Unicredit-Tower im italienischen Milan. (Bild: pixabay.com | CC0 Creative Commons)
Unicredit-Tower im italienischen Milan. (Bild: pixabay.com | CC0 Creative Commons)

Die italienische Großbank Unicredit Bank AG, zu der in Deutschland die HypoVereinsbank gehört, soll Interesse an dem zweitgrößten deutschen Kreditinstitut, der Commerzbank, haben.

Da sowohl die UniCredit als auch die Commerzbank im Ruf stehen, nicht die solidesten Finanzen zu haben, scheinen Anleger sich aber Sorgen zu machen, ob der Zusammenschluss solch großer Banken wirklich zu mehr Effizienz und damit einer stabileren Bankenzukunft führt.

So sank der Aktienkurs der UniCredit SpA um 2,24% auf 17,47 Euro. (1)

Gleichzeitig kletterte der Aktienkurs der Commerzbank AG im Xetra um 1,9% auf 11 Euro. Das 52-Wochenhoch der Commerzbank-Aktie beträgt 13,38 Euro, das 52-Wochentief nur 5,16 Euro. Die aktuelle Marktkapitalisierung des Bankhauses dümpelt bei nur noch 13,57 Milliarden Euro herum. (2)

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Zum Vergleich: Die Google-Holding Alphabet wird aktuell mit einem Börsenwert von 539 Milliarden Euro beziffert. (3)

In italienischen Medien wird ein UniCredit-Sprecher mit den Worten zitiert, die Bank äußere sich „nicht zu Gerüchten und Marktspekulationen“ rund um einen möglichen Einstieg bei der Commerzbank.

Die Spekulationen rund um einen möglichen UniCredit-Einstieg bei der Commerzbank irritiert deshalb Analysten und Anleger, da das Bankhaus noch bis 2019 an einem Reformprogramm bastelt. Dabei hieß es ursprünglich, die Neuaufstellung der Traditionsbank erfolge ohne Akquisitionen oder weitere Verkäufe. (4)

Im Zentrum des Interesses rund um die Verkaufsspekulationen steht auch die deutsche Bundesregierung, die Anteile an der Commerzbank hält, welche nun möglicherweise zum Verkauf stehen.

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Von Seiten der Bundesregierung wird nämlich betont, wonach „wir immer gesagt haben“, dass der deutsche Staat seine Beteiligung an der Commerzbank nicht für alle Ewigkeiten halten werde.

Sollte der Bund also nun wirklich verkaufen und das mit Gewinn, sei das letztlich ein Plus für den deutschen Steuerzahler, erklärte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums in Berlin.

Im Nachgang der weltweiten Bankenkrise, welche 2007 in den USA startete, hatte sich die Bundesregierung genötigt gesehen, in das bedrohliche Szenarium einzugreifen und die Commerzbank mit dem Aufkauf von Wertpapieren zu stützen.

So hatte der deutsche Staat ein Commerzbank-Aktienpaket in Höhe von damals 25% plus eine Aktie gekauft und legte dafür 2008, beziehungsweise 2009, gesamt 18,2 Milliarden Euro hin. (5) Seitdem hat die Commerzbank aber auch Tausende Jobs abgebaut. Im Rahmen des Programms „Commerzbank 4.0“ zieht die Commerzbank weitere Massenentlassungen durch und streicht noch einmal bis zu 7300 Stellen.

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Neben der Bundesregierung halten an der Commerzbank der US-Investmentgigant Blackrock sowie das US-Investmenthaus Cerberus Capital Management wesentliche Anteile. Das Wort Cerberus, beziehungsweise Zerberus, entstammt der griechischen Mythologie und bedeutet wenig schmeichelhaft „Höllenhund“. (6)

Cerberus Capital Management war mit 5,01% der Commerzbank-Aktien erst im Juli 2017 bei dem Frankfurter Bankhaus eingestiegen. Die Stimmrechte übt Cerberus jedoch über die in den Niederlanden ansässige Holding „Promontoria“ aus. (7)

Weitere 50% der Commerzbank Aktien werden von sonstigen institutionellen Investoren gehalten. 25% der Aktien sollen zudem auf das Konto von Privatpersonen gehen. (4f)

Doch ob die UniCredit nun wirklich bei der Commerzbank einsteigt, ist nach wie vor unklar. Fakt ist: Die Marktkapitalisierung der UniCredit liegt mit rund 39 Milliarden Euro nicht gerade hoch und ist niedriger als jene von BMW. Kein Wunder:

Der höchste Aktienkurs der italienischen Bank liegt viele Jahre zurück und reicht bis zum 30. April 2007. Damals konnte die Bank noch einen Aktienkurs von 658 Euro ausweisen. Der niedrigste Aktienkurs der vergangenen 17 Jahre, also seit 2000, wurde erst kürzlich, im Februar 2017, erreicht. Da kostete eine UniCredit-Aktie nur noch 11,93 Euro. (1f)

Dass die italienische Bankenszene von einigen argwöhnisch betrachtet wird, liegt auch an einer der ältesten italienischen Banken, der „Monte dei Paschi di Siena S.p.A.„. Die Großbank fabriziert seit vielen Monaten Schlagzeilen, wonach das Bankhaus möglicherweise am Konkurs vorbeischrabbe.

Allerdings weist Prof. Gian Maria Gros-Pietro, Präsident von Italiens größter Bank, der „Intesa Sanpaolo„, in einem Interview mit der Börsenzeitung darauf hin, wonach er derzeit positive Signale für Italiens Banken und die heimische Makroökonomie sehe. (8)

Diese Aussagen könnten wiederum auch dem Abenteuer eines UniCredit-Einstiegs bei der Commerzbank positiven Schub geben. Dies wäre dann der zweite große Bankenkauf der Italiener in Deutschland nach dem Aufkauf der HypoVereinsbank im Jahr 2005. (9)

Einzelnachweise

(1) (1f) UniCredit SpA, in: msn finanzen vom 21.09.2017, 8:17 Uhr.

(2) Commerzbank AG, in: msn finanzen vom 21.09.2017, 8:34 Uhr.

(3) Alphabet Inc, in: msn finanzen vom 21.09.2017, 8:35 Uhr.

(4) (4f) „UniCredit cade in Borsa su ipotesi di un interesse per Commerzbank„, auf deutsch: „UniCredit fällt an der Börse wegen Annahmen von Interesse an der Commerzbank“, in ilsole24ore.com vom 20.09.2017. Abgerufen am 21.09.2017.

(5) „Bundesregierung steigt bei der Commerzbank ein„, von Patrick Richter, in: World Socialist Web Site (wsws) vom 16.01.2009.

(6) „Zerberus„, in: griechische-mythologie.wikia.com.

(7) „Cerberus steigt bei der Commerzbank ein„, in: Yahoo News vom 27. Juli 2017.

(8) „IM INTERVIEW: GIAN MARIA GROS-PIETRO: ‚Ich sehe derzeit keine Krisen am Horizont‘„, von Thesy Kness-Bastaroli, in: Börsenzeitung vom 21.09.2017. Abgerufen am 21.09.2017.

(9) „Unicredit Bank„, in: Wikipedia.

 

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Von Herbert

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