Heißer Schuh im wahrsten Sinne: Adidas.
Heißer Schuh im wahrsten Sinne: Adidas.

Kommentar – Man ist schon befremdet: Adidas, eine Weltmarke auf die Deutschland stolz sein kann, ist scheinbar in der Coronakrise nicht in der Lage zwei Monate zu überleben. Jetzt wurde bekannt: Der bayerische Konzern braucht viel Fremdkapital. 3 Milliarden Euro Kredit. Davon stammen 80 Prozent von der KfW Bank. KfW steht für „Kreditanstalt für Wiederaufbau“. Ein Name, der noch heute mahnend an den Zweiten Weltkrieg erinnert. Denn gegründet worden war die mittlerweile drittgrößte deutsche Bank im Jahr 1948.  Sie sollte Deutschlands Wiederaufbau unterstützen.

Und nun der Wiederaufbau von Adidas oder Puma, denn ebenso Konkurrent Puma braucht dringend Geld. Adidas – ein Konzern, der die vergangenen Jahre endlich wieder Milliarden Gewinne machte. Aber auch Milliarden an seine Aktionäre ausschüttete. Für den Dividendensegen hatte sich Adidas-Chef Kasper Rorsted, ein Däne, ausgesprochen.

Das Ziel war klar: Da viele Großinvestoren der Welt – aus Asien, Arabien, Russland, Europa – geradezu manisch auf amerikanische Aktien setzen. Sie pumpen Jahr für Jahr Tausende Milliarden Euro vor allem in U.S.-Aktienmärkte oder U.S.-Unternehmen. In Tesla, Apple, Amazon, Microsoft, Facebook, Uber. So bleibt bleibt kaum Geld für andere Aktienmärkte.

Fast alle deutschen DAX-Konzerne sind mangels Investitionsbereitschaft von Investoren komplett unterkapitalisiert.  Trotz oft hervorragender Marken und Produkte. Auch im Mittelstand mischen kaum internationale Investoren mit üppigen Geldern mit. Ganz schlimm sieht es für deutsche Start-Ups aus. Das bereitgestellte Venture Capital ist oft eine Lachnummer.

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Fakt ist: Wird schon kaum in deutsche Start-Ups investiert, ist Old Economy bei Großanlegern noch mehr out. Obwohl es den Wohlstand der Welt sichert.

Denn am Ende sind es auch in Deutschland der Mittelstand und die alten großen DAX-Konzerne, welche unsere Wirtschaft am Laufen halten. Mit Re-Investitionen vor Ort und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Das machen weder Google noch Apple hierzlande groß. Konzerne, die jeweils über 100 Milliarden Euro Cash auf der hohen Kante haben. Geld, das reichen Staatshaushalten gleicht.

2020 sollte super werden

Klar: Adidas konnte zu Recht für 2020 mit fetten Geschäften rechnen: EM und Olympia standen vor der Türe. Dennoch mutet es befremdlich an, dass manche Konzerne mit 60.000 Mitarbeitern keine zwei Monate eine Finanzkrise überstehen können.

„Zum 31. Dezember bilanzierte Finanzvorstand Harm Ohlmeyer eine Netto-Cash-Position von 873 Millionen Euro. Das heißt: Abzüglich aller Schulden hatte der Konzern fast 900 Millionen Euro in der Kasse“. Für diese tiefe Rezession sei das aber zu wenig, wie sich jetzt zeige, schreibt das Handelsblatt.

Mit Schuld an der Misere haben völlig irre Großaktionäre, welche Adidas keine Sekunde Zeit gaben nach Ausbruch des Coronavirus in Europa Luft zu holen. Innerhalb weniger Tage verkauften seit Mitte März fast die Hälfte der Adidas-Aktien. Damit zerschellten sie den Wert der Aktie von fast 300 Euro auf teils bis zu 165 Euro. Jetzt notiert das Papier wieder um die 214 Euro.

