch für so viele Menschen, faktisch für jeden zweiten, überhaupt eine Chance auf ein gesichertes Leben mit einem regelmäßigen gesicherten Einkommen, wie in Deutschland. Und das gar mit einem recht hohen allgemein verbindlichen Mindestlohn.

Milliarden Menschen haben weltweit gar keine Chance auf eine Arbeit und damit keine Chance auf ein Leben jenseits der totalen Armut.

Das Jammern über 9 to 5 ist auch ein Jammern über ein Luxusproblem. Natürlich nervt es manchmal. Natürlich sind solche Arbeitstage nicht kurz. Doch sie sind historisch immer noch viel kürzer als in früheren Jahrhunderten und Jahrtausenden.

Damals hätten die Menschen von einem 8-Stunden-Tag und das nur an 5 Tagen der Woche geträumt.

Noch in den 1920er Jahren musste man in Deutschland an 6 Tagen der Woche arbeiten.

Dass es überhaupt damals nur 6 Tage waren, haben wir der Katholischen Kirche zu verdanken. Sie machte den Sonntag in Europa zu einem überwiegend freien Tag.

Das aber nicht für den Müßiggang und die Langeweile, oder um die Depressionen zu pflegen, sondern für den Glauben, dass man in die Kirche gehen konnte. Deshalb ist der Sonntag in vielen Ländern Europas verbindlich als freier Tag eingeführt worden.

Und diese Tradition hat vor allem der Westen in die Welt hinaus getragen.

Deshalb liebe Künstler und auch liebe DSDS-Macher von RTL:  Auch 9 to 5-Job-Inhaber sind millionenfach sehr zufrieden und glücklich. Und alles andere als Spießer.

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Von Elke

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