In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch erlebte der Bitcoin einen heftigen Kursabsturz. Die Digitalwährung verlor teilweise ein Viertel ihres Wertes. Auch bei vielen anderen Coins ist der Kurs massiv eingebrochen. Die Krypto-Community spekuliert derweil über mögliche Ursachen.

Dass Kryptowährungen nach wie vor ein hochspekulatives Investment sind, dürfte die vergangene Nacht erneut bewiesen haben. Nahezu sekündlich konnte man beobachten, wie der Bitcoin-Kurs innerhalb weniger Stunden von rund 10.500 Euro um 22 Prozent auf circa 8.200 Euro einstürzte. (1)

Auch andere Coins verloren massiv an Wert. Die 24-Stunden-Änderungsrate bewegte sich bei den meisten Kryptowährungen zwischen -10 und -30 Prozent. Zu den Hauptverlieren gehören vor allem die kleineren „Penny-Cryptos“, also jene Währungen die weit unter 1 Dollar kosten und damit besonders hohe Kursgewinne versprechen, wie Ripple, Nem und Stellar. Teilweise betragen die Verluste zwischen 25 und 30 Prozent bei diesen Coins.

Kryptomarkt verliert ein Drittel seines Wertes

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Die gesamte Marktkapitalisierung fällt ebenfalls erheblich. Konnten am Montag noch alle Kryptowährungen rund 700 Mrd. Dollar auf sich vereinen, lag die Marktkapitalisierung am Dienstag zeitweise knapp unter 500 Mrd. Dollar. Innerhalb weniger Stunden sind dem Markt damit mehr als 200 Mrd. Dollar entzogen worden, also fast 30 Prozent. (2)

Ein Rückgang von fast einem Drittel in solch einer kurzen Zeit lässt die Krypto-Community über die Ursachen spekulieren. Viele vermuten, dass es sich hierbei nicht um eine normale Kursschwankung handele, sondern um einen absichtlich beigeführten „Dump“, also einen starken Abverkauf mit einem einhergehenden Kursfall. Bei coinforum.de, ein Experten-Forum für alle Themen rund um Kryptowährungen, mehren sich sogar die Gerüchte um einen möglichen „gezielten Angriff“, so schreibt der User „audioTom“:

„Seit gestern wurden in der Spitze knapp 200 Milliarden USD aus dem Markt gezogen. Das waren keine „kleinen Leute“, die lassen sich dann im Endeffekt davon anstecken. Das sind gezielte Steuerungen/Verabredungen von Walen, die den Markt steuern um effektiv den kleinen Leuten (die schwitzige Hände bekommen um einen Totalverlust zu vermeiden) das Geld aus der zu Tasche ziehen. Der durchschnittliche Kryptoanleger ist eher der Hodler, das kannste in Foren über die ganze Welt verteilt schon recht gut erkennen.“ (3)

Marktmanipulation durch institutionelle Anleger?

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Auch der Nutzer „N3VS84“ ist der Meinung, dass der kurzfristige Abverkauf in Milliardenhöhe vor allem durch „institutionelle Anleger“ initiiert worden wäre. (4) Für die These spricht auch, dass Privatanleger nur schwerlich Bitcoins und andere Kryptowährungen in Millionenhöhe abstoßen können. Zum einen muss man mittlerweile an Börsen für Kryptowährungen ein mehrstufiges Registrierungsverfahren mit Reisepass und Personalausweise zur eindeutigen Identifizierung durchlaufen.

Andererseits sind Transaktionen in Millionenhöhe für den Privatanwender gar nicht möglich, da viele Börsen ein wöchentliches oder tägliches Auszahlungslimit vorsehen, welches meistens je nach Legitimationsstufe einen fünf- bis sechsstelligen Betrag vorsieht. Auf binance.com kann man beispielsweise auf der Legitimationsstufe 2 – mit Ausweis und Reisepass – am Tag 50 Bitcoins, also etwa 50.000 Dollar, abheben. Bitcoin.de, Coinbase.com und andere Börsen setzen teilweise noch niedrigere Auszahlungslimits. Eine Absprache von Hundertausenden Kleinanlegern Kryptowährungen in Milliardenhöhe zu verkaufen, ist daher fast auszuschließen, sodass das Szenario einer Marktmanipulation durch institutionelle Anleger als wahrscheinlicher gilt.

Einige Nutzer vermuten hingegen, dass vor allem Großbanken hinter dem Crash stecken könnten, um Privatanleger zu verunsichern. Investierten nämlich die „kleinen Leute“ zusehends immer mehr in Kryptowährungen – auch mangels Zinsen-, würden die Banken kaum noch Geld an ihnen verdienen, so die Hypothese einiger. (5)

Gegen diese Annahme spricht jedoch die unterschiedliche Herangehensweise einiger Kreditinstitute an die mit den Kryptowährungen verbunden Blockchaintechnologie, welche die Zahlungsströme noch schneller und effektiver abhandeln könnte. So investierten beispielsweise American Express und Santander selbst in die Kryptowährung Ripple. (6)

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Fest steht jedoch auch, dass viele Kleinanleger schon bei kleinsten Kursverlusten nervös reagieren und panisch ihre Positionen verkaufen. Auf bitcoin.de wurden in der vergangen Nacht mehr als 1300 Bitcoins gehandelt. An normalen Geschäftstagen beläuft sich das Handelsvolumen auf einen niedrigen dreistelligen Bereich. Vor allem Privatanleger, die erst vor kurzem zu hohen Kosten eingestiegen sind, sehen oftmals alle Felle wegschwimmen und verkaufen panisch, um einen Totalverlust zu vermeiden. Geld ist schließlich insbesondere für den Kleinverdiener ein knappes Gut.

