Wie bei vielen britischen Unternehmen liegen auch bei EasyJet auf Grund des bevorstehenden Brexit die Nerven blank.
Wie bei vielen britischen Unternehmen liegen auch bei EasyJet auf Grund des bevorstehenden Brexit die Nerven blank.

Die britische Billigflugline EasyJet gehört zu den erfolgreichsten europäischen Airlines. Jetzt soll deren Chefin, Dame Carolyn McCall, im kleineren privateren Kreis sich darüber geäußert haben, wonach sie darüber nachdenke, mit EasyJet Großbritannien als zentralen Firmensitz zu verlassen. Eine am Samstag erschienene Pressemitteilung relativiert diese in britischen Medien aufgetauchten möglichen Pläne allerdings mit den Worten:

Man versuche lediglich eine weitere europäische Fluglizenz zu erhalten. Bislang verfüge man über eine britische und eine schweizerische Lizenz. Dabei verweist EasyJet unter anderem auf die Deutsche Lufthansa, welche ebenso über mehrere air operator’s certificates (AOC) verfüge. Keinesfalls aber, so EasyJet in seiner Pressemitteilung, denke man darüber nach den Firmen-Stammsitz im englischen Luton zu verlassen, „unsere Heimat seit 20 Jahren“. Bis die Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU über den Brexit abgeschlossen seien, sehe man keine Notwendigkeit „bauliche oder betriebliche Änderungen vorzunehmen“.

Die Airline EasyJet beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter alleine an seinem Hauptsitz in Luton, weltweit sind es über 8000. Britische Medien spekulieren darüber, wonach EasyJet-Chefin Carolyn McCall angeblich gesagt haben soll, sie sehe einen Umzug in ein EU-Land nahezu als einen unvermeidlichen Schritt nach dem Brexit an. McCall gehört neben ihrem Job als Fluglinien-CEO zu den engsten wirtschaftspolitischen Beratern von Noch-Premierminister David Cameron (Torys).

In Großbritannien sorgen die angeblichen Äußerungen der EasyJet-Chefin vor allem im politischen Lager für Unruhe. So sagte der Londoner Parlamentsabgeordnete Jacob Rees-Mogg (Torys), ein Mitglied des Treasury Select Committee, er halte das mögliche Statement von Carolyn McCall eher als „eine politische Äußerung“. Jedoch wundere er sich darüber, da letztlich ihre eigenen Kunden für einen Brexit gestimmt hätten. EasyJet-Chefin McCall hatte sich während der Brexit-Abstimmung für einen Verbleib in der Europäischen Union eingesetzt.

MP Rees-Mogg erklärte zudem, er hoffe, dass EasyJet zunächst einmal die Verhandlungen mit der EU abwarte. Dies sei „das vernünftigste“. Grund: „Multi-Millionen-Pfund-Entscheidungen in diesem Stadium zu machen ist nicht im Interesse der Aktionäre.“

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Die Sorge von EasyJet könnte darauf beruhen, dass in der EU europäische Fluglinien günstiger Ziele anfliegen dürfen, als nicht EU-Mitglieder. Kommt es zu einem Brexit, könnten auf internationale Billigfluglinien wie EasyJet oder Ryanair (Irland) Probleme zukommen, die sich finanziell und steuerlich auswirken könnten.

Gespräche mit EU-Mitgliedsländern geführt

EasyJet räumte ein, bereits mit einigen EU-Mitgliedsstaaten Gespräche bezüglich einer weiteren air operator’s certificate (AOC) geführt zu haben: „Im Rahmen der easyJet Notfallplanung vor dem Referendum haben wir informelle Gespräche mit einer Reihe von europäischen Luftfahrtbehörden über die Schaffung eines AOC (Luftverkehrsbetreiberzeugnisses) in einem europäischen Land geführt, welche es easyJet ermöglichen würde, in ganz Europa zu fliegen, wie wir es heute tun.“

Kaum glaubhaft jedoch, dass EasyJet in Deutschland ein solches Zertifikat erhalten wird, sitzen hier doch bereits zwei Platzhirsche: Die Deutsche Lufthansa AG mit ihrer 1993 gegründeten Billig-Fluglinie Eurowings GmbH, die ausgebaut werden soll. Hinzu kommt die um ihre Existenz kämpfende Air Berlin PLC & Co, die wiederum vor allem Dank hoher Investments des Schleichstaates Katar noch am Leben sein dürfte.

Die easyJet Airline Company PLC ist 1995 gegründet worden und verfügt über eine Flottenstärke von rund 250 Flugzeugen. EasyJet ist von dem griechischen Multimillionärs-Sohn Stelios Haji-Ioannou ins Leben gerufen worden. Sein Vater besitzt die griechische Schiffsreederei Stelios. Der Umsatz von EasyJet lag zuletzt bei 4,7 Milliarden Euro, ein Plus von 3,5% gegenüber dem Vorjahr (2014).

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Die Fluglinie EasyJet ist zudem seit Jahren gut profitabel und wies alleine für 2015 einen Gewinn nach Steuern von 548 Millionen Euro aus. Seit 2009 konnte EasyJet jedes Jahr einen Gewinn nach Steuern in die Bilanz schreiben. Die Gesamtverbindlichkeiten von EasyJet liegen aktuell bei rund 2,6 Milliarden Euro, was einer Fremdkapitalquote von 53,42 % entspricht. Die Eigenkapitalquote beträgt sehr gute 46,58 %.

EasyJet hofft, weiterhin den EU-Binnenmarkt steuergünstig nutzen zu dürfen

EasyJet teilt in seiner Pressemitteilung weiter mit, wonach man hoffe, dass sich die britische Regierung und EU für „die Fortsetzung eines vollständig liberal und deregulierten Luftverkehrsmarktes in Großbritannien und Europa“ auch nach dem Brexit einsetzen würden. Dies würde bedeuten, dass EasyJet und alle europäischen Fluggesellschaften auch weiterhin so arbeiten könnten, „wie sie es heute tun“.

EasyJet ist an der Londoner Börse notiert und wurde zuletzt am Freitag mit 13,50 Euro pro Aktie gehandelt, ein Plus von 1,7% gegenüber dem Vortag (Donnerstag). Der höchste Aktienkurs in den vergangenen fünf Jahren lag bei 26,37 Euro, der Durchschnitt bei 16,86 Euro. Allerdings kämpft EasyJet seit Monaten mit einem eher schlechten Aktienkurs. So lag das Mittel in den vergangenen zwölf Monaten bei 21,70 Euro.

Damit ist der aktuelle Aktienkurs um gut die Hälfte niedriger als das sonstige Mittel der vergangenen Monate. Der tiefste Wert in den vergangenen 12 Monaten ist nach Angaben von MSN Finance am 27. Juni mit 12,61 Euro erreicht worden. Dies deutet darauf hin, dass der schlechte Aktienkurs von EasyJet eine unmittelbare Folge des Brexit sein dürfte, welcher per Volksbefragung am 23. Juni 2016 von einer knappen Mehrheit der britischen Bevölkerung beschlossen worden war.

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Von Herbert

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