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Wer solche Aktionäre hat, braucht keine Feinde. Angeheizt worden war die Aktienflucht bei Adidas von SPD-Mann Hubertus Heil, dem Bundesminister für Arbeit und Soziales. Er hatte mit aufgeblasenen Backen öffentlich Adidas massiv kritisiert, als Adidas, wie Deichmann, bekannt gegeben hatte:

  • Man könne in der Krise zwecks hinschmelzender Rücklagen ohne Einnahmen vorerst keine Mieten in vielen der weltweit 2000 Stores mehr bezahlen.
  • Deshalb müsse man um Stundung bitten.

Das Problem mit Amazon

Eine Karte, die Adidas in der Not gezogen hatte und welche die deutsche Bundesregierung ursprünglich Mietern selbst eröffnet hatte. Doch seltsamerweise hatte sie dabei scheinbar nur an Kleingeschäfte oder Privatbürger gedacht. Dabei werden Adidas und andere Retail-Ketten mit massiven Mietzahlungen in deutschen wie sonstigen Innenstädten belastet.

  • Wobei man froh sein muss, dass es diese Mieter überhaupt noch gibt.
  • Denn Hunderttausende kleine Geschäfte sind in den vergangenen Jahren wegen Amazon & Co aus Deutschlands Innenstädten verschwunden.
  • Ein Trend der seit über 15 Jahren anhält.

Dass Adidas mit dicken Dividenden versuchte Aktionäre zu halten, ist einerseits verständlich. Andererseits zeigt sich jetzt in der Krise, dass einige diese Anleger das Geld nicht verdient haben. Wer schneller als ein Fuchs in der Krise wieder verschwindet, ist kein guter Partner. Und klar dürfte sein: Es waren primär großen Investoren.  Die Investmentmanagerinnen und Investmentmanager, die Adidas schlimmer als in jedem Ehekrieg sofort alleine ließen und noch schnell Kohle mitnehmen wollten, als das Gespenst Corona umging.

Vielleicht sollte man in Deutschland endlich das Mittel gesetzlich verankern, dass in Krisenzeiten der Aktienhandel an einem Börsenplatz erst einmal komplett eingestellt wird. Wie es in den USA regelmäßig bei Krisen gemacht wird.

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Allerdings haben viele unterschätzt, wie massiv und eigentlich zum Glück Schuhe noch direkt in den Geschäften und nicht über Amazon, Billiger.de, Idealo.de & Co verkauft werden. Mit den von den Regierungen, auch der deutschen, beschlossenen Zwangs-Schließung dieser Geschäfte brach Adidas rund 60% des Umsatzes sofort weg, führt das Handelsblatt weiter aus.

Hypverventilierender  Präsident

Denn ob im Westen, Russland, oder den Schwellenländern – nichts geht derzeit mehr in den Geschäften. Zwar wird die Ausgangssperre und das  Verbot von Unternehmertum nun in Deutschland oder Österreich gelockert, doch die Einschläge sind da.

Sicher: Viele Regierungen meinten es gut, agierten aber im weltweiten Corona-Hype getrieben und komplett hysterisch. Wenn ein französischer Präsident Emmanuel Macron hyperventilierend vor der Weltpresse Corona als Kriegs-Gegner überzeichnet, kann eine Kanzlerin Dr. Angela Merkel nicht weniger öffentlich agieren.

Jeder Tote wird von Politik wie Medien zelebriert, wie der scheinbare Einschlag einer Riesennova auf die Erde. Dass in Deutschland jeden Monat in normalen Zeiten rund 60.000 Menschen sterben, in den USA rund 200.000, wird komplett ignoriert in der hitzigen Corona-Debatte. Viele meinen es gut. Viele aber auch zu gut.

Dabei stehen beispielsweise in der Schweiz viele Kliniken jetzt komplett leer – auch die Intensivstationen. Nur: Das will derzeit niemand hören. Und wenn es einer sagt, fallen sofort die üblichen Journalisten-Hyänen und Konkurrenz-Politiker über einen her, wie man es nur wagen könne, Corona angeblich herunterzuspielen.

