Vor wenigen Tagen ging Venezuelas Kryptowährung „El Petro“ an den Start. Bereits am ersten Verkaufstag hätte man mehr als 735 Millionen Dollar eingenommen, vermeldet der venezolanische Präsident Manduro, also rund 600 Millionen Euro. Woher der Millionenbetrag kommt, ist fraglich. Denn Privatanlegern ist es nahezu unmöglich die Kryptowährung zu kaufen, wie ein Test von steuerratschlag.eu zeigt.

Am 20. Februar startete die Emission für die venezolanische Kryptowährung „El Petro“ und die Verantwortlichen klatschen jetzt schon in die Hände. Der Grund: Am ersten Verkaufstag spülte der Petro bereits 735 Millionen US-Dollar in die leeren Kassen Venezuelas, umgerechnet rund 600 Millionen Euro. Das Geld kann das wirtschaftlich stark angeschlagene Land gut gebrauchen, denn trotz der riesigen Öl-Reserven ist die venezolanische Bevölkerung bitterarm. [1]

Ob die staatlich herausposaunte Behauptung über den Erfolg des Petros wahr ist, lässt sich leider nicht genau überprüfen. Fakt ist allerdings, dass viele Privatanleger seit der Eröffnung des Vorverkaufs mit zahlreichen Hürden zu kämpfen haben, um sich überhaupt erst einmal auf der offiziellen Website zu registrieren. Zwei kryptobegeisterte Redakteure von steuerratschlag.eu wollten ebenfalls in die erste staatlich emittierte Digital-Währung investieren – leider ohne Erfolg.

Bereits im Vorfeld war auf der offiziellen Website vom Petro-Coin nur wenig Informationsmaterial über den genauen Ablauf des Initial Coin Offering (ICO), eine Art Börsengang für Kryptowährungen, zu finden. Lediglich ein im Januar veröffentlichtes Whitepaper kündigte eine Art Vorverkauf für den Petro am 20. Februar 2018 um 13:30 Uhr deutscher Zeit an. Gleichzeitig versprachen die Verantwortlichen für Früheinsteiger saftige Rabatte von bis zu 60 Prozent auf den Verkaufspreis von 60 Dollar pro Petro-Token. Ein Ölfeld in der Orinoco-Region soll als Sicherheit für die Cyber-Devise dienen. [2]

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Offen blieb hingegen die Frage, wer an dem Vorverkauf überhaupt teilnehmen darf. Üblicherweise sind solche „Private Placements“ einem exklusiven Käuferkreis von Großinvestoren vorbehalten. Und auch Venezuelas Kryptowährungsaufseher, Carlos Vargas, sagte am Wochenende, dass der Petro vor allem Investoren aus Katar, der Türkei und anderen Staaten des Nahen Ostens anziehen werde. Auch Europäer und Amerikaner würden mitmachen, so Vargas weiter. [3]

Am Dienstag versuchten dennoch zwei Redaktionsmitglieder als Kleinanleger Petros zu kaufen. Während die Medienmaschinerie bereits anlief und überall vom erfolgreichen Verkaufsstart der neuen Cyber-Divise berichtet wurde, tat sich auf der offiziellen Website herzlich wenig. Die Redaktionsmitglieder suchten am Verkaufstag gegen 14 Uhr verzweifelt nach neuen Informationen über den genauen Ablauf.

Erst im Verlauf des Abends und mit einer reichlichen Verspätung von acht Stunden  erschien auf der Webseite eine Verlinkung mit dem Hinweis „Pre-Sale“, die zu einem kurzen Registrierungsformular in Spanisch führte. Darin sollten ausländische Interessenten ihren Namen, Ihre Reisepassnummer und ihre E-Mail-Adresse hinterlassen und über eine Captcha-Abfrage bestätigen. Was mit den Daten anschließend passiert, erklärt die Website hingegen nicht. Auch das E-Mail-Postfach der beiden Redakteure blieb zunächst leer. [4]

Eine Bestätigung über den erfolgten Registrierungsprozess erhielt am nächsten Morgen zumindest einer der Redakteure per E-Mail. Dabei wurde der Nutzer zu einer weiteren Website geleitet, wo der gewünschte Investitionsbetrag und die Zahlungsweise, also in Bitcoin, Ethereum, Dollar oder Euro angegeben werden musste. Nach Absenden des Angebots bleibt der Nutzer allerdings über den weiteren Verlauf im Unklaren. Selbst 48 Stunden nach Abgabe des Angebots wartet der Redakteur auf ein Feedback der Petro-Verantwortlichen. Selbst wer Fragen hat, muss diese wohl für sich allein beantworten: Auf der Webseite fehlen sowohl ein umfangreicher FAQ-Bereich als auch ein Kontaktformular.

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Fest steht: Bislang scheiterten beide Versuche, um an Petros zu kommen. Während ein Redakteur noch nicht einmal eine Registrierungsbestätigung erhalten hat, wartet der andere auf die Angebotsannahme vonseiten der venezolanischen Herausgabestellen. Wie lange das noch dauern wird, steht in den Sternen.

Die offizielle Website hüllt sich indes in Schweigen und gibt mehr Rätsel auf, als das sie Klarheit schafft. Vor diesem Hintergrund scheint es äußerst fraglich, ob der Vorverkauf tatsächlich so erfolgreich verlief wie von Maduro behauptet. Zumindest Privatanleger scheinen beim Pre-Sale außen vor zu bleiben. Von daher gilt es als äußerst wahrscheinlich, dass sich vor allem reiche Großinvestoren am Pre-Sale beteiligten und sich satte Rabatte sicherten, während der „kleine Sparer“ erst zu einem späteren Zeitpunkt und zu viel höheren Kursen einsteigen darf.

Einzelnachweise

[1] Venezuela Rakes In $735 Million From El Petro Proceeds von Irina Slav, in: oilprice.com vom 21. Februar 2018. Abruf am 22. Februar 2018.

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[2] Venezuela’s oil-backed cryptocurrency more likely to be ruled ‚illegitimate‘ than succeed, economist says von Sam Meredith, in: cnbc.com vom 20. Februar 2018. Abruf am 22. Februar 2012.

[3] Venezuela cryptocurrency to draw investment from Turkey, Qatar-official von Reuters Staff, in: reuters.com vom 16. Februar 2018. Abruf am 22. Februar 2018.

[4] El Petro Registro, in: regpetro.mppeuct.gob.ve. Abruf am 22. Februar 2018.

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Von Marcus

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