Bulgarien ist neben Rumänien das mit Abstand ärmste Land der EU. Deshalb kommt es auch dort, wie in Ungarn, immer wieder zu besonders lautstarken Protesten gegen Flüchtlinge aus Syrien oder Afrika. Wer in Bulgarien als Single lebt, kann noch nicht einmal die täglichen Lebenshaltungskosten mit seinem Durchschnittsgehalt begleichen. Die Armut ist auch durch eine massive Korruption bedingt.
Nach einer neuen Statistik habe das durchschnittliche Brutto-Monatseinkommen in Bulgarien im Jahr 2016 lediglich bei 781 Bulgarischen Leva (BGN) gelegen. Umgerechnet sind das 399,33 Euro, also gut 400 Euro. [1]
Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen ist damit in Bulgarien sogar doppelt so niedrig, wie es festangestellte Hotelmitarbeiter auf der Dominikanischen Republik (DomRep) beispielsweise in Punta Cana erhalten. Dies recherchierte steuerratschlag.eu auf der beliebten tropischen Urlaubsinsel.
So erhalten festangestellte Hotelmitarbeiter auf der Dominikanischen Republik, die neben Spanisch wenigstens noch Englisch oder Deutsch können, zumindest beispielsweise an den Rezeptionen der großen Hotels im Schnitt gut 1000 US-Dollar, umgerechnet 800 Euro im Monat.
Allerdings ist die Hürde zu so einem Gehalt auf der DomRep eben das Beherrschen einer Fremdsprache, was viele nicht können. Deshalb sind Besuche von Sprachschulen (rund 400 Euro für einen fünfmonatigen Kurs) unerlässlich.
Deutlich niedriger als die Durchschnittseinkommen liegen in Bulgarien sogar die monatlich zur Verfügung stehenden Renten. So hätten die Renten 2016 bei lediglich 380 Bulgarischen Leva gelegen. Das sind umgerechnet 194,29 Euro rechnet die aktuelle Statistik weiter vor. Dies sei ein Plus von circa 4 Euro im Vergleich zum Vorjahr, also ein Plus von 2,3%. [1f]
Stellt man das Einkommen den monatlichen durchschnittlichen Gesamtkosten der Verbraucher gegenüber, bleibt die Bilanz bei so niedrigen Einkommen in Bulgarien nachvollziehbarer Weise negativ:
So hätten Bulgaren im Schnitt monatlich Mindestausgaben von 1.368 Bulgarischen Leva. Umgerechnet sind das 699,46 Euro, also gut 700 Euro. Dies sei ein Anstieg der Lebenshaltungskosten, beziehungsweise der Inflation, von 13,2%, bilanziert die aktuelle Statistik. [1ff]
Videoverweis: „Erneut Proteste gegen Armut in Bulgarien“, von Euronews vom 24. Februar 2013.
Das Pro-Kopf-Einkommen liegt in Bulgarien im Schnitt aber nur bei 400 Euro. Dies macht ein Defizit zwischen monatlichen Einnahmen und Ausgaben bei der arbeitenden Bevölkerung von 300 Euro. Bei Rentnern liegt die monatliche durchschnittliche Unterfinanzierung sogar bei 400 Euro.
Ein Drittel der Monatsausgaben, 31%, gingen in Bulgarien für Nahrungsmittel drauf (220 Euro). Es folgten die Ausgaben für Wohnkosten (Wasser, Strom, Heizung, Mobiliar), welche im Schnitt bei 130 Euro pro Kopf lägen (18,8%). Es folgen monatliche Ausgaben für Steuern und Sozialabgaben (85 Euro; 12,2%) sowie Ausgaben für Verkehr und Kommunikation (75 Euro; 10,5%). [1ff]
Das heißt zudem: Krank werden ist in Bulgarien ein Luxus, den sich der Durchschnittsbulgare gar nicht leisten kann. Auch eine bessere Gestaltung der Freizeit, große Reisen oder Versicherungen sind für den Durchschnittsbulgaren nicht finanzierbar.
Einzelnachweise
(1) Остават ни по едни 81 лева, като отделим за храна, сметки, данъци, Übersetzt „Wir bleiben bei 81 Lewa und zahlen für Essen, Rechnungen, Steuern …“, von Veselina Yordanova, In: Dens vom 15. Februar 2018. Abgerufen am 16. Februar 2018. https://www.dnes.bg/obshtestvo/2018/02/15/ostavat-ni-po-edni-81-leva-kato-otdelim-za-hrana-smetki-danyci.368148
(2) Durchschnittliches Einkommen weltweit, In: Laenderdaten.info.