Bitcoin könnte auf bis zu 1.000 Dollar fallen – sagt ein angeblicher Insider

Für Aufregung in der Community sorgt auch ein Beitrag auf tradingview.com. Dort spricht der User „bigdogg“ bereits am 15. Januar von einem „manipulated dump“, also einen geplanten Kursabsturz, der kurz bevorstünde und sich nur wenige Stunden später schließlich auch bewahrheitete. Als Quelle für sein Insiderwissen gibt der mysteriöse Nutzer einen Manager bei einer mittelgroßen Miningfarm an, die Kryptowährungen schürft. (7)

In dem Post sagt „bigdogg“ weiter voraus, dass sich der Bitcoin in den nächsten zwei Monaten wieder der Marke von 1.000 Dollar nähern soll. Dabei spielen vor allem Insiderhandel und Kurswetten eine große Rolle. Ziel sei es, so die anonyme Quelle, durch kurzfristige Wetten auf fallende Bitcoin-Kurse bis zu 12.500 Prozent Rendite zu „erwirtschaften“. Ob seine Vorhersage tatsächlich zutrifft, wird sich in den kommenden Monaten noch zeigen.

Kurssturz doch nur marktübliche Kurskorrektur?

Der User „Flow14“ glaubt hingegen nicht an eine Marktmanipulation. Für ihn sind vielmehr „andere Ursachen“ für den starken Kursrutsch verantwortlich, „die mit dem Jahresverlauf zu tun haben könnten“. Dabei verweist er auf eine Grafik, die auch in anderen Forenbeiträgen bereits mehrfach geteilt wurde. Darauf ist deutlich erkennbar, dass auch in den vergangenen 4 Jahren der Bitcoinkurs im Januar stark einbrach. (8)

Auch andere User sprechen von einer marktüblichen Kurskorrektur nach einer noch nie zuvor dagewesen Kryptorallye, die sich Ende 2017 anbahnte. So schreibt „Max Peck“ auf coinforum.de:

„2017 hat sich bei den Kryptowährungen eine dicke, fette Speulationsblase gebildet. Man konnte so viele Berichte über sagenhafte Gewinne in der Presse lesen, dass eine immer größere Zahl von eigentlich risikoaversen Leuten begann, in Kryptowährungen zu investieren. Diese Leute, die ihr Geld normalerweise auf der Bank bunkern und sich noch nie im Leben eine Aktie gekauft hatten, kauften nun plötzlich Bitcoin, Ethereum und Co. – in dem Glauben, es werde weiterhin steil aufwärts gehen und sie würden auch bald Millionär sein. Deshalb sind jetzt so viele „zittrige Hände“ im Markt, dass bereits kleinere Rücksetzer – etwa wegen der Nachrichten aus Südkorea und China – ausreichen, um einen größeren Abverkauf auszulösen.“ (8)

Fazit

Ob geplant oder nicht – der Kryptomarkt ist extrem volatil. Schon der Bankberater legt seinen Kunden nahe, dass hohe Renditen auch immer mit einem hohen Risiko verbunden sind. Daher sollte man in Kryptowährungen nur mit Geld investieren, auf das man auch komplett verzichten könnte. Ganz abzuraten sind vor allem Investments, die über eine Kreditfinanzierung oder Ähnliches laufen.

Einzelnachweise

  1. Kurse von Coingecko.com, in: coingecko.com. Abruf am 01.2018.
  2. Cryptocurrency Market Capitalization, in: coinmarketcap.com. Abruf am 17.01.2018.
  3. Kommentar von audioTom vom 16.01.2018, in: coinforum.de. Abruf am 17.01.2018.
  4. , in: coinforum.de. Abruf am 17.01.2018
  5. Kommentar von bartio vom 16.01.2018, in coinforum.de. Abruf am 17.01.2018.
  6. American Express, Santander team up with Ripple for cross-border payments via blockchain, in cnbc.com vom 16. November 2017. Abruf am 17.01.2018.
  7. “Manipulated Dump” von bigdogg vom 15.01.2017, in: tradingview.com. Abruf am 17.01.2018.
  8. Kommentar von Flow14 vom 17.01.2018, in: coinforum.de. Abruf am 17.01.2018.
  9. Kommentar von Max Peck vom 16.01.2018, in coinforum.de. Abruf am 17.01.2018.
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Von Marcus

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