In Mitteldeutschland konnte ein Ehepaar dem MDR Fernsehen diesen noch laufenden Mietvertrag aus 1944 vorlegen. Rechts unten sieht man noch die handschriftlich eingetragene Zahl "1944".
In Mitteldeutschland konnte ein Ehepaar dem MDR Fernsehen diesen noch laufenden Mietvertrag aus 1944 vorlegen. Rechts unten sieht man noch die handschriftlich eingetragene Zahl „1944“.

In der MDR-Sendung „Aussenseiter Spitzenreiter“ („gesucht und gefunden mit Madeleine Wehle“) war die Redaktion am Donnerstag den 23. Mai 2019 in einem interessanten Beitrag auf der Spur von „Deutschlands ältestem Mietvertrag“. (1) Und wurde durchaus fündig.

Ein Mieter aus Mitteldeutschland konnte mit seiner Frau einen Mietvertrag aus dem Jahr 1944 vorlegen, den er von seinem Vater nahtlos übernehmen hatte können und zwar in Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt. Das heißt, der Mietvertrag ist 75 Jahre alt (Bild).

Der Mann mit dem derzeit ältesten noch laufenden deutschen Mietvertrag, den zumindest das MDR Fernsehen ausfindig machen konnte, sagte, er sei exakt in der Wohnung geboren worden. In den folgenden Jahrzehnten sei man einfach zu faul gewesen, auszuziehen.

Ein anderes Ehepaar aus Dresden konnte einen noch laufenden original Mietvertrag aus dem Jahr 1960 vorlegen und ein weiteres Ehepaar aus Borsdorf einen 61 Jahre alten Mietvertrag. Das bedeutet, die Mietverträge liefen jeweils seit knapp 60 Jahren und stammen noch aus DDR-Zeiten.

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Der ORF hatte zudem letzthin eine Sendung über das erste Hochaus Wiens ausgestrahlt. Das Hochaus war in den 1930er Jahren gebaut worden. Der ORF konnte eine Mieterin präsentieren, die ebenfalls schon seit 75 Jahren auf Grund eines 1940 abgeschlossenen Mietvertrages in dem Hochhaus wohnte. (2)

Im ältesten Hochhaus Wiens wohnte eine Dame 75 Jahre

Das Hochaus galt schon in den 1930er Jahren wie heute als äußert schicke Adresse mitten in Wien. So gab es für die Mieter bereits 1940 einen Portier und in einem höheren Stockwerk waren große Außenterrassen und ein Außenrestaurant für die Bewohner angelegt worden.

Trotz der amerikanischen Bombardierungen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, die auch Wien nicht verschonten, überlebte das Hochhaus.

Wie sie zu dem Mietvertrag 1940 als junge Frau gekommen sei, wollte der ORF wissen? Die langjährige Mieterin meinte, was sie sich in den Kopf setze, das erreiche sie meist auch. Und das Hochaus habe es ihr von Beginn angetan. Die auch für damalige Verhältnisse relativ hohe Miete, habe sie irgendwie auftreiben können. Das Hochaus habe ihr so gut gefallen, dass sie nie wieder habe ausziehen wollen.

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Allerdings gibt es vor allem in Privathäusern Familien, die noch wesentlich länger in ihren eigenen vier Wänden leben.

Im pfälzischen Maxdorf lebte bis 2016 eine Frau. Sie hatte 1936 mit Hilfe eines an Familien damals für den Eigenerwerb von Wohnraum vergebenen sogenannten „Hitler-Kredits“ mit ihrem Mann ein Haus gebaut. (3)

Von 1936 bis 2015 im selbst gebauten Heim in der Pfalz

Es war das erste Haus, das die Familie in Jahrhunderten besessen hatte. Dort lebte sie bis 2015 alleine mit Hilfe einer halbtäglichen Hilfskraft. Noch bis zu ihrem 100. Geburtstag grub sie den Garten um und erntete ihr eigenes Gemüse.

Tag für Tag stieg sie noch bis weit über die 100 die Treppen zu ihrem Schlafzimmer hoch und schlief in einem original Bett, das ein Schreiner 1936 für sie und ihren Mann angefertigt hatte.

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Eigenes Gemüse anbauen war eine Gewohnheit, die sie aus den Erfahrungen als Kind im Ersten Weltkrieg (1914 bis 1919) kannte.

85 Jahre im eigenen Haus und kein bisschen Müde

Ebenso kannte sie dies aus den Entbehrungen des Zweiten Weltkriegs (1939 bis 1945). In diesem brutalen Krieg hatte sie sich mit ihrem Mann und ihrer Mutter durchgeschlagen. Der Vater war jedoch schon im Ersten Weltkrieg gefallen.

Im April 2016 starb die 1911 geborene Dame schließlich – mit knapp 105 Jahren und zwar in einem pfälzischen privaten kleinen Pflegeheim.

Das bedeutet: Sie lebte fast 85 Jahre in ihrem eigenen Haus, auf das sie bis zu letzt stolz war.

Einzelnachweise

(1) Aussenseiter. Spitzenreiter, MDR Fernsehen vom Do 23.05.2019, 19:50Uhr

(2) Herrengasse 6 – 8. Das erste Hochhaus Wiens… 1932 wurde Wiens erstes Hochhaus nach Rekordbauzeit in der Herrengasse eröffnet und ist seither Anziehungspunkt wie Domizil von Prominenten, Künstlern und Intellektuellen. Oskar Werner, Curd Jürgens, Paula Wessely und Gusti Wolf nahmen hier ebenso Logis wie später Daniel Kehlmann oder Christoph Waltz. Ein Haus, das unzählige Geschichten zu erzählen hat, in: ORF 2 Europe, Länge: 30 Minuten, 19.5.2019.

(3) Elisabeth Weisbrodt wird 101: Geboren 1911 vor dem Ersten Weltkrieg, von Maximus, in: kriegsberichterstattung.com vom 31.7.2012. Abgerufen am 24.5.2019.

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