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Ob Schweiz, Österreich oder Deutschland: Nach Jahrzehnten des Stillstands wird endlich wieder gebaut. Doch einige fürchten eine Immobilienblase.
Ob Schweiz, Österreich oder Deutschland: Nach Jahrzehnten des Stillstands wird endlich wieder gebaut. Doch einige fürchten eine Immobilienblase.

Seitdem viele Menschen der Meinung sind, es lohe sich nicht mehr, sein Geld auf dem Sparkonto zu sparen, investieren Millionen Menschen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz wie blöd in Immobilien. Doch es kann auch nach hinten losgehen.

Jetzt teile das Schweizer Bundesamt für Statistik (BFS) mit, wonach der Wohnungsleerstand in der Schweiz einen neuen Höchststand erreicht habe. So stünden insgesamt 72.294 Wohnungen und Häuser in der Schweiz zum Stichtag 1. Juni 2018 leer. Das heißt: Es ist zwar vorhandener Wohnraum, aber weder Mieter noch Eigentümer bewohnen ihn.[1]

  • In Deutschland wird seit rund fünf Jahren auch aus politischen Gründen keine Statistik mehr vom Statistischen Bundesamt (Destatis) rund um Wohnungsleerstand zwischen Garmisch und Flensburg, Aachen und Görlitz geführt.

Vor allem strukturschwache Regionen wie Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, aber auch NRW beklagten: Solche Statistiken würden angeblich ihrem Wirtschaftsstandort schaden, wenn also regelmäßig Zahlen von Wohnungs- und Häuserleerständen in den Medien stünden.

Alleine in der sächsischen Uni-Metropole Leipzig waren die vergangenen zehn Jahren noch Tausende Wohnungen, vor allem Plattenbauten, abgerissen worden – teils mitten in der Stadt, teils am Stadtrand.

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Für die Schweiz bedeuten die neuen Zahlen zum Immobilienmarkt, dass es mit 72.294 Wohnungen nun 8020 Immobilien, also Wohnungen oder Häuser gibt, die leer stehen und keinen Mieter oder sonstigen Bewohner finden.

  • Nicht klar ist, um was für Häuser oder Wohnungen es sich handelt. Beispielsweise weigern sich viele Mieter heutzutage in schlecht isolierte, hellhörige und dazu schlecht geschnittene und schlecht ausgestattete Wohnungen aus den 1950er bis 1980er Jahren zu ziehen. Die Baustandards sind heute erheblich höher, als in den ersten 40 Jahren nach Ende des Zweiten Weltkrieges.

Beispielsweise ist Zürich dafür bekannt, „die letzten Bruchbuden für unverschämt viel Geld den Mietern anzubieten„, beklagt Philipp, ein Internet-Fachmann aus Deutschland, der jetzt in Zürich arbeitet, gegenüber steuerratschlag.eu.

Seit 2010 steige jedenfalls im Alpenland Schweiz, schreibt die größte Boulevardzeitung dort, der BLICK, die „Leerwohnungsziffer stetig an“.[2]

Wohnungsleerstand von bis über 2 Prozent

Habe der Leerstand an Wohnraum 2010, also vor acht Jahren, noch bei 0,9 Prozent gelegen, betrage er nun 1,6%. In einigen Regionen liege er gar bei über 2%, beispielsweise in der Ostschweiz Nähe Bodensee.

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Neben den Wohnungen sind auch Häuser von Leerstand betroffen. Unter den 72.294 Immobilien sind nämlich 7192 Häuser in der Schweiz unbewohnt (+7%).

Nach Angaben des HEV Hauseigentümerverband Schweiz [3] könne man bei einer durchschnittlich angenommenen Miete von rund 1000 Franken kalt einen derzeitigen Verlust von rund 864 Millionen Schweizer Franken annehmen, der durch Nicht-Vermietung den Immobilienbesitzern entstehe.

Zudem schreibt der HEV:

„Dabei sind es längst nicht mehr nur die peripheren Gebiete, in denen Wohnungen leer stehen. Der Kanton Aargau hat beispielsweise eine Leerwohnungsziffer von 2.65%, was 8‘734 leeren Wohnungen entspricht. In Aarau selber, 25 Minuten Zugfahrt von Zürich entfernt, werden auf Homegate Wohnungen ohne Mietkaution angepriesen, da sie anscheinend sonst nicht vermietet werden können. Auch mit Gratis-Monaten wird geworben. Dies wirkt sich auch auf die Mieten aus: insgesamt sind die Angebotsmieten gemäß dem Index von Wüest Partner seit 2015 rückläufig.“[3]

Einzelnachweise

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[1] Leerwohnungszählung vom 1. Juni 2018. Leerwohnungsziffer auf über 1,6% gestiegen, von: Bundesamt für Statistik vom 12.9.2018. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home.gnpdetail.2018-0476.html

[2] Neuer Rekord in der Schweiz. 72’294 Wohnungen und Häuser stehen leer, von: Maren Meyer, In: BLICK Online vom 12.9.2018. https://www.blick.ch/news/wirtschaft/neuer-rekord-in-der-schweiz-72294-wohnungen-und-haeuser-stehen-leer-id8842739.html

[3] 72‘000 leere Wohnungen – Platz für St. Gallen und Lugano, Pressemitteilung des HEV Hauseigentümerverband Schweiz vom 12.9.2018. https://www.hev-schweiz.ch/news/detail/News/72000-leere-wohnungen-platz-fuer-st-gallen-und-lugano/

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Von Tim

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