„Wenig Covid-19-Patienten auf Schweizer Intensivstationen“, titelte die Neue Zürcher Zeitung am 14. April 2020 und führt weiter aus:

  • Viele Spitalbetten in den Kantonen stünden seit Wochen leer.
  • Auch werde jetzt klar, wonach die befürchtete Überlastung wegen Corona auf den Schweizer Intensivstationen doch ausbleibe.

Gleichzeitig schnellten die Arbeitslosenzahlen in der Schweiz wie weltweit massiv nach oben.

Kliniken stehen jetzt leer

Da der Schweizer Bundesrat, wie die deutsche Regierung, zahlreiche Operationen und sonstige nicht lebensnotwendige Eingriffe untersagte und die Menschen zu Hause bleiben sollten, stehen zahlreiche Schweizer, wie deutsche Kliniken, vor dem Konkurs.

Allerdings gab es solche Schlagzeilen im Jahr 2019 ebenfalls zu lesen – als Corona noch weit weg war.

  • Ein Profiteur bankrotter Kliniken ist unter anderem die Schweiz-Deutsche Ameos-Gruppe, deren Holding in Zürich Nähe des Bahnhofs sitzt.

Sie übernahm beispielsweise im November 2019 noch die insolventen Katholischen Kliniken Oberhausen, bei der 2300 Mitarbeiter angestellt waren. Gleichzeit wurde Ameos ein massives umstrittenes internes gruppenweites Sparprogramm auferlegt. Und auch für gute Gehaltszahlungen ist Ameos nicht gerade bekannt. In Ostdeutschland gelten bei Ameos Bruttozahlungen in der Administration von über 3000  Euro monatlich schon als „gut“. Auch für gestandenes Personal.

Gleichzeitig legt die immer wieder mit negativen Schlagzeilen kämpfende Klinikkette Wert darauf , man  würde immer wieder erfolgreich marode Kliniken  sanieren.

Doch zurück von den Kliniken zu Adidas: „Wie dramatisch die Lage ist, zeigt sich am besten in den USA, dem größten Sportmarkt der Welt“ folgert das Handelsblatt. Dort würden die genauesten Sportartikel-Marktdaten erfasst.

  • Alleine der Absatz von Sportschuhen sei zwischen New York und Los Angeles in der ersten April-Woche 2020 um drei Viertel im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen.
  • Dies hätten Marktforscher der NPD Group ermittelt.

So oder so zeigt die Coronakrise, welche nun unter anderem zu einer Adidas-Krise wurde: Wie im Falle der Banken in der Finanzkrise 2007 / 2008 muss überlegt werden, welche Maßnahmen gesetzlich ergriffen werden müssen, um zu helfen, dass ein Großkonzern auch in einer tiefen Rezession aus eigener Kraft wenigstens drei bis vier Monte überlegen kann.

Zugute halten muss man Adidas: Dass ein Staat einem Unternehmen in einer Demokratie die komplette Geschäftstätigkeit über Nacht verbietet, ist historisch. Damit konnte einfach wirklich niemand rechnen. Der nächste Kandidat der jetzt gerettet werden muss ist Puma. Und es dürften noch Tausende vor der Insolvenz, dem Konkurs stehende Unternehmen folgen.

Im Internet hat sich deshalb bereits ein Portal mit dem Namen coronakonkurse.com gegründet. Ein  Forum, wo sich Menschen, deren  Firmen in eine Krise gekommen sind, nach Branchen austauschen können.

Einzelnachweise

[1] Studie warnt: Vielen Schweizer Spitälern droht der Konkurs, in: bluewin.ch vom 24.11.2019. Abgerufen am 16.4.2020.

[1] Privater Dienstleister Ameos übernimmt Katholische Kliniken, in: WAZ, Westdeutsche Allgemeine Zeitung Online vom 8.11.2020